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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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feinen Stoff in der Auslage eines
Tuchhändlers schwärmen lauter Dinge, die ihn selbst nicht sonderlich interessierten,
von denen er aber wusste, dass Frauen sich gern darüber unterhielten. Aber
stattdessen erkannte Osgar etwas in ihren Augen, etwas an ihrer gesamten
Person, was anders war und was er erregend und leicht geheimnisvoll fand. Erst
letztes Jahr, zum Lughnasa–Fest, hatte er erkannt, was es war.
    Am Abend dieses alten
traditionellen Festes hatten fast alle jungen Leute aus Dyflin, egal ob Iren
oder nicht, stundenlang getanzt. Auch Osgar selbst war ein guter Tänzer. Mit
Genuss hatte er einigen der reiferen Frauen zugesehen, wie würdevoll sie das
Tanzbein schwangen. Aber als Caoilinn erschien und zu tanzen begann, hatte es
ihm fast die Sprache verschlagen. Dass sie lebenslustig und anmutig war, wusste
er. Aber nun sah er eine ganz neue Caoilinn vor sich, eine kraftvolle junge
Frau, die voller Glut und Selbstvertrauen ihren Körper bald hierhin, bald
dorthin schwang. Ihr Gesicht war leicht gerötet, ihre Augen glänzten, ihr Mund
war zu einem strahlenden Lächeln geöffnet, in dem er einen Hauch von lockender
Sinnlichkeit zu entdecken glaubte. Sie vollführte auch nur die Tanzschritte,
die die jungen Männer rings um sie machten, aber als Osgar deren Gesichter
beobachtete, meinte er zu sehen, dass sich etwas von Caoilinns Glut auf sie
übertragen hatte. Und so hielt er sich eine Weile fern von dem Tanz und war
fast ein wenig verlegen. Ist mir meine Cousine, so fragte er sich, vielleicht
schon etwas zu irdisch und temperamentvoll?
    Aber dann hatte sie
ihn herbeigewunken, und plötzlich stand er vor ihr, spürte die Nähe ihres Körpers,
ihre Glut und ihren betörenden Duft. Sie lächelte, als sie sah, wie gut er
tanzte. Am Ende hatte er sich herabgebeugt und wollte sie auf die Wange küssen,
aber sie küsste ihn zärtlich auf den Mund, und darauf sah sie ihm für einen
kurzen Moment direkt in die Augen, und da erblickte er die grünäugige Caoilinn,
die er sein Leben lang geliebt hatte. Dann lachte sie und kehrte ihm den Rücken
zu.
    An einem Sonntag im
Frühling hatte Osgar mit ihrer gesamten Familie einen Ausflug gemacht. Sie
waren nach Hoggen Green in der Nähe des alten Thingmount hinuntergewandert, und
er hatte mit Caoilinn ein wenig abseits gestanden, als sie ihn plötzlich
fragte:
    »Erinnerst du dich
noch, wie wir früher hier immer geheiratet haben?«
    »Und ob.«
    »Und hast du immer
noch diesen Hirschhornring?«
    »Ja, natürlich.«
    Dann schwieg sie eine
Weile.
    »An meinen Ringfinger
würde er jetzt nicht mehr passen«, sagte sie mit einem leisen Lachen. »Aber
wenn ich heirate wer immer es sein wird, der mich heiratet würde ich ihn mir
gern an meinen kleinen Finger stecken.« Sie lächelte zu ihm auf. »Versprichst
du mir, dass du ihn mir zu meiner Hochzeit schenkst?«
    Er sah sie zärtlich
an und sagte: »Ich verspreche es.«
    Er hatte verstanden.
So entschlossen sie auch auftrat, konnte sie doch keinen Schritt weitergehen,
ohne sich zu entwürdigen. Sie hatte ihm einen deutlichen Wink gegeben. Nun lag
es an ihm, den nächsten Schritt zu tun.
    Und jetzt stand ihr
Vater hier vor ihm und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Wir werden uns nach
einem Ehemann umsehen müssen«, sagte er noch einmal.
    »Ach«, sagte Osgar.
    »Ich hätte schon
früher einen Mann für sie finden können«, betonte er. »An Angeboten herrschte
kein Mangel. Aber ich hatte das Gefühl«, bohrte er weiter, »dass sie vielleicht
auf dich wartet.« Er brach ab und schmunzelte Osgar ermunternd zu.
    »Seit wir kleine
Kinder waren, haben wir immer geheiratet«, sagte Osgar mit einem Lächeln.
    »Ja, das habt ihr.
Ihr habt also geheiratet«, sagte ihr Vater und wartete darauf, dass Osgar den
Gedanken fortsetzte. Aber nichts geschah. »Jungen Männern«, fuhr er geduldig
fort, »fällt es oftmals schwer, wenn der Zeitpunkt kommt, sich der
Verantwortung der Ehe zu stellen. Sie bekommen Angst. Die Bindung kommt ihnen
wie eine Falle vor. Und das ist nur natürlich. Aber dafür bietet sie auch Entschädigungen.
Und mit Caoilinn…« Hier brach er ab und ließ Osgar sich ausmalen, welche
Genüsse auf ihn warteten, wenn er mit seiner Tochter verheiratet sein würde.
    »Oh, natürlich…«,
stammelte Osgar.
    »Aber wenn sie nicht
zur rechten Zeit ihren Antrag machen« – er sah Osgar warnend an –, »dann
könnten sie das Mädchen, das sie lieben, an einen anderen verlieren.«
    Caoilinn an einen
anderen verlieren? Ein entsetzlicher

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