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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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seit Jahren geöffnet hielt, damit die bösen Geister abziehen konnten. Kaum hatte Lorenzo auf einem gepolsterten Stuhl neben dem Bett Platz genommen, sprang Vittorio, das Bologneserhündchen Seiner Heiligkeit, mit einem Satz auf seinen Schoß.
    »Wer hat dir erlaubt, dich zu setzen?«, fragte Urban ungehalten.
    »Vergebung, Heiliger Vater.« Lorenzo schnellte in die Höhe, das Hündchen auf dem Arm. »Ich war nur um Vittorios Wohl besorgt.«
    »Du tätest besser daran, dich um dein eigenes Wohl zu kümmern.« Der Papst lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    »Wir haben heute angeordnet, die Arbeiten an den Glockentürmen einzustellen.«
    »Aber Heiliger Vater!«, rief Lorenzo entsetzt. »Sosehr ich EureVorsicht bewundere, allein, wenn ich demütigst meine Meinung dazu äußern darf …«
    »Halt den Mund und schweige still!«, schnitt Urban ihm das Wort ab.
    Lorenzo verstummte und senkte das Haupt. Er kannte den Papst lange genug, um zu wissen, wann er reden durfte und wann er zu schweigen hatte. Und dass er jetzt besser schwieg, daran ließ Urbans Miene keinen Zweifel.
    »Wir haben uns die Lage erklären lassen«, sagte Urban mit müder Stimme. »Obwohl wir die unterschiedlichsten Meinungen zu Rate zogen, wurde uns stets dieselbe Auskunft zuteil: Du hast zu viel Gewicht auf den Unterbau getürmt, dadurch sind die Schäden an der Fassade entstanden. Warum hast du nicht auf die warnenden Stimmen gehört?«
    »Ich habe nur auf ausdrücklichen Wunsch Eurer Heiligkeit gehandelt«, erwiderte Lorenzo. »Wenn Ihr Euch erinnern mögt: Ich selbst habe darauf hingewiesen, dass wir auf schwierigem Grund bauen. Bereits bei der Legung des Fundaments unter meinem Vorgänger haben Wassereinbrüche die Arbeiten beschwert, ganz zu schweigen von der schlechten Beschaffenheit des Bodens …«
    »Ja, ja, ja«, unterbrach Urban ihn erneut. »Aber wir haben dir vertraut. Und darum fragen wir dich heute: Hast du unser Vertrauen missbraucht?« Wie eine Echse hob er ein Augenlid und blinzelte ihn an.
    »Wäre dies der Fall«, sagte Lorenzo, »so wäre mein einziger Wunsch, dass Ihr mich meines Amtes entkleidet. Doch handelte ich nach bestem Wissen und Gewissen und stehe auch jetzt nicht an, Euch zu vergewissern, dass es keine ernsten Probleme gibt. Bedenkt, Heiliger Vater, welch herrlichen Plan Ihr verfolgt – Ihr baut das neue Rom!«
    »Das neue Rom?« Urban seufzte. »Ich habe alle Hände voll zu tun, das alte zu bewahren! So viele Jahre ist es uns gelungen, uns aus dem Krieg im Norden zu halten, und nun droht Krieg in der Stadt. Meine Untertanen haben die Landsknechte Karls V. nochnicht vergessen, sie fürchten sich vor einer zweiten Plünderung. Ich muss die marmornen Denkmale durch eiserne ersetzen.« Lorenzo hatte gehofft, dass das Gespräch diese Wendung nahm. Jetzt würde Urban einmal mehr über seinen Bruder Taddeo lamentieren, der sich mit Odoardo Farnese angelegt hatte, dem Fürsten von Castro. Der war in die Romagna eingefallen, nachdem Urban ihm das Recht entzogen hatte, Steuern zu erheben, und brauchte nun mit seinen Truppen nur noch den Apennin zu überqueren, um Rom nach hundert Jahren ein zweites Mal in Schutt und Asche zu legen … Das alles kannte Lorenzo in- und auswendig, und er setzte seine bekümmerteste Miene auf, um der Litanei zu lauschen, die unweigerlich folgen würde.
    Doch den Gefallen tat Urban ihm nicht. »Wir können uns jetzt keine Fehler leisten«, erklärte er knapp. »Und deine Türme sind mehr als ein Fehler, sie sind ein Skandal. Ein Symbol für Roms Verwundbarkeit und Schwäche.«
    Erschöpft hielt der Papst inne. Doch Lorenzo war nicht sicher, ob er wirklich ausgeredet hatte. Vorsichtshalber beschränkte er sich darauf, Vittorio auf seinem Arm zu streicheln. Solange der Schoßhund des Papstes an seiner Hand leckte, drohte keine Gefahr.
    »Na, worauf wartest du?«, fragte Urban ungeduldig. »Mach endlich den Mund auf!«
    Als Lorenzo den Blick hob, sah er die wachen blauen Augen des Papstes auf sich gerichtet.
    »Als wir den Hochaltar von Sankt Peter bauten«, sagte er zögernd, »wurden auch Bedenken laut. Wäre es damals klug gewesen, auf die Mahnungen der Kleingläubigen zu hören? Jetzt steht der Altar so fest und sicher da wie der Dom selbst.«
    »Das waren andere Zeiten.« Urban seufzte. »Damals hatten wir Geld, und du hattest tüchtige Helfer an deiner Seite. Die Probleme heute sind ungleich größer, und du bist allein. Wie willst du sie lösen?«
    Lorenzo wollte gerade anfangen, dem

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