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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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Schlange. Dann fand sie Furcht in seinem Blick. Vater fürchtete sich vor Uvelan. »Es gab da einen alten Mann«, sagte sie, »der ist zu uns gestoßen bei den Polaben, hat sich uns einfach angeschlossen. Seine Nägel waren lang gewachsen wie Krallen. Blätter und Zweige hingen ihm im Bart und in der Mähne. Zuerst hielt ich ihn für den Waldherrscher.«
    »Den Waldherrscher!« entfuhr es ihm. Speicheltropfen landeten kühl auf Alenas Haut.
    »Ich habe später auch erkannt, daß er ein einfacher Mensch ist. Nur zuerst … Er sah so aus, wie ihr uns den Waldherrscher beschrieben hattet. Was ist das für ein Mann? Warum macht er dich so wütend?«
    »Das geht dich nichts an. Wo ist er jetzt? Warum ist er nicht mehr bei euch?«
    »Das geht mich nichts an? Wieso nicht? Ich bin Rethra, und es geht mich nichts an?«
    Nevopors Lippen wurden schmaler. Er sagte: »Du kannst froh sein, wenn ich dir wieder vertraue, Alena. Stelle keine Forderungen, hörst du?«
    »Forderungen? Du erwartest von mir die Wahrheit, aber selbst belügst du mich! Über Mutter hast du die Unwahrheit gesagt. Über den Alten willst du nicht sprechen. Was sind das für Schüsseln, von denen Javor gesprochen hat? Ich soll dir von ihm sagen: Seine Schuld ist hiermit beglichen. Welche Schuld, Vater?«
    »Er hatte auch dich in seinem Gewahrsam?«
    Alena nickte.
    »Dreißig eiserne Schüsseln! Eine ganze Karrenladung bestes böhmisches Eisen. Dieser Versager! Das hat er also als Preis genommen. Du bist teuer erkauft, Alena, du und die Franken.«
    »Erkläre es mir!«
    »Nein. Solange ich nicht weiß, ob ich dir vertrauen kann, werde ich dir nichts erklären.«
    »So ist das? Ein Werkzeug bin ich in deiner Hand, nichts weiter! Nun, dann sieh, wie sich das Werkzeug deinen Fingern versperrt!«
    »Oh, ich kenne diese Worte, die du sprichst. Wie ich sie hasse!«
    »So, wie du Mutter gehaßt hast?«
    »Du wirst keinen Schritt mehr machen ohne meine Erlaubnis. Tochter!« Er spie es aus. »Ich bin mir sicher, Uvelan ist in der Nähe. Du willst mir nicht sagen, wo er sich versteckt hält. Aber ich weiß, wen ich fragen muß.«

29. Kapitel
     
     
    »Genug!« befahl Nevopor. Es roch nach Blut in der fensterlosen Kammer, nach Schweiß und Urin. Schnaufen war zu hören, und das dicke Schweigen, das Schreien folgt. Es verstopfte die Ohren.
    Für einige Zeit sah er nur Schwärze und die Flamme eines kleinen Talglichts. Dann gewöhnten sich seine Augen allmählich an die Dunkelheit. Er erkannte den Mönch, den Hünen und den Bullen, die am Boden saßen, gefesselt und an die Wand gelehnt. Vor ihm stand Miesko, die Wangen glühten, der Blick war feucht, nahezu fiebrig. Von einem Deckenbalken hing der schmächtige Franke herab, die Hände oben über dem Stamm zusammengeknotet. Feine Linien zeigten sich auf seinem Rücken, Risse, in denen Blut zusammenfloß. Cozilo bog neben ihm die Rute, um sie geschmeidig zu halten.
    »Warum er?«
    Mieskos Kopf wackelte betrübt. »Er sieht am schwächsten aus, findest du nicht? Ich dachte, er würde zuerst aufgeben.«
    »Hat er geredet?«
    »Mein Fränkisch ist nicht sehr gut. Er erzählt fortwährend von verborgenen Truppen, die ihn retten werden.«
    Nevopor trat von hinten an den Hängenden heran, strich sanft mit den Fingerspitzen den verletzten Rücken hinunter. Ein Zittern lief über den Körper des Franken. »Sag mir«, raunte Nevopor, »wo sind diese Truppen versteckt?«
    »Niemand kennt ihre Verstecke«, ächzte der Schmächtige.
    »Niemand?« Nevopor zog sich zurück und nickte Cozilo zu.
    Phhhhhhhht!
fauchte die Rute. Noch während der Franke schrie, war sie wieder da.
Phhhhhhhht!
Haut platzte, neue rote Linien kreuzten die anderen. Der Schmächtige zappelte, winkelte vor Schmerzen die Beine an, winselte.
    Ruckartig hob Nevopor die Hand, und Cozilo hielt inne. »Nun? Du erinnerst dich?« Er hatte in ein süßes, wohlwollendes Fränkisch gewechselt. »Wo hast du sie zuletzt gesehen?«
    »Sie sind unsichtbar«, hauchte der Franke.
    »Unsichtbar? Daß ich nicht lache!«
    »Sie werden mich retten, weil ich sie immer geachtet habe.«
    Der Peiniger hob die Rute, aber Nevopor bedeutete ihm zu warten. »Sprich weiter.«
    »Wenn ich befreit bin, werden sie mir ihre glitzernden Paläste zeigen«, keuchte der Franke, »und dann werden sie meine Seele sicher zu Gott geleiten. Du kannst mich nicht opfern, Bote Satans! Mit ihren roten Nebelkappen gelangen sie unbemerkt in deine Teufelsburg, und sie werden mich hinausführen durch geheime

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