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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Benckgraff.«
    Tiefe Ernsthaftigkeit schwang in seinen Worten mit. Wenn sie
ihn nicht so gut gekannt hätte, wäre auch Friederike auf ihn hereingefallen, aber sie wusste nur allzu gut, dass der schöne Caspar Ebersberg, illegitimer Sohn eines Barons und einer Bäckerstochter, niemals im Leben etwas ernst meinte.
    »Herr Ebersberg wird dafür sorgen, dass unsere Modelle endlich etwas mehr à la mode aussehen«, wandte sich Benckgraff feierlich an Friederike, Simon Feilner und Johannes Zeschinger. »Ich könnte auch sagen: etwas mehr › à la Meißen ‹, aber diese Bemerkung sollte den Raum hier lieber nicht verlassen.« Er kicherte leicht verschämt. »Ihr drei werdet eng mit Herrn Ebersberg zusammenarbeiten. Ich möchte, dass du, Johannes, ihm gleich nachher die gesamte Manufaktur zeigst, allem voran natürlich unsere Modellstube. Meister Kleinmüller wird sich vermutlich erst einmal querstellen und alles komplizierter machen, als es ist, aber das sind Eifersüchteleien, wie sie überall vorkommen, und folglich nicht weiter von Belang. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, meine Herrschaften …«
    Als hätte er seinen Pflichten damit Genüge getan, versenkte sich Benckgraff wieder in seine Aktenberge und überließ den neuen Kollegen seinen Mitarbeitern.
    Noch immer strahlend, stieg Friederike zwischen Johannes Zeschinger und Caspar Ebersberg die Treppe hinunter. Simon Feilner war zurückgeblieben, er schien noch etwas mit dem Direktor besprechen zu wollen.
    Plötzlich spürte sie eine Berührung zwischen den Schulterblättern. Caspar! Auf ihren fragenden Blick hin zog er nur leicht die Augenbrauen in die Höhe, ließ die Hand aber auf ihrem nass geschwitzten Rücken liegen.
    Was wollte er von ihr? Dieses kleine Zeichen konnte alles Mögliche heißen, von »Wir beide haben ein Geheimnis« bis zu »Lass uns in die erstbeste Kammer gehen, die Tür hinter uns zuschließen und uns die Kleider vom Leib reißen«. Es war auf jeden Fall bedeutungsschwer, auch wenn ihr überhaupt nicht klar war, was er ihr damit sagen wollte.

    Sie entschied sich vorsichtshalber für erstere Variante, obwohl sie die Hand zwischen ihren Schulterblättern als äußerst irritierend empfand. Hoffentlich würde Caspar nicht wieder mit seinen Tändeleien anfangen! So etwas konnte sie in ihrer jetzigen Situation nun gar nicht gebrauchen.
     
    » Z eigst du Herrn Ebersberg bitte, wie er zum ›Schwanen‹ kommt? Dort hat er sein Gepäck gelassen. Ich würde ihn ja gern selbst begleiten, aber meine Frau braucht mich zu Hause.«
    Johannes Zeschingers Frau war schwanger. Jeden Moment konnte das Kind auf die Welt kommen. Das vierte.
    Johannes’ Hemd hing wieder einmal aus seiner Hose. Caspar hingegen sah noch immer aus wie aus dem Ei gepellt. Zwar hatte auch er seinen Rock ausgezogen und trug ihn über den Arm gehängt. Aber seine Brokatweste war bis oben hin zugeknöpft, sein Hemd blütenweiß. Keine Schweißperle glitzerte auf seiner hohen Stirn.
    »Räumst du bitte meine Sachen auf?«
    Der Lehrjunge schreckte aus seiner Lethargie hoch, als Friederike ihn ansprach.
    Kaum waren sie und Caspar außer Sichtweite der Manufaktur, legte er ihr auch schon den Arm um die Schultern und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Mensch, Friederike, das war knapp! Fast hätte ich uns verraten, als du da plötzlich vor mir standest. Wenn es mir nicht vor Überraschung die Sprache verschlagen hätte, wäre mir bestimmt dein Name rausgerutscht.«
    Es kam ihr ganz natürlich vor, dass Caspar sie duzte. Obwohl das in Meißen anders gewesen war, selbst nach dem Kuss im Irrgarten. Seinen Arm zog er erst wieder zurück, als ihnen ein hoch mit Heu beladener Eselskarren entgegenkam. Eine Sense über die Schulter gelegt, lief Wanda Hesse, Annas Nachbarin, munter vor sich her singend neben dem Karren her. Die Räder wirbelten Staub auf. Sie hob die Hand zum Gruß. Caspar hustete.

    »Ich zeige dir erst, wo ich wohne. Es ist nicht weit. Danach bringe ich dich zum ›Schwan‹.«
    »Was für eine Szene!«, fing Caspar wieder an. »Du musst mir alles erzählen, wenn wir bei dir sind.«
    Wieder hatte er ihr die Hand leicht auf die Schulter gelegt und sah sie aus seinen dunkelgrünen Augen auffordernd an. Das Grün harmonierte perfekt mit der Farbe seiner Brokatweste. War Caspar so auf Äußerlichkeiten bedacht, dass er den Stoff für seine Weste passend zu seinen Augen ausgesucht hatte? Konnte ein so gut aussehender Mann tatsächlich auch noch so eitel sein?
    Als sie in die

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