Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
Vom Netzwerk:
abschrecken lassen. Er blieb bei seinem betont formellen Ton:
    »Nun, dann werden wir mal, der Herr.«
    Er nahm eine Strähne von ihrem Hinterkopf, hielt sie waagerecht in die Luft, und - schnipp - fiel eine Elle dunkler Locken zu Boden. Zügig kürzte er ihr gesamtes Haar auf knappe Schulterlänge, um erst bei den beiden letzten dicken Strähnen vorn an ihren Schläfen innezuhalten. Langsam strich er ihr das Haar hinter die Ohren und drapierte es dann über ihrer Brust. Mit den Händen folgte er der seidigen schwarzen Spur auf dem weißen Stoff.
    »Die bleiben dran«, erklärte er ernst. »Zunächst. Ich möchte mit einer Frau schlafen, nicht mit einem Jüngling.«
    Friederike nickte stumm. Im Spiegel beobachtete sie, wie seine schlanken gebräunten Finger entlang der Knopfleiste ihres
Hemdes nach unten wanderten. Vorsichtig schob er das aufgeknöpfte Hemd über ihre Schultern. Er lachte leise, als er das unordentlich gewickelte Brustband über ihrem Busen sah.
    »Na, keine Zeit gehabt, heute morgen?«, fragte er mit mildem Spott.
    Friederike gelang ein Lächeln, doch sie vermochte noch immer keinen Ton herauszubringen. Geschickt wickelte Giovanni das Band ab, bis sie mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel saß.
    Auch er sagte kein Wort, sondern schaute sie nur an. Als sich ihre Blicke in dem Kristallglas trafen, konnte sie sehen, wie eine milde Röte ganz allmählich ihren Hals und ihre Wangen überzog. Doch es war ihr nicht mehr peinlich. Gefühle gehörten dazu, dachte sie, er konnte ruhig sehen, was mit ihr passierte.
    Sie stand auf und ging um den Stuhl herum. Während Giovanni sie noch immer anstarrte, setzte sie sich aufs Bett, zog ohne jede Eile ihre langen weißen Strümpfe aus und knotete ihren Hosenlatz auf. Vollkommen nackt stand sie schließlich vor ihm. Die beiden langen Haarsträhnen bedeckten ihre Brüste.
    Giovanni trat auf sie zu, die Schere noch immer in der Hand.
    »Ich habe meine Meinung geändert, bellissima mia : Du bist auch ohne dein Haar Frau genug«, sagte er rau. »Ich will dich anschauen können.«
    Die beiden Strähnen ringelten sich zu ihren Füßen, als er die Schere endlich auf dem Waschtisch ablegte und mit den Händen über ihre Schultern, Brüste und Hüften glitt. Sein Mund presste sich auf den ihren, während er sie vorsichtig auf das Bett legte und ihren ganzen Körper mit Küssen bedeckte.
    Friederike konnte es kaum erwarten, auch seine Haut zu spüren. Sie half ihm, sich ebenfalls zu entkleiden. Die Köpfe in die Hände gestützt und einander gegenüber auf der Seite liegend, jedoch ohne sich zu berühren, betrachteten sie sich gegenseitig. Sie sah seine Brust mit der dichten schwarzen Behaarung, den
flachen, muskulösen Bauch und den aufragenden Penis, der sie in seiner Fremdheit im ersten Moment erschreckte.
    Giovanni schien ihre Gedanken erraten zu haben. Er nahm ihre Hand und legte sie sanft auf sein Geschlecht.
    »Du musst keine Angst haben, Federica. Ich werde auf dich aufpassen. Vertrau mir.«
    Mit großen Augen schaute sie ihn an. Sie merkte, wie eine tiefe Ruhe sie überkam. Es war richtig, was sie tat. Auch wenn sie ihn nie mehr wiedersehen würde. Auch wenn er vor ihr mit etlichen anderen Frauen geschlafen hatte und sie noch Jungfrau war.
    »Federica, ich weiß, es hört sich in deinen Ohren bestimmt seltsam an, aber ich habe noch nie eine Frau so begehrt wie dich. Ich meine das noch nicht einmal im eigentlichen Sinne des Wortes«, fügte er nach einer kurzen Pause mit einem Lächeln hinzu, »wenngleich ich nichts mehr herbeisehne, als mit dir zu schlafen.« Seine Hand zeichnete die Spalte zwischen ihren Brüsten nach. »Nein, das Begehren, das ich meine, bewegt sich auf einer anderen Ebene. Du kannst es mir glauben oder nicht, aber das, was ich für dich empfinde, unterscheidet sich von dem, was die anderen Frauen in mir ausgelöst haben. Vielleicht ist es Achtung, vielleicht ist es auch Liebe, ich weiß es nicht. Du bist die Erste, die mir ebenbürtig ist, die Erste, bei der ich ahne, dass ich mich so geben kann, wie ich wirklich bin. Du kennst mich nicht, du weißt nicht, was für ein Mensch ich bin, wie viel Schuld ich auf mich geladen habe, und doch scheint das alles keine Rolle für dich zu spielen. Das werde ich dir nie vergessen, Friederike, egal was da kommen, was sich vielleicht auch zwischen uns stellen wird.«
    Sein Blick war ernst, als er fortfuhr: »Denk daran, wenn du mein Handeln vielleicht eines Tages nicht begreifen solltest.«
    Er legte die Hand

Weitere Kostenlose Bücher