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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Hände. Leichter Dampf stieg von ihrer Kleidung auf.
    »Wir sollten hier gar nicht erst lange rumsitzen«, sagte der Ältere, der Wilhelm hieß, zu seinen Freunden. »Gehen wir besser gleich zur Gesellenherberge und melden uns dort an. Nachher ist der Schnee so hoch, dass gar nichts mehr geht.«
    Seine Kumpane waren offenbar anderer Meinung.
    »Erst mal warm werden! Wird schon nicht so schlimm sein mit dem Schnee, das bisschen Pulver, was da runterkommt …«
    Der riesige Michael gähnte ausgiebig.
    Johann, der Jüngste in der Runde, sah den übereifrigen Wilhelm empört an.
    »Wwwwir sind sssseit vier Uhr heute ffffrüh gelaufen. Bei Ddddunkelheit sind wir los. In dem Wwwwetter. Ddddu spinnst wohl! Ddddie werden uns ja nicht gleich mit der Ppppolizei oder der Zzzzunft kommen, nur weil wir eine Ppppause machen.«
    Sein Stottern war so stark, dass Friederike sich gefragt hatte, ob er jemals am Ende seiner langen Rede ankommen würde. Für die besonders schwierigen Buchstaben hatte er mehrere Anläufe gebraucht, bis sie aus seinem Mund herausstießen. Sein glattes Kindergesicht war vor Anstrengung noch röter geworden als ohnehin schon.
    »Sind die bei euch in der Zunft auch so streng?«, fragte Michael Friederike und räkelte sich entspannt. Sein schmutzigweißes Hemd war aus der Hose gerutscht und gab den Blick auf
seinen behaarten Bauch frei. Gierig nahm er noch einen Schluck heißen Gewürzwein.
    »Wir haben gar keine Zunft.«
    Die Handwerker starrten sie an.
    »Keine Zunft?«
    »Nein, mein Vater ist Drucker, der hat mit seiner Zunft ständig zu tun. Aber wir Porzellanmaler sind nicht organisiert.«
    Sie hoffte inständig, dass sie sich nicht irrte. Gab es womöglich doch eine Zunft, von der sie nur noch nie gehört hatte, die ihr aber, sobald sie in Höchst ankam, Scherereien machen würde?
    »Ich wünschte, das wäre bei uns auch so!«, rief Michael begeistert. »Keine Zunft! Das wär was. Die mischen sich in alles ein, schreiben einem alles vor!«
    »Für uns als Meistersöhne hat die Zunft nur gute Seiten«, widersprach Wilhelm ihm streng. »Und sie kümmern sich auch um uns, während wir auf Wanderschaft sind.«
    »Darauf könnte ich gut verzichten«, lachte Michael. Er schien den Einwurf seines Freundes nicht sehr ernst zu nehmen.
    »Und wo würden wir dann wohnen?« Wilhelm drehte sich zu Friederike um. »Solange wir unterwegs sind, können wir in den Gesellenunterkünften leben. Dort vermittelt man uns auch Arbeit.«
    »Arbeit?«, hakte sie nach. »Wer gibt euch Arbeit?«
    Je nachdem wie das Wetter sich entwickeln würde, müsste wohl auch sie sich früher oder später mit dem Gedanken anfreunden, in Hanau nach Arbeit zu suchen, dämmerte es ihr.
    »Ach, Arbeit zu finden ist kein Problem. Für uns gibt es immer was zu tun!« Wilhelm strahlte sie an. »Falls wir hier wirklich im Schnee stecken bleiben sollten, gehen wir eben einfach zum Hackl Ferdi. Das ist unser alter Schreinermeister, der wohnt seit ein paar Jahren in Hanau. Ich habe gehört, er hat den Auftrag, das Palais von einem Tuchhändler drüben in der Neustadt zu renovieren. Derivaux oder so ähnlich heißt der Mann. Der
schmeißt scheinbar einfach seinen ganzen alten Krempel raus und lässt sich vom Ferdi neue Möbel machen!« Missbilligend schüttelte er den Kopf. »So eine Verschwendung!«
    »Neu-Stadt, neu-reich … Ddddie Leute haben eben einfach zu vvvviel Geld!«, trumpfte der kleine Johann auf.
    Friederike dachte an ihre Mutter: Sie wäre auch zu so etwas in der Lage … Sie schüttelte den Kopf. Nein, was sie jetzt viel mehr beschäftigen sollte als ihre verwöhnte Mutter, war die Frage, welchem der beiden Schreinergesellen sie in Sachen Witterung eher Glauben schenken sollte, Wilhelm oder Michael. Wenn es wirklich so schlimm war, wie Wilhelm angedeutet hatte, würde sie in der Tat nicht so schnell nach Höchst weiterreisen können wie geplant.
    Michael, der vergeblich versucht hatte, mit der Magd zu schäkern und ihrer Unterhaltung nur mit halbem Ohr zugehört hatte, hob sein Glas.
    »Lasst uns anstoßen auf die Familie Derivaux! Danken wir ihnen, dass sie uns hier in Hanau überwintern lassen, Freunde!«
    »Vielleicht brauchen die auch noch einen Maler?«, fragte Friederike hoffnungsvoll. »Ich kann auch große Flächen gestalten, Wandmalerei und so, habe ich alles schon gemacht.«
    Friederike glaubte nicht wirklich an diese Möglichkeit, aber fragen konnte man ja mal. Sicher war sicher.
    Die Magd blickte endlich von ihrem Spinnrad

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