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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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vergessen! Ich wäre tödlich beleidigt.«
    »Ich hatte anderes zu tun«, erwiderte er. »Überhaupt – weshalb fragen Sie mich? Wenden Sie sich an einen Architekten, am besten an Cavaliere Bernini. Sie kennen ihn ja gut genug.«
    »Womit habe ich Ihre Unfreundlichkeit verdient, Signor Castelli? Ich bin bei der Hitze durch halb Rom gefahren, nur um Sie zu sehen. Und dann ein solcher Empfang!«
    »Tut mir Leid, Principessa, aber Sie haben sich vergebens bemüht.«
    Clarissa erkannte ihn nicht wieder. War das der Mann, der ihr den Dom gezeigt hatte? Wo war das Leuchten in seinen Augen, wo sein Lächeln geblieben? Er bot ihr keine Erfrischung an,nicht mal einen Stuhl, als wäre sie eine Fremde. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Aus Stolz benahm er sich so! Weil er sich schämte, sie in dieser ärmlichen Behausung zu empfangen. Erleichtert, einen Grund für sein Verhalten gefunden zu haben, beschloss sie, es zu ignorieren.
    »Ich möchte, dass
Sie
mein Appartamento bauen, Signor Castelli, nicht Cavaliere Bernini«, erklärte sie. »Und damit Sie wissen, dass ich es ernst meine: Sagen Sie mir den Betrag, den der Cavaliere verlangen würde, und ich gebe Ihnen das Doppelte.«
    Er nahm das Buch vom Tisch. »Wenn Sie erlauben, würde ich mich gern wieder meinem Freund widmen. Sie haben unser Gespräch unterbrochen.«
    »Ihrem Freund?«, fragte Clarissa irritiert. »Ich kann niemanden sehen.«
    Ohne ein Wort hob er das Buch in seiner Hand. Sie las den Namen auf dem Einband.
    »Seneca … Ist das ein guter Freund?«
    »Der beste. Darum möchte ich ihn auch nicht länger warten lassen.«
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Wenn Freundschaft Ihnen so viel wert ist, Signor Castelli, warum weisen Sie dann meine Freundschaft zurück?«
    Statt einer Antwort kehrte er ihr den Rücken zu. Was sollte sie tun? Bei jedem anderen Menschen wäre sie auf der Stelle gegangen, doch sie beschloss zu warten. Während sein Schweigen den ganzen Raum zu füllen schien, zählte sie in Gedanken bis zehn. Sie kannte ihre Ungeduld, zählte bis dreißig, zählte bis fünfzig. Als sie fast bei hundert war, griff er in ein Regal und zog eine Zeichenrolle hervor.
    »Da, nehmen Sie!«, sagte er. »Machen Sie damit, was Sie wollen!«
    Als Clarissa das Blatt aufrollte, biss sie sich vor Freude auf die Lippe. Also hatte er doch einen Entwurf für sie gemacht! Und was für einen! Sie erkannte ihren Empfangssalon im Palazzo Pamphili wieder, aber in dem Plan wirkte alles viel größer, vielfreier als in der Wirklichkeit. Der Balkon war in den Garten hinaus mit einer Reihe von Säulen verlängert, die sich scheinbar verkleinerten und zusammenrückten, sodass der Eindruck einer endlos langen Kolonnade entstand, obwohl sie sich doch, wie die beigefügten Messzahlen verrieten, nur auf wenige Meter erstreckte, mit einer scheinbar mannsgroßen, in Wahrheit aber winzig kleinen Statue im Schnittpunkt, deren alleinige Aufgabe es war, dem Auge des Betrachters das Trugbild falscher Größe zu bestätigen.
    »Was für ein wunderbarer Einfall!«, sagte sie. »Ich kann kaum erwarten, dass Sie mit dem Bau beginnen.«
    »Ich habe versucht, den Raum zu öffnen«, erklärte er. »Ich wollte die Enge aufbrechen.«
    Sie schaute von der Zeichnung auf. Ein stolzes und gleichzeitig schüchternes Lächeln glitt über sein Gesicht. Endlich erkannte sie ihn wieder.
    »Das ist Ihnen großartig gelungen, Signor Castelli. Was werden die Leute Augen machen, wenn sie entdecken, dass alles nur ein Spiel ist, dass in Wirklichkeit alles ganz anders ist, als sie mit ihren Augen erfassen! Ich bin ja so froh, dass ich hergekommen bin!« Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, ihm etwas zu schenken. Sie nahm das Kreuz vom Hals, dasselbe, das sie schon auf ihrer Reise von England nach Rom getragen hatte, und drückte es ihm in die Hand. »Und dann habe ich noch eine Bitte, etwas, das mir sehr am Herzen liegt.« Sie machte eine Pause, bevor sie weitersprach. »Kehren Sie in den Dom zurück, nehmen Sie die Arbeit wieder auf!« Sie spürte, dass er etwas einwenden wollte, doch bevor er es tun konnte, schloss sie seine Hand um ihr Kreuz. »Sie müssen es tun! Der Altar ist doch auch Ihr Werk! Wenn Sie jetzt aufhören, wie sollen die Menschen das später wissen?«
    Castelli blickte auf das Kreuz in seiner Hand, dann in ihr Gesicht. »Ist das der Grund, weshalb Sie gekommen sind?«, fragte er. »Hat Bernini Sie geschickt?«
    »Bernini? Mich geschickt? Wie kommen Sie darauf?«
    Seine Miene

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