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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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wie könntest du Menschenwurm dir herausnehmen, mich zu reizen?«
    »Kehre dahin zurück, wo du herkommst, Dämon!«
    Der Waldherrscher lachte. »Fürchtest du dich?«
    »Keine Kreatur der Finsternis kann mir Schaden zufügen. Ich bin ein Botschafter Gottes.«
    »Deine Undankbarkeit ist unerträglich. Ein Pestgestank bist du, nichts weiter.« Er wandte sich zum Gehen. »Unverdient erhaltet Ihr Euer Leben – dankt dem Himmelsschmied dafür.«
    »Wer bist du? Mit welcher Macht hast du die Polaben vertrieben?«
    Ohne Antwort schritt der Waldherrscher davon, und die Bäume neigten ihre Zweige vor ihm.

7. Kapitel
     
     
    »Laßt uns von hier verschwinden«, keuchte Embricho. »Die Wenden werden wiederkommen.«
    Alena stand auf. »Sie werden Euch kein Haar mehr krümmen. Der Waldherrscher hat gesprochen.«
    Bruns Gesicht verfinsterte sich, Audulf murmelte tonlose Worte. Auch der Mönch prallte zurück, haspelte: »Fränkisch? Du sprichst Fränkisch? Die ganze Zeit …«
    »Eine Schurkin, ein Schlitzohr!« Audulfs Stimme überschlug sich. »Sie spricht Fränkisch! Man kann den Menschen nicht trauen, das sagt das Erdvolk wieder und wieder. Haben sie nicht recht? Sie haben recht.«
    »Du kennst den Mann?« fragte Embricho. »Plötzlich bist du vor ihm in die Knie gesunken.«
    »Jeder kennt ihn. Schon den Kindern raunen die Alten von ihm vor.«
    »Ist es ein König?«
    »Er ist der Herrscher der Waldgeister.«
    »Unsinn. Ein Mensch kann keine Geister bezähmen.«
    »Natürlich nicht.« Sie wisperte ehrfürchtig: »Der Waldherrscher ist auch kein Mensch, sondern selbst ein Geist, ein mächtiger.«
    »Ein Dämon«, zischte Tietgaud. »Habe ich es nicht gesagt? Natürlich verstellt er sich; er wollte es nicht hören, als ich sein wahres Wesen beim Namen nannte.«
    Embricho hob das Schwert vom Boden auf. »Wir haben also nichts mehr zu fürchten?«
    Die Polaben würden seinem Wunsch gehorsam folgen, bestätigte Alena.
    »Dann laßt uns umkehren.«
    Der Marder kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen, Embricho? Umkehren?«
    »Es sind alle tot. Welchen Sinn macht es weiterzuziehen? Begraben wir sie und kehren dann zurück nach Magdeburg.«
    »Das werden wir nicht tun. Wir verlassen dieses Land erst, wenn Rethra zerstört ist.«
    »Rethra zerstört? Tietgaud, seid Ihr blind? Seht Ihr nicht, was Ihr angerichtet habt? Tote, Tote, Tote! Warum mußtet Ihr Magdeburg verlassen? Die Gegend um den Vorposten herum ist heidnisch genug, Gott sei’s geklagt. Es gibt kaum mehr Pfarrkirchen dort, als die Elbe Goldklumpen ans Ufer spült. Konntet Ihr nicht in diesem riesigen Pfarrsprengel Christus predigen, vielleicht ein Kloster gründen? Was hättet Ihr erreichen können! Der Bischof von Halberstadt hätte es Euch mit höchster Achtung und Geschenken gedankt. Aber nun: Was soll ich Haldemar sagen? Wie trete ich dem Kastellan unter die Augen? Sagt mir das.«
    »In Magdeburg bleiben? Embricho, ich komme aus Corbeia Nova. Das ist eine Verpflichtung!«
    »Nichts als Gerede.«
    »Gerede? Denkt an Ansgar, den ersten Leiter der Klosterschule von Corbeia Nova.«
    »Irgendein Ansgar kümmert mich nicht.«
    »Schämt Euch, wenn Ihr ihn nicht kennt. Ansgar verließ wie ich die Wälder der Heimat. Er reiste in den hohen Norden hinauf, brachte den Jütländern, den Schweden, den Dänen den wahren Glauben. Vor fünf Jahren starb er als Erzbischof von Hamburg.«
    »Und Ihr möchtet ebenfalls Bischof werden?«
    »Ihr wagt es! Würde ich nach Macht und Ansehen streben, wäre ich dann nicht am Hof meines Vaters geblieben? Oder in Corbeia Nova? Die Besitztümer meines Klosters reichen von den Weinbergen im Süden bis hin zu Ländereien im Friesland – das ist Macht, nicht diese finsteren Wälder hier.«
    »Ihr klingt gerade so, als wärt Ihr Abt und nicht einfacher Mönch.«
    »Ich weiß sehr wohl, was der Unterschied ist. Das Leben als Mönch bedeutet, unter dem Joch der Regel und unter der Leitung eines Abtes seinen geistlichen Kriegsdienst zu leisten, wie der ehrenvolle Benedikt von Nursia uns tun hieß. Ich habe meine
promissio
gegeben, und ich werde mich daran halten. Mein Auftrag ist die Bekehrung der Wenden – nichts wird mich davon abbringen.«
    »Nicht einmal der Tod von zwanzig Männern weckt Euch aus Eurem Traum? Ihr tragt die Schuld an unserem Untergang, Ihr allein.«
    »Was für ein Krieger Ihr seid!« spottete Tietgaud. »Seht Ihr nicht die Ehre, die es in sich birgt, die Ehre, für den wahren Glauben zu sterben? Es gibt nichts

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