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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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freimachen, auch wenn Ihr die Tochter dieses großen Götzendieners seid. Genauso kann er Euch zur Rechenschaft ziehen, wenn Ihr uns Schaden zufügt. Einstweilen«, er seufzte, »werden wir Euch weiter Vertrauen entgegenbringen.«
    Für einige Augenblicke schwiegen die Franken und musterten sie. Dann schlug Brun mit der flachen Hand gegen einen Baum. »Nicht einmal die Messer haben sie uns gelassen. Ein Rudel Wölfe, Unsinn, was sage ich: Ein einziger hungriger Wolf könnte unser Ende sein. Wir sollten uns Knüppel suchen.«
    Embricho musterte Alenas Gürtel. »Die Hochpriestertochter hat noch ein Messer. Und ich weiß auch schon, wo ich Fleisch finde. Ihr könnt Holz sammeln. Kennt sich jemand mit Wurzeln und Beeren aus?«
    »Ich.« Der Alte lehnte immer noch an demselben Baum.Es sah beinahe so aus, als wäre das verfilzte Haar und der mit kleinen Zweigen, Kletten und Blattstückchen behängte Bart mit der Rinde des Baumes verwachsen. Uvelans graue Augen sahen ruhig von einem zum anderen. Er mußte es gewohnt sein, angeschaut zu werden.
    »Sind das Wurzeln in dem knittrigen Beutel an Eurem Gürtel?« Tietgaud deutete mit dem Finger darauf.
    »Nein. Warum sollte ich Wurzeln mit mir herumtragen? Wir sind im Wald, also sind wir von Nahrung umgeben.«
    »Tatsächlich? Von Nahrung umgeben … Wo denn?«
    Nun löste sich der Alte vom Baum und stand frei. Er sprach ohne Triumph. »Ihr wißt das nicht? Wir haben Juli. Die Wurzeln der Nachtkerze sind jetzt verholzt, das ergibt wenig Sinn. Aber auf den nassen Wiesen wächst Geißbart, mit weißer Blüte um diese Jahreszeit. Die jungen Sprosse und die Wurzeln sind eßbar. Ebenso die der Eselsdistel und der Klette. Noch während Ihr schlieft, habe ich einige Blätter Schlangenknöterich gegessen, milde und schmackhaft sind sie. Habt Ihr nicht die hellroten Blütenkolben gesehen? Der Schlangenknöterich liebt diese feuchte Gegend. Und die Sternmiere; sie blüht jetzt nicht mehr, aber Ihr könnt sie an den gezackten, immer zu zweit vom Halm wachsenden Blättern erkennen.« Hier brach er ab, zog die Augenbrauen zusammen. »Warum schaut Ihr so? Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, nein«, beteuerte Tietgaud. Er sprach sehr leise und kratzte sich das Marderkinn. »Woher wißt Ihr all das?«
    »Ich verehre den, der diese Wälder geschaffen hat. Ist es da nicht meine Pflicht, auch sein Werk zu kennen?«
    »Gott hat den Wald geschaffen.«
    »Richtig, Gott. Wir nennen ihn Svarogh. Willst du mir sagen, Mönch, daß er vergessen hat, die Franken in seine Welt einzuweisen? Den Slawen hat er sie erklärt, und das Wissen wurde weitergegeben, Generation um Generation.« Beinahe unhörbar murmelte der Alte: »Bis zu mir.«
    »Darüber werden wir reden müssen. Auch Luzifer behauptet, die Erde zu beherrschen. Aber bevor ich Euch daserkläre, sollten wir Wasser und Nahrung finden. Alena, gehst du mit ihm auf die Pflanzensuche?«
    Sie warf einen schnellen Blick zum Hünen. »Nein. Ich gehe mit auf die Jagd.«
    Embricho hob an, etwas zu sagen, schwieg dann aber. Sein Hals färbte sich rot, und er tippte unruhig auf eine kleine, seitliche Ausbuchtung unterhalb des Gürtels.
    »Also gut, dann geht Audulf mit ihm. Brun und ich sammeln Holz. Haltet alle Ausschau nach frischem Wasser, das brauchen wir besonders dringend.«
    »Es gibt eine Quelle nicht weit von hier«, sagte Uvelan. »Dort hinten.« Er reckte den Arm. »Lauft, bis Ihr einige Eschen findet. Sie wachsen gern am Wasser. Zwischen ihren Wurzeln fließt das Rinnsal.«
    »Wir treffen uns hier.« Embricho kehrte sich zum Wald um, entgegengesetzt der Richtung, die der Alte gewiesen hatte, und ging los.
    Alena folgte dem Hünen. »Wo bekommen wir Fleisch her? Willst du eine Falle bauen?«
    »Nein. Es gibt einen kleinen See dort hinten, der Weg berührt ihn fast. Habt Ihr ihn bemerkt heute nacht?«
    »Ich dachte, wir sagen du zueinander?«
    »Meinetwegen.«
    Sie schluckte. Ihr Kopf war plötzlich übervoll mit Leere. »Ich glaube, ich … Ich habe nichts gesehen. War sehr müde. Also willst du fischen?«
    »Ich will Schildkröten fangen.«
    Pfützen standen zwischen den Stämmen. Dort, wo kein Wasser war, bedeckten rottende Blätter den Waldboden. Sie glänzten naß, und unter ihnen schmatzte schwarzer Schlamm. Als sich schon der See zwischen den Bäumen zeigte, bemerkte Alena kleine Schnepfen mit überlangen Schnäbeln, die zwischen den Pfützen stocherten.
Tücke tücke
, schwätzten sie. Kamen der Hüne oder Alena zu nahe, flogen sie mit einem

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