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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Ich habe deinen Fechtmeister kennengelernt! Die Anna kennt ja die Mägde vom Schloss, und mit denen standen wir zusammen am Brunnen, als Herr Schlosser vorbeikam, und so sind wir ins Gespräch gekommen. Und du glaubst ja nicht, wie er sich von mir verabschiedet hat!«
    Friederike sah, dass sie schon wieder kurz davor war, einen Lachkrampf zu bekommen.
    »Wie denn?«, fragte sie betont sachlich.
    »›Grüßen Sie Ihren Herrn Gemahl!‹, hat er gesagt und mir dabei zugezwinkert. Er denkt …« - Josefine konnte nicht mehr an sich halten - »er denkt …«
    Sie hatte die eine Hand vor den Mund geschlagen und die andere auf ihren Bauch gelegt. Ihre Schultern zuckten. Ab und zu entwich ihrer Kehle ein beinah tierischer Laut.
    »Er denkt«, beendete Friederike an ihrer Stelle ihren Satz, »dass du meine Geliebte bist, was?«
    Auch sie konnte sich irgendwann nicht mehr gegen Josefines ansteckendes Kichern erwehren und stimmte herzhaft in ihr Gelächter ein.
    Was für ein Durcheinander!, dachte sie, als sie der Freundin zwei Stunden später schließlich eine gute Nacht wünschte.

    Am nächsten Morgen - es war ihr zweiter Messetag, den sie etwas professioneller anzugehen gedachte als den vorangegangenen - studierte Friederike gerade das Wachtelmuster auf einer Kakiemon-Vase am Stand von Jan van Alphen, als eine Sänfte in den Hof getragen wurde. Kaum hatte der vordere Träger den
Schlag geöffnet, zeigte sich auch schon ein zierlicher Fuß in einem roséfarbenen Pantoffel in der Türluke, dann ein wohlgeformter Knöchel in einem hellen Seidenstrumpf. Sämtliche Geschäfte in dem kleinen Hof kamen zum Erliegen. Gebannt starrten die anwesenden Männer auf die Sänfte, alle hielten den Atem an. Schließlich kam die ganze Frau zum Vorschein.
    Wie der Frühling von Botticelli, dachte Friederike verblüfft. Schmale Schultern, blasse Haut, zarte Glieder. Und blond, sehr blond. Ein kleiner Page in einer roten Uniform mit goldenen Tressen, der hinter seiner Herrin aus der Sänfte geklettert war, spannte einen Sonnenschirm über ihr auf, obwohl der gesamte Hof im Schatten lag. Schutzsuchend sah sich das Feenwesen nach allen Seiten um. Doch kein Kavalier zeigte sich bereit, es durch das wilde Getümmel zu geleiten. Einen Moment war Friederike versucht, der verunsichert wirkenden jungen Dame zur Seite zu springen - sie konnte sich gut erinnern, wie unwohl sie sich selbst immer in solchen Situationen gefühlt hatte. Aber irgendetwas störte sie an der Frau. Soll sie sich allein durchkämpfen, dachte sie, ein bisschen Gedränge wird diesem Püppchen schon nicht schaden.
    Langsam schritt die Besucherin die Stände ab. Eine frische Brise, die nach Zitrone und Pfefferminze roch, ging von ihr aus. Am Höchster Stand blieb sie lange vor einem Leuchter stehen, der eine Kussszene zwischen einem Schäferpärchen darstellte.
    » Très chique! «, hauchte sie schließlich, um dann zu Jan van Alphen und den großen chinesischen Prunkvasen hinüberzuschweben. Doch erst die Hanauer Fayencen schienen sie wirklich zu überzeugen. Mit schlafwandlerischer Sicherheit pickte sie die Stücke heraus, die auch Friederike für die gelungensten hielt - das ein oder andere erkannte sie noch als ihr eigenes Werk - und gab ihre Bestellung bei Mijnheer van Alphen auf.
    Die junge Frau hatte schon fast ihre Sänfte wieder bestiegen, als sie sich zu besinnen schien und erneut auf Friederike zusteuerte.

    »Dieser Leuchter will mir nicht mehr aus dem Kopf. Wollen Sie ihn für mich zurücklegen?«, fragte sie mit ihrer mädchenhaften Stimme. »Mein Verlobter soll ihn sich auch ansehen. Ich denke, er wird ihm gefallen.«
    Sie klappte ihren Sonnenschirm zusammen, ließ sich von einem ihrer Sänftenträger den Schlag öffnen und segelte davon. Der frische Duft ihres Parfums hatte sich über den ganzen Hof gelegt.
    »Die war gestern schon mal da!«
    Benckgraff hatte die ganze Zeit schweigend an der gewundenen Treppe gelehnt, die zum Kaisersaal hinaufführte. Als wäre er mit den Gedanken ganz woanders, blickte er Friederike über die Schulter, die dabei war, das Wachtelmuster abzuzeichnen.
    »Die haben Geld wie Heu, diese Leclercs!«
    Tiefe Befriedigung über das gerade abgeschlossene Geschäft zeichnete sich auf Mijnheer van Alphens Zügen ab.
    »Holzhandel. Und neuerdings wohl auch Wechselgeschäfte. Das machen sie inzwischen alle.«
    Der livrierte Kellner aus dem »Lachenden Abessinier« drängelte in den Hof herein. Über dem Kopf hielt er ein Tablett mit einer Teekanne

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