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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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angeschwollene, gerötete Haut. Plötzlich wünschte sie sich, Embricho würde kühle Luft auf ihren Arm blasen. Sie tagträumte sein Gesicht, die schmalen Lippen, ein sanftes Lächeln im wilden, starken Blick, wie er sie anschaute und dabei langsam, von den Fingerspitzen geführt, ihren Arm an seinen Mund hob, um den Stich heilzuküssen. Wenn seine Lippen ihre Haut berühren würden, das könnte sie nicht aushalten, sie würde es genießen und zugleich etwas fühlen, das wie ein Feuer brannte, etwas, das ein Schmerz war und eine unerträgliche Lust.
    Noch einmal drückte Alena ihre Lippen auf den Stich, sanfter diesmal. Würde das Embrichos Mund sein …
    »Alena?«
    Sie fuhr zusammen. Embricho war unbemerkt neben sie getreten. Hitze flutete ihre Wangen.
    »Nehmt Ihr ein kleines Geschenk der Wildnis an?«
    Seine blondbehaarte Hand hielt einen Stengel vor ihr Gesicht: sieben weiße, zarte Glöckchen hingen daran, das kleinste an der Spitze noch geschlossen, die anderen sich vergrößernd bis zum unteren Teil des Halms. Sie schaukelten lautlos.
    »Maiglöckchen«, sagte sie. »Danke.« Sorgfältig darauf bedacht, Embrichos Hand nicht zu berühren, nahm sie den Halm entgegen.
    »Wir gehen dem Tod entgegen, warum sollte man da nicht freundlich sein. Danke, daß Ihr mich gestern retten wolltet. Wahrscheinlich habt Ihr’s auch. Ich hätte bei dem Kampf gegen die Polaben in vorderster Reihe gestanden. Ist ein Wunder, daß Brun, Audulf und Tietgaud sich so lange halten konnten bei der Überzahl.«
    »Sie sind fortgelaufen.«
    »Und wenn! Ein guter Anführer hätte ihnen befohlen zu fliehen vor einer solchen Übermacht.«
    Wie Mstislav, dachte Alena. Plötzlich ekelte es sie vor sich selbst. Sie hatte sich vorgestellt, vom Mörder Mstislavs, Nakons und Nelets auf den Arm geküßt zu werden! Konnten die Geister ihre Gedanken lesen? Hoffentlich waren die Redarier schon verbrannt und vergraben. Was war in sie gefahren?
    »Aber ich, ich habe sie in ihren Tod geschickt. Ich hätte ahnen müssen, daß es eine Falle war.«
    »Das hättet Ihr nicht. Die Polaben haben das Lager überfallen – es gab kein Entrinnen.«
    Der Hüne blieb stehen. »Warum haben sie uns nicht in der Nacht angegriffen, während wir schliefen?«
    »Vielleicht waren noch nicht genug Krieger versammelt. Bedenkt, sie hatten erst einige Stunden.« Alena preßte die Lippen aufeinander. Beinahe wäre es ihr herausgerutscht:einige Stunden nach dem Hilferuf, dem Totenlied. Sie beeilte sich zu sagen: »Wenn wir annehmen, daß sie uns vorgestern entdeckt haben.«
    »Und weshalb haben sie ausgerechnet dann angegriffen, als ich fort … Natürlich!« Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Sie haben gesehen, daß ich mit Euch in den Wald ging, und haben den Augenblick genutzt. Hätte ich das Lager doch nie verlassen!«
    Der Hüne erschien Alena plötzlich abstoßend. Waren seine Schultern nicht leicht gekrümmt? Hatte seine Stimme nicht einen weinerlichen Beiton? Mit einer raschen Bewegung schleuderte sie das Maiglöckchen an den Wegrand. Sie lief los, drehte sich noch einmal um, fauchte: »Wenn Ihr lieber tot wärt, bitte schön, hängt Euch am nächsten Baum auf.«
    »Wartet! Entschuldigt. Ich bin Euch dankbar, wirklich.«
    Schweigend schritten sie nebeneinander her. Der herbsüße Duft der Lindenblüten verband sich mit der Mittagswärme. Alena fühlte sich, als klebte er auf ihrer Haut im Gesicht, unter den Achseln, auch dort, wo der Gürtel ihr das Wollkleid auf den Bauch drückte. Es war kein angenehmer Duft, und es war keine angenehme Wärme. Die schwachen Windstöße verschafften wenig Linderung, sie räumten die Schwüle nur um, hoben sie kurz an, so daß sie sich neu herniedersenken konnte auf alles, was lebte und aufrecht lief.
    War Embrichos Haltung nicht etwas Besonderes? Er strebte danach, die Verantwortung für den Tod von zwanzig Kriegern zu übernehmen, wo andere jede erdenkliche Lüge genutzt hätten, um die Schuld von sich zu weisen. Welcher Vergleich: ein Mann wie der Hüne, und ein Halbwüchsiger wie Cozilo. Embricho würde Mieskos Sohn im Genick packen und in die Höhe heben, um ihn zu schütteln. Daß der Hüne dennoch etwas Kindliches an sich hatte, sich seiner Sache nicht vollständig sicher war, machte ihn liebenswert. »Was sollte die Blume überhaupt?«
    »Weiß ich auch nicht.« Embricho löste sich, ging nachvorn zu Tietgaud, ließ sie allein. Alena sah seine Schultern, den Nacken. Wie er den Kopf aufrichtete, wie er sich

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