Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
ihm in Verbindung und konnten ihn tatsächlich nach Amber zurückholen. Mitten im größten Gedränge, als Gérard ihn gerade durch den Trumpf zu uns brachte, stieß jemand Brand einen Dolch in die Seite. Gérard ernannte sich sofort zum verantwortlichen Arzt und räumte das Zimmer.
Wir übrigen zogen uns in ein Wohnzimmer im Erdgeschoß zurück, um dort die Ereignisse weiter durchzusprechen. Dabei teilte mir Fiona mit, daß das Juwel des Geschicks bei längerem Tragen eine Gefahr darstellen konnte; sie deutete sogar an, daß vielleicht weniger die Wunden für Erics Tod verantwortlich gewesen waren als das Juwel. Einer der ersten Vorboten der Gefahr war nach ihrer Auffassung eine Verzerrung des Zeitgefühls – eine scheinbare Verlangsamung des zeitlichen Ablaufs, welche in Wirklichkeit eine Beschleunigung der physiologischen Vorgänge des Trägers des Juwels darstellte. Ich faßte den Entschluß, mit dem Juwel künftig vorsichtiger umzugehen, da Fiona in solchen Dingen beschlagener war als wir übrigen, war sie doch einmal Dworkins gelehrigste Schülerin gewesen.
Vielleicht hatte sie sogar recht. Vielleicht stellte sich dieser Effekt tatsächlich kurze Zeit darauf ein, als ich in mein Quartier zurückkehrte. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, daß sich die Person, die mich umzubringen versuchte, ein wenig langsamer bewegte, als ich es in einer ähnlichen Lage getan hätte. Die Klinge traf mich an der Seite, und die Welt versank.
Schlimm blutend erwachte ich im Bett meines alten Hauses auf der Schatten-Erde, wo ich lange Zeit als Carl Corey gelebt hatte. Wie ich dorthin gekommen war, wußte ich nicht. Ich kroch ins Freie und geriet in einen Schneesturm. Ich klammerte mich verzweifelt an das Bewußtsein und versteckte das Juwel des Geschicks in meinem alten Komposthaufen, denn die Welt ringsum schien sich tatsächlich zu verlangsamen. Dann schaffte ich es bis zur Straße und versuchte einen vorbeifahrenden Autofahrer anzuhalten.
Schließlich wurde ich von meinem Freund und ehemaligen Nachbarn Bill Roth gefunden und in das nächste Krankenhaus gebracht. Dort behandelte mich derselbe Arzt, der unmittelbar nach dem Unfall vor vielen Jahren meine Wunden versorgt hatte. Er hielt mich für einen psychiatrischen Fall, da die alten Unterlagen noch immer den damals vorgetäuschten Stand der Dinge wiedergaben.
Doch später kam Bill und stellte alles richtig. Als Rechtsanwalt hatte er sich damals für mein seltsames Verschwinden interessiert und umfangreiche Nachforschungen angestellt. Dabei hatte er von dem falschen psychiatrischen Gutachten und meiner Flucht erfahren. Er besaß sogar Unterlagen über diese Dinge und den Unfall. Noch immer hatte er das Gefühl, daß irgend etwas nicht mit mir stimmte, daß ich irgendwie seltsam war, doch im Grunde störte ihn das nicht besonders.
Später setzte sich Random über meinen Trumpf mit mir in Verbindung und teilte mit, Brand sei zu Bewußtsein gekommen und wolle mich sprechen. Mit Randoms Hilfe kehrte ich nach Amber zurück. Ich suchte Brand auf. In diesem Gespräch erfuhr ich Details über den Machtkampf, der rings um mich getobt hatte, und über die Identität der Beteiligten. Sein Bericht zusammen mit den Dingen, die Bill mir auf der Schatten-Erde eröffnet hatte, brachte endlich ein wenig Sinn und Klarheit in die Ereignisse der letzten Jahre. Zugleich gab mir Brand näheren Aufschluß über die Beschaffenheit der Gefahren, denen wir uns im Augenblick gegenübersahen.
Am nächsten Tag unternahm ich gar nichts, sondern gab vor, mich auf einen Besuch in Tir-na Nog´th vorzubereiten; in Wirklichkeit wollte ich nur Zeit gewinnen, um mich noch von meiner Verletzung zu erholen. Dem Vorwand mußte allerdings Glaubwürdigkeit verschafft werden. So reiste ich dann tatsächlich an jenem Abend in die Stadt am Himmel und stieß dort auf eine verwirrende Sammlung von Zeichen und Symbolen, die wahrscheinlich nichts bedeuteten, und nahm dabei dem Gespenst meines Bruders Benedict einen seltsamen künstlichen Arm ab.
Von diesem Ausflug in himmlische Höhen zurückgekehrt, frühstückte ich mit Random und Ganelon, ehe wir über den Kolvir nach Hause zurückreiten wollten. Langsam und rätselhaft begann sich der Weg rings um uns zu verändern. Es war, als schritten wir durch die Schatten, was in solcher Nähe zu Amber geradezu unmöglich war. Als wir zu diesem Schluß gelangt waren, versuchten wir unseren Kurs zu ändern, doch Random und ich waren nicht in der Lage, einen Szenenwechsel
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