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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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in der Dombauhütte, als würden die Musiker eines Orchesters einer nach dem anderen ihre Instrumente niederlegen.
    »Was fällt euch ein, die Arbeit zu unterbrechen!«, rief Lorenzo erbost und schaute auf. »Oh, Donna Olimpia? Was für eine Freude und Ehre!« Eilig sprang er in die Höhe, um seinen Gast zu begrüßen. »Luigi, Matteo! Einen Sessel!«
    »Sie arbeiten am Grabmal des Papstes?«, fragte Donna Olimpia mit einem Blick auf seine Zeichnung. »Ich hoffe, Seine Heiligkeit ist wieder wohlauf.«
    »Der Heilige Vater hat sich gestern von seinem Leibarzt die Fontanelle öffnen lassen, damit die bösen Geister abziehen«, antwortete Lorenzo. »Bei Tisch sprach er aber schon wieder sehr angeregt, insbesondere von Ihrem Schwager. Seine Heiligkeit ist Monsignore Pamphili überaus dankbar, dass er die Verschwörung aufgedeckt hat, und deutete den Wunsch an, ihn alsbald zum Kardinal zu kreieren.«
    »Mag sein«, sagte sie, den Blick immer noch auf den Entwurf gerichtet. »Aber was sind das für Bienen da über dem Grabmal? Die Bienen aus dem Barberini-Wappen? Sie irren umher, als suchten sie ihren verlorenen Herrn.« Sie wandte ihr von schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht Lorenzo zu. »Verstehen Sie sich auch darauf, Tauben zu zeichnen?«
    »Eccellenza meinen den Heiligen Geist?«
    »Ich meine das Wappentier der Pamphili«, erwiderte sie mit einem Lächeln und nahm in dem Sessel Platz, den Matteo und Luigi hinter ihr abgestellt hatten. »Doch lassen wir das, der Grund meines Kommens ist ein anderer.« Sie wartete, bis die beiden sich entfernt hatten. »Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten, Signor Cavaliere. Um einen sehr persönlichen Gefallen.«
    »Jeden, Donna Olimpia«, sagte Lorenzo und reichte ihr einen Becher von dem Orangensaft, den ein Lehrling bereithielt. »Bei unserer letzten Begegnung hatten wir ja kaum Gelegenheit, miteinander zu sprechen.«
    »Vielleicht«, sagte sie und nahm einen Schluck, »haben Sie gehört, dass die Konservatoren der Stadt Rom einen Architekten für die Sapienza suchen, das Archigymnasium. Man möchte die Wissenschaften zu weiterer Blüte führen.«
    »Ein lobenswertes Unterfangen, das jede Unterstützung verdient«, sagte Lorenzo mit einer Verbeugung. »Allein, ich bin nicht sicher, ob die Zeit mir erlaubt, in gehöriger Weise …«
    »Nein, nein«, unterbrach sie ihn mit einem Lachen, sodass die schwarzen Ringellocken links und rechts von ihrem Gesicht auf und ab hüpften. »Ich weiß, wie sehr Sie beschäftigt sind. Ich habe deshalb einen anderen Architekten im Sinn und möchte dazu Ihre Meinung hören.«
    »Pietro da Cortona?«, fragte Lorenzo, unsicher, ob er beleidigt oder erleichtert sein solle.
    »Der wäre sicher ein geeigneter Mann, aber nicht der Einzige.« Sie machte eine kurze Pause und blickte ihn mit ihren klugen Augen an. »Ich dachte an Ihren
assistente.
«
    Lorenzo war so überrascht, dass er nicht sogleich begriff. »Sie meinen … Francesco Castelli?«
    »Ja.« Sie nickte. »Wenn Sie sich beim Heiligen Vater für ihn verwenden, ich bin sicher, Urban wird sich Ihrer Empfehlung nicht verschließen und entsprechende Anweisung geben.«
    »Aber warum sollte ich das tun, Donna Olimpia?«, rief Lorenzo.
    »Castelli hat mir die Arbeit aufgekündigt!« Bei der Erinnerung an den Verrat kochte das Blut in ihm auf.
    »Ich kenne ihn als einen sehr tüchtigen Architekten. Er hat im Palazzo Pamphili mehrere Aufträge ausgeführt, zu meiner völligen Zufriedenheit.«
    »Ich bitte um Vergebung, aber wenn Sie ein offenes Wort erlauben: Castelli ist ein Stänker, ein Ehrgeizling und Neidhammel, der sich maßlos überschätzt.«
    »Mit einem Wort«, unterbrach sie ihn lächelnd, »er ist Ihr Rivale, und die Vorstellung, einen Rivalen zu fördern, erregt Ihren Unwillen. Wer würde das nicht verstehen? Doch bedenken Sie eins: Wenn Sie Castelli für die Sapienza empfehlen, tun Sie sich selbst vielleicht einen größeren Gefallen als ihm.«
    »Ich bewundere Ihre Klugheit, Donna Olimpia, aber ich würde mich noch glücklicher preisen, könnte ich sie mit Ihnen teilen.«
    »Nichts einfacher als das.« Mit einer Geste forderte sie ihn auf, ihr gegenüber Platz zu nehmen. »Empfehlen Sie Castelli für die Sapienza und akzeptieren Sie seine Kündigung im Palazzo Barberini! So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie entfernen Ihren Konkurrenten aus der Sphäre Ihrer wichtigsten Auftraggeber, der päpstlichen Familie, und verpflichten zugleich Ihren
assistente
für die weitere Arbeit am

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