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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Papst seine Tüchtigkeit in Erinnerung zu rufen, da spürte er, wie Vittorio auf seinemArm die Blase entleerte.
Porca miseria!
Am liebsten hätte er das kleine Mistvieh aus dem Fenster geworfen, doch Urban liebte den Köter mehr als die Apostel Petrus und Paulus zusammen. Also beherrschte Lorenzo sich, und während der warme Fleck auf seiner Brust größer und größer wurde, sagte er nur: »Darf ich in aller Bescheidenheit daran erinnern, dass ich inzwischen allein und ohne jede Hilfe Bauwerke von einiger Bedeutung aufgeführt habe? Den Palast Eurer Familie, die Propaganda Fide …«
    »Ja, ja«, unterbrach Urban ihn ein drittes Mal. »Aber was nützt es, wenn man den Respekt vor dir verliert? Man drängt mich bereits, einen neuen Dombaumeister zu ernennen. Wie man mir berichtet, ist in San Carlo ein geeigneter Architekt am Werke, derselbe, der auch die Sapienza bauen soll. Wenn ich mich recht entsinne, hast du ihn mir selbst vor Jahren empfohlen?«
    Lorenzo wurde blass. Das war eine offene Drohung. Wenn er sich die gefallen ließ, war es um sein Ansehen geschehen.
    Ohne auf Vittorios erschrockenes Kläffen zu achten, setzte er den Hund zu Boden und sagte: »König Ludwig von Frankreich hat mir eine Depesche geschickt. Ich wollte Eure Heiligkeit eigentlich nicht damit behelligen, aber jetzt …«
    »Ja, und? Was schreibt der gottlose Mensch?«
    »Seine Majestät«, sagte Lorenzo und warf den Kopf in den Nacken, »dankt für die Büste ihres ersten Ministers Richelieu, die ich auf Veranlassung Eures Bruders schuf, und lädt mich nach Paris ein. Seine Majestät wünscht, ich solle ein Porträt von ihr fertigen. Wenn meine Dienste in Rom nicht länger gebraucht werden, möchte ich darum Eure Heiligkeit untertänigst um Erlaubnis bitten …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende und blickte Urban fest in die Augen. Die Miene des Papstes verriet keinerlei Regung, und während Vittorio zu Lorenzos Füßen winselte und an seinen Beinen immer wieder in die Höhe sprang, dehnten sich die Sekunden zu Minuten. Lorenzo wusste, dass er in diesem Augenblick sein Leben aufs Spiel setzte: Hier in Rom war er einGott, in Paris aber, und rief ihn auch der König selbst dorthin, würde er ein Niemand sein.
    Endlich öffnete Urban den Mund. »Wir freuen uns, dass der König von Frankreich die Werke unseres ersten Künstlers zu schätzen weiß.« Er nickte, und ein Anflug von Spott flackerte in seinen alten Augen auf. »Doch wir verbieten dir, der Einladung zu folgen. Du bist der Leiter der Dombauhütte, und als solchen brauchen wir dich hier. Du bist für Rom geschaffen, mein Sohn, wie Rom für dich! Was aber die Glockentürme angeht«, fügte er streng hinzu, als Lorenzo erleichtert aufatmete, »so bleiben die Arbeiten vorerst ruhen und der Aufsatz wird noch in diesem Monat entfernt. Wir können den Anblick nicht ertragen.«
    Damit war die Audienz beendet. Lorenzo kniete nieder, um den Segen zu empfangen. Als er sich wieder erhob, folgte Vittorio ihm bis zur vergoldeten Flügeltür des Schlafgemachs, die zwei Diener für ihn offen hielten. Gebeugten Hauptes und rückwärts schreitend, hatte er sie fast erreicht, als er noch einmal die Stimme seines Herrn vernahm.
    »Du hast vergessen, den Vorhang zuzuziehen.«
    Überrascht blickte Lorenzo auf. »Ein unverzeihlicher Fehler, Ewige Heiligkeit. Ich werde ihn sofort korrigieren.«
    Eilig kehrte er an Urbans Bett zurück und öffnete die goldene Schlaufe, die den schweren roten Samtvorhang des Prunkbettes am Pfosten hielt, während er die Blicke des Papstes auf sich spürte.
    »Weißt du eigentlich«, fragte dieser leise, »was es heißt, einsam zu sein?«
    Lorenzo hielt inne. Urbans Gesicht war so weiß, dass es sich kaum vom Bezug seiner Kissen abhob. So hatte sein Vater Pietro ausgesehen, als er auf dem Totenbett lag. Ein Gefühl zärtlicher Zuneigung wallte in Lorenzo auf.
    »Die ganze Christenheit liebt Euch, Ewige Heiligkeit«, sagte er mit erstickter Stimme. »Und nicht zu vergessen Eure Brüder …«
    »Meine Brüder?«, fragte Urban mit einem bitteren Lächeln.
    »Taddeo ist ein Ritter, der nicht weiß, wie man den Degen zieht.
    Francesco hätte vielleicht das Zeug zum Heiligen, aber er tut keine Wunder. Und Antonio wäre gewiss ein braver Mönch, allein es fehlt ihm an Geduld.« Erschöpft machte er eine Pause, bevor er weitersprach. »Nein, mein Sohn, obwohl meine Familie viele hundert Köpfe zählt, habe ich nur dich.«
    »Ihr beschämt mich, Heiliger Vater.«
    Urban hob müde die

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