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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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Türen, die nicht einmal du kennst.«
    »Waren sie schon einmal hier? Woher kennen sie die Burg?«
    »Oh, sie waren sicher hier. Du hast es nicht bemerkt.«
    »Franken? In Rethra?«
    »Es sind keine Franken. Es ist ein Volk, das unter der Erde Gänge gräbt.«
    »Welches Volk sollte das sein?«
    »Ist wenigen bekannt, man muß vorsichtig sein und rücksichtsvoll. Sie zeigen sich nicht jedem! Aber mich werden sie retten.«
    »Wie heißt du?«
    »Audulf.«
    »Höre, Audulf. Bis deine geheimnisvollen Helfer ankommen,kann ich dir noch viele Schmerzen bereiten. Ich kann dir den Verstand aus dem Leib prügeln lassen, kann diese Stunden für dich zur schlimmsten Qual machen. Willst du das?«
    Schweigen.
    »Um es zu verhindern, mußt du mir nur zwei Fragen beantworten. Wie groß ist das Heer Liutberts? Und wo steckt der Alte, der euch begleitet hat?«
    »Bitte«, winselte Audulf, »bitte, ich weiß das nicht, wirklich. Kannst du nicht andere Fragen stellen? Ich will alles sagen!«
    »Tut mir leid, andere Fragen gibt es nicht. Du wirst wohl die Schläge einstecken müssen, so lange, bis deine Freunde auftauchen.«
    Audulf heulte auf, jaulte Unverständliches.
    »Er weiß nichts«, sagte Nevopor. »Macht ihn los.«
    Miesko stotterte: »Was … was ist mit den … den Truppen?«
    »Es klingt, als würde er von Geistern sprechen.«
    Nach kurzem Zögern kletterte Cozilo auf einen Schemel, zog ein Messer und schnitt am Balken die Fesseln durch. Der schmächtige Franke fiel herab wie eine Strohpuppe. Bevor er sich aufrappeln konnte, war Cozilo über ihm und bog ihm die Arme auf den Rücken. Miesko ging mühevoll auf die Knie, um die Hände des Gefangenen zu fesseln.
    »Ihr seid der Herr dieser Burg, nicht wahr?«
    Nevopor drehte sich herum. Der Mönch hatte den Blick zu ihm erhoben. Er wußte am meisten, wenn er tatsächlich der Führer der Gruppe war. Andererseits: Er würde nicht reden, dafür sah er zu entschlossen aus, zu stark.
    »Ist das eine angemessene Art, seine Gäste zu empfangen?«
    Nevopor zeigte auf den Hünen. »Ihn will ich haben.«
    Kaum war es ausgesprochen, erhob sich der breitschultrige, blonde Franke, ohne daß ihn jemand berührt oder infränkischer Sprache dazu aufgefordert hätte. Er blickte starr vor sich hin. Furcht zeigte er keine; er schien die Schmerzen eher herbeizuwünschen.
    »Du kennst mich nicht.« Nevopor trat an den Hünen heran, so nahe, daß er deutlich den Schweiß roch, der in den Kleidern des Franken hing. Leicht tippte er gegen seine Brust, immer wieder. »Ich bin Alenas Vater«, flüsterte der Priester. »Ihr Blut fließt auch in meinen Adern, sie ist ein Teil von mir. Ach, wie ist sie zu mir gelaufen gekommen, wie hat sie sich an meine Brust geworfen! Sie hat mir alles berichtet, alles. Eure Küsse, eure heißen Umarmungen – ich weiß es. Es ist ihr schwergefallen dich zu belügen, hat sie mir gestanden, weil du ein guter Liebhaber warst. Sie hat dich auf eine gewisse Art gemocht, obwohl sie natürlich deine plumpe Dummheit verachtete. Nichts hast du bemerkt! Du bist ihr auf den Leim gegangen, wie eine Fliege auf dem Blatt des tödlichen Sonnentaus landet. Dummkopf! Hast du ihr wirklich vertraut?«
    Endlich ein Keuchen, ein hartes Schlucken in der Kehle des Hünen.
    Nevopor trat zurück, um ihn zu betrachten. Der Franke hatte die Augen geschlossen, hielt die zuckenden Lippen fest aufeinandergepreßt.
    »Trauere nicht. Sie hatte Freude an dir, das hat sie deutlich gesagt. Ist das nicht eine Ehre für dich? Mag sein, daß sie dich für ihre Zwecke benutzt hat, aber sie hat mit guter Münze bezahlt dafür, nicht wahr? Oder hast du das Spiel etwa als Ernst angesehen?«
    Der Hüne rang sichtlich um Fassung. Ein Beben fuhr über seine Wangen, und unter den geschlossenen Lidern zwängten sich Tränen der Wut hervor.
    »Weißt du, nur eines verwirrt mich. Sie scheint mit jemandem zusammenzuarbeiten, der überhaupt nicht zu ihr paßt: einem alten Greis. Es sieht sehr danach aus, als würden sie einen Plan verfolgen, einen bösen Plan. Er will sie holen, bald, und dann werden sie irgendwo in den Wäldernüber ihr gelungenes Kunststückchen lachen, über dich werden sie lachen und über dein dummes, verliebtes Gesicht. Über die anderen, die sie reingelegt haben. Ich finde, damit geht sie zu weit.«
    »Wenn du denkst«, röchelte der Hüne, »daß ich dir etwas preisgebe, dann täuschst du dich.«
    Nevopor schlug die flache Hand neben dem Franken gegen die Wand. »Ich hasse diesen Alten,« zischte

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