Die Principessa
ist der Grund?«, fragte er noch einmal.
Francesco blickte ihn voller Verachtung an. »Du bist ein Betrüger!«
»Ich? Ein Betrüger?« Lorenzo griff nach seinem Degen. »Was fällt dir ein, mich zu beleidigen!«
»Natürlich bist du ein Betrüger«, wiederholte Francesco. »Du gibst fremde Arbeit als deine eigene aus. Wenn dein Vater sich das gefallen lässt – meinetwegen. Aber nicht mit mir!«
»Ach, so ist das! Jetzt verstehe ich. Weil der Präfekt mir die Bürgerrechte verliehen hat …«
»Die Bürgerrechte und die Goldkette und fünfhundert Scudi!«
»Was kann ich dafür?« Lorenzo ließ den Degen stecken. »Wenn es das Geld ist – wie viel verlangst du? Fünfzig Scudi? Hundert? «
»Darum geht es nicht. Du unterschlägst meine Leistung. Als hättest du den Katafalk allein gebaut.«
»Der Entwurf war meine Idee.«
»Und die Ausführung? Ich dulde nicht, dass man mich betrügt.«
»Du machst dich ja lächerlich! Wer hat dafür gesorgt, dass Urban dich wie ein Fürst bezahlt? Ich war das – ich, ich, ich!«
»Ja, du und der Papst! Mit fünfundzwanzig Scudi speist ihr mich ab, und davon muss ich noch meine Leute bezahlen, während du zweihundertfünfzig für den Altar kassierst. Jeden Monat!«
»Wer hat dir das gesagt?«, fragte Lorenzo erschrocken.
»Das pfeifen doch die Spatzen von den Dächern! Und mir wolltest du weismachen, ich bekäme mehr als du! Zweihundertfünfzig Scudi – zusätzlich zu deinem Lohn als Dombaumeister!«
Lorenzo biss sich auf die Lippe. Was war er nur für ein Idiot! Wahrscheinlich hatte er selber irgendwo, vor einem Bischof oder bei einer Hure, mit der Sondervergütung geprahlt, die er von Urban für den Altar bekam. Was sollte er jetzt erwidern?
»Das ist eben«, sagte er mit einem Schulterzucken, »der Unterschied zwischen einem Architekten und einem Steinmetz.«
Francesco blickte ihn an, als habe er einen Schlag ins Gesicht bekommen.
»So ist das also«, sagte er so leise, dass Lorenzo ihn kaum verstand. »Obwohl du genau weißt, dass du allein mit dem Altar nie fertig geworden wärst!« Francesco schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Hier, in diesem Kopf, sind die Pläne entstanden, für das Fundament und die Bekrönung. Jede Linie, jeder Winkel.«
Lorenzo wusste, dass Francesco Recht hatte. Aber durfte er das eingestehen?
»Du enttäuschst mich«, sagte er kalt, »du bist genauso wie dieanderen. Kaum lobt man euch, schon bildet ihr euch ein, dass es ohne euch nicht geht. Vergiss nicht, wer und was du bist!«
»Ich bin Architekt, genau wie du!«
»Ach, was! Ein kleiner dummer Staubfresser bist du, ein armseliger Pedant und Klugscheißer, der nur ausführen kann, was andere ihm vorgeben.« Obwohl Lorenzo spürte, dass es ein Fehler war, redete er sich immer mehr in Rage. »Du wirst nie einen eigenen Einfall haben und auch keine eigene Werkstatt, und erst recht bist du kein Architekt! Nie! Nie! Nie!«
Ein Hustenfall Francescos unterbrach ihn.
»Siehst du!«, rief Lorenzo triumphierend. »Sogar deine Lunge gibt mir Recht. Einmal Steinmetz, immer Steinmetz!«
Francescos Gesicht lief dunkelrot an, während sein ganzer Körper sich unter dem Anfall wand. Während er keuchend nach Luft rang, blähte er sich immer mehr auf – er sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.
»Mein Gott, was habe ich getan?«, rief Lorenzo erschrocken. »Francesco! Bitte! Ich habe das nicht so gemeint. Ich weiß doch, dass du ein Architekt bist. Einer der besten, die ich kenne. Aber hör um Himmels willen mit diesem Keuchen auf! Du krepierst ja!«
Als der Anfall endlich vorüber war, schimmerten Francescos Augen feucht, und um seinen Mund zuckte es wie bei einem Kind, das weint. Lorenzo bereute längst jedes Wort, das er gesagt hatte. Behutsam, als habe er Angst, Francesco zu verletzen, berührte er ihn am Arm.
»Warum willst du nicht mehr für mich arbeiten? Was ist der Grund? Das Geld kann es nicht sein, ich kenne dich doch, da steckt etwas anderes dahinter.«
Francesco erwiderte seinen Blick. Seine dunklen Augen glühten wie Kohlen.
»Herrgott, sag doch endlich was! Geht es um Anerkennung, um Ehre? Ich verspreche dir, wenn ich etwas falsch gemacht habe, werde ich alles tun, um es wieder gutzumachen.« Er zögerte, er hatte eine Idee, und obwohl es ihn fürchterliche Überwindungkostete, sprach er sie aus. »Wenn du willst, bitte ich den Papst, dass er dich zum zweiten Dombaumeister ernennt. Urban frisst mir aus der Hand, er kann mir nichts verweigern. Sag, soll
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