Die Prinzen von Amber
Armee.
Schließlich ritt unsere zweihundertköpfige Gruppe weiter ...
Menschen. Wir töteten Menschen an diesem Ort, Menschen, die die Unsrigen töteten – graugesichtige Menschen mit ausdruckslosen starren Mienen. Ich wollte mehr. Noch einen mehr ...
Die logistischen Probleme des Gegners mußten halb metaphysischer Art gewesen sein. Wie viele Kämpfer konnten durch dieses Tor geführt werden? Ich wußte es nicht genau. Kurz darauf ...
Wir kamen über eine Anhöhe, und tief unter uns lag eine unheimliche Zitadelle.
Ich hob meine Klinge.
Als wir den Hang hinabsprengten, griffen sie an.
Sie zischten und krächzten und flatterten. Ihr Anblick verriet mir, daß er nicht mehr genug Kämpfer hatte. Grayswandir war eine Flamme in meiner Hand, ein Blitz. Ich tötete die Wesen, sobald sie in meine Nähe kamen, und im Sterben flammten sie auf. Zu meiner Rechten sah ich Lance ein ähnliches Chaos anrichten, dabei murmelte er unverständliche Worte vor sich hin. Waren es Gebete für die Toten? Zu meiner Linken hieb Ganelon um sich, und eine Kette von Bränden kennzeichnete den Weg, den er genommen hatte. Inmitten der aufzuckenden Blitze rückte die Zitadelle langsam näher, ragte immer höher vor uns auf.
Die etwa hundert Mann, die von uns noch übrig waren, stürmten weiter, und links und rechts sanken die scheußlichen Ausgeburten der Hölle zu Boden.
Als wir das Tor erreichten, stellte sich uns eine Infanterie aus Menschen und Ungeheuern entgegen. Wir griffen an.
Die Gegenseite war uns zahlenmäßig überlegen, doch wir hatten keine andere Wahl. Vielleicht hatten wir die Entfernung zu unserer eigenen Infanterie zu groß werden lassen. Aber ich nahm es eigentlich nicht an. Wie ich die Lage sah, war die Zeit nun allein entscheidend.
»Ich muß durch!« rief ich. »Er ist drinnen!«
»Er gehört mir!« sagte Lance.
»Ihr beide könnt mit ihm tun, was Ihr wollt!« sagte Ganelon und ließ seine Klinge kreisen. »Dringt ein, sobald Ihr könnt! Ich begleite Euch!«
Wir hieben um uns und töteten, doch dann schlug sich das Kriegsglück auf die Seite der anderen. Sie bedrängten uns, all die häßlichen Wesen, die nicht ganz Menschen waren oder nicht mehr, vermengt mit menschlichen Kämpfern. Wir wurden auf einen kleinen Kreis zusammengedrängt und mußten uns nach allen Seiten verteidigen, bis endlich unsere erschöpfte Infanterie eintraf und loszulegen begann. Wieder stießen wir auf das Tor zu und schafften es diesmal, alle vierzig oder fünfzig Mann.
Wir kämpften uns durch, und nun stellten sich uns die Soldaten im Innenhof entgegen.
Das letzte Dutzend von uns, das es bis zum Fuß des düsteren Zitadellenturms schaffte, sah sich einer letzten Gruppe Wächter gegenüber.
»Ran!« rief Ganelon, als wir von unseren Pferden sprangen und zum Nahkampf vorstürmten.
»Ran!« brüllte Lance, und wahrscheinlich meinten beide mich – oder jeweils den anderen.
Ich löste mich aus dem Scharmützel und hastete die Treppe hinauf.
Ich wußte, daß er sich dort oben befand, im höchsten Turm; ich mußte mich ihm zum Kampf stellen und ihn besiegen. Ich wußte nicht, ob ein Sieg in meiner Macht lag, doch ich mußte es versuchen. Wußte ich doch als einziger, woher er wirklich kam und daß ich derjenige war, der ihn hierhergeführt hatte.
Oben an der Treppe stieß ich auf eine massive Holztür. Ich versuchte sie zu öffnen, doch sie war von innen verschlossen. Ich trat mit voller Kraft zu.
Krachend stürzte sie einwärts.
Und da sah ich ihn am Fenster stehen, einen menschenähnlichen Körper in leichter Rüstung, mit einem Ziegenkopf auf breiten Schultern.
Ich trat über die Schwelle und blieb stehen.
Als die Tür nachgab, war er herumgefahren und hatte die Augen aufgerissen – und jetzt versuchte er durch das Visier meinen Blick zu bannen.
»Sterblicher, du bist zu weit gegangen«, sagte er. »Oder bist du gar kein sterblicher Mensch?« In seiner Hand funkelte eine Klinge.
»Frag Strygalldwir«, sagte ich.
»Du also hast ihn getötet«, stellte er fest. »Hat er dich erkannt?«
»Vielleicht.«
Auf der Treppe hinter mir hallten Schritte herauf. Ich trat nach links in den Schutz des Türrahmens.
Ganelon stürmte ins Zimmer, und ich rief: »Halt!« Er blieb sofort stehen.
Er wandte sich in meine Richtung.
»Dies ist das Wesen«, sagte er. »Was ist es?«
»Meine Sünde gegen etwas, das ich einst geliebt habe«, sagte ich. »Laß es in Ruhe. Es gehört mir.«
»Oh, bitte sehr!«
Er rührte sich nicht.
»Hast du
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