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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Eminenz öffnen wird, sobald mir etwas zustößt. Darin habe ich unser hübsches kleines Geheimnis fein säuberlich aufgeschrieben. Eine höchst erbauliche Lektüre, kann ich Ihnen versichern.«
    »
Was
haben Sie?«
    Clarissa sah, wie ihre Cousine die Fassung verlor. Olimpia war jetzt noch blasser als zuvor, in ihren Augen stand das blanke Entsetzen. Am liebsten wäre Clarissa ihr zu Hilfe geeilt, so Leid tat sie ihr in diesem Augenblick – doch durfte sie sich sehen lassen?
    Bevor sie sich entscheiden konnte, sagte der Mönch:
    »Ja, glauben Sie wahrhaftig, ich würde mich Ihnen schutzlos ausliefern? Einer Frau, die ihren Mann vergiftet hat, um mit dem Papst das Bett zu teilen?«
    »Sie … Sie …«, stammelte Olimpia, um Worte ringend, »Sie bringen sich selbst an den Galgen. Sie waren es, der mir damals das Gift besorgt hat.«
    »Eben«, erwiderte der Mönch und ließ den Geldsack unter seiner Kutte verschwinden. »Darum weiß ich ja, wie schlau und gefährlich Sie sind.«
    Clarissa stockte der Atem und sie spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. Fassungslos, keines klaren Gedankens fähig, versuchte sie die Worte zu begreifen, die sie vernommen hatte.
    »Ich glaube, jetzt ist es Zeit für mich zu gehen«, sagte der Barfüßermönch und hob mit mildem Lächeln die Hand in Donna Olimpias Richtung. »Beuge also dein Haupt, meine Tochter, damit ich dich segnen kann!«
    Ungläubig sah Clarissa zu, wie Olimpia der Aufforderung nachkam. »
Olimpia
ist ihr Name, denn
olim
war sie
pia
…« Diesen Spottvers hatten die Leute am »Pasquino« gerufen, am Tag von Pamphilis Wahl zum Papst. Wie hatte Clarissa sich damals empört über die ungeheuerlichen, widerwärtigen Verdächtigungen, die man über ihre Cousine verbreitete, und jetzt behauptete dieser unheimliche Mönch …
    Clarissa war nicht imstande, den Gedanken zu Ende zu denken. Plötzlich zitterte sie am ganzen Leib, die Zähne schlugen aufeinander, ohne dass sie es verhindern konnte, und der Brief ihres Vaters, den sie die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte, entglitt ihr und fiel zu Boden.
    Auf dem Absatz machte Clarissa kehrt und eilte davon, in solcher Hast, dass sie mit dem weiten Ärmel ihres Kleides eine Vase umriss, die klirrend zu Boden fiel. Fort, nur fort von hier! Während sie die Treppe hinauflief, rief sie einem Diener zu, dass sie nicht zu Abend essen würde. Sie fühle sich nicht wohl, stotterte sie, das möge er Donna Olimpia ausrichten.

14
    Im Observatorium warf sie sich auf einen Divan. Konnte wirklich sein, was sie gehört hatte? Der Gedanke war so enorm, so außerhalb jeder Vorstellbarkeit, dass Clarissas Kopf zu klein schien, um ihn zu fassen. Donna Olimpia – eine Giftmischerin? Die Frau, in deren Haus sie lebte, seit so vielen Jahren? Die ihr half, sie unterstützte, ihr mit Rat und Tat zur Seite stand, wann und wo immer sie konnte? Die wie eine Freundin, eine Schwester, eine Mutter zu ihr war? Die engste Vertraute und Ratgeberin des Papstes? Nein, das konnte nicht sein! Clarissa war, als würde ihr der Schädel platzen. Sicher, ihre Cousine liebte die Macht, wollte befehlen und herrschen – das war Clarissa in der langen Zeit ihres Zusammenseins immer klarer geworden. Aber ihren Mann umbringen? Unmöglich! Ausgeschlossen!
    Mit einer Anstrengung, als wären ihre Glieder aus Blei, richtete Clarissa sich auf dem Divan auf. Zwischen den zahllosen Gedanken, die unablässig auf sie einstürmten, drängte sich ihr einer immer klarer und nachdrücklicher ins Bewusstsein, ein gemeiner, hinterhältiger, bösartiger Gedanke, den sie selber hasste und doch nicht zum Schweigen bringen konnte: Wenn alles nicht stimmte, wenn alles nur ein fürchterliches Missverständnis war, ein Irrtum, eine Täuschung – was hatte der Mönch dann mit seinen Worten gemeint? Was war das für ein Geheimnis, das er mit Donna Olimpia teilte? Und warum gab ihre Cousine ihm Geld? Warum hatte sie Angst vor ihm?
    Als es dunkel wurde, stand Clarissa auf, um durch ihr Teleskop zu schauen. Vielleicht würde sie das beruhigen, zumindest würde es sie auf andere Gedanken bringen. Doch als sie in den Himmel spähte, flimmerten die Sterne vor ihren Augen, als würden sie eine Tarantella tanzen. Eine Stimme wie aus einer anderen, längst dahingesunkenen Welt klang in ihrem Innern nach, die Stimme eines Mannes. »Ohne dich bin ich wie ein Schiff, das ohne Steuermann auf hoher See treibt. Ich werde dir täglichschreiben.« Die Worte, die Monsignore Pamphili zu ihrer

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