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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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hatten, war nicht nur der König dieser Provinz höchst entzückt
gewesen, den Neffen des Hochkönigs begrüßen zu dürfen; auch die Frauen im
königlichen Gefolge hatten ihm manches heimliche Lächeln zugeworfen. Conall tat
so, als bemerkte er diese Gunstbezeugungen gar nicht.
    Gerade
eben hatte er aber, wie es Finbarr schien, seine Aufmerksamkeit einer Frau
geschenkt.
    »Bevor
du zum Rennen gestartet bist, hat dich die ganze Zeit eine junge Frau mit
goldenem Haar und faszinierenden Augen beobachtet«, sagte er, »hast du sie
bemerkt?«
    »Nein,
habe ich nicht.«
    »Aber
sie hat dich eine ganze Weile beobachtet«, sagte Finbarr. »Ich glaube, du hast
ihr Gefallen erregt.«
    »Ist
mir nicht aufgefallen.«
    »Es
war genau das Mädchen, das du selbst geradeso angestarrt hast«, fuhr Finbarr
fort. Und nun schien ihm sein Freund ein wenig neugierig zu werden, und er
bemerkte, wie Conall suchend in die Runde blickte. »Warte hier«, sagte Finbarr.
»Ich geh sie suchen.« Und noch bevor Conall etwas dagegen einwenden konnte,
rannte er, von Cuchulainn gefolgt, in der Richtung davon, in die er vor ein paar
Augenblicken Deirdre verschwinden sah.
    * * *
    »Goibniu hat den
richtigen Mann für dich.« Ihr Vater strahlte über das ganze Gesicht.
    »Was
für ein Glück«, bemerkte sie trocken. »Ist er hier?«
    »Nein.
Er ist in Ulster.«
    »Das
ist weit weg. Und was«, fragte sie durchtrieben, »zahlt er so?«
    »Eine
hübsche Summe.«
    »So
viel, dass du Goibniu deine Schulden zahlen kannst?«
    »Genug
dafür und für all meine anderen Schulden«, erwiderte Fergus, ohne sich im
Mindesten zu schämen.
    »Dann
sollte ich dir wohl gratulieren«, sagte sie mit einer ironischen Spitze, die er
nicht bemerkte, weil er nur halb zuhörte.
    »Natürlich
hat er dich noch nicht gesehen. Aber Goibniu glaubt, er wird dich mögen. Und das
sollte er auch. Ein feiner junger Mann.« Er hielt inne und blickte ihr gütig in
die Augen. »Wenn du nicht willst, Deirdre, dann wirst du ihn natürlich nicht
heiraten müssen.«
    Nein,
dachte sie bei sich. Du wirst mir nur in aller Deutlichkeit zu verstehen geben,
dass ich dich ruiniert habe.
    »Nächsten
Monat wird Goibniu mit dem jungen Mann sprechen«, sagte ihr Vater. »Noch vor
dem Winter könntest du ihn kennen lernen.«
    Sie
nahm an, dass sie für diese kurze Gnadenfrist zumindest dankbar sein sollte.
    »Kannst
du mir Genaueres über diesen Mann verraten?«, forschte sie. »Ist er jung, ist
er alt? Ist er ein Häuptlingssohn? Ist er ein Krieger?«
    »Er
ist«, meinte ihr Vater befriedigt, »in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Aber
nur Goibniu kennt ihn wirklich. Heute Abend wird er dir alles erklären.« Und
damit entfernte er sich.
    Sie
hatte eine Weile still und in sich gekehrt dagestanden, als Finbarr und sein
Hund auf sie zukamen.
    * * *
    Finbarr hatte mehrere
Männer und Frauen versammelt, die überglücklich waren, den Neffen des
Hochkönigs kennen zu lernen. Als er an sie herangetreten war, hatte Deirdre
jedoch einen Moment lang gezögert und wäre vielleicht sogar nicht mitgekommen,
wenn Finbarr ihr nicht ruhig erklärt hätte, dass der Prinz eine Ablehnung als
Unhöflichkeit betrachten würde, und da sie sich in Begleitung anderer befand,
genierte sich auch nicht weiter.
    Conall
war nun wieder vollständig angekleidet, trug ein Überkleid und darüber einen
leichten Mantel. Zuerst sprach er sie nicht an, und so konnte sie ihn ungestört
beobachten. Obwohl er noch ein junger Mann war, bewegte er sich in der Gruppe mit
einer ruhigen Würde, die sie beeindruckte. Seine Antworten auf die Fragen der
Umstehenden waren gleich bleibend höflich und freundlich, aber er wirkte
ernster als gewöhnliche Männer seines Alters. Als er an sie herantrat, bemerkte
sie plötzlich, dass sie überhaupt nicht wusste, was sie ihm sagen sollte.
    Sie
würde nur eines mehr unter den Hunderten von Gesichtern sein, die bei einer
Gelegenheit wie dieser an ihm vorüberdefilierten – die Hälfte von ihnen mit
Sicherheit naive Mädchen, die ihn um jeden Preis beeindrucken wollten. Gegen so
etwas empörte sich allein schon ihr Stolz. Sie begann sich zu genieren. Meine
Familie ist nicht so bedeutend, dass er sich für mich interessieren könnte,
sagte sie sich; und abgesehen davon haben mein Vater und Goibniu bereits einen
Bewerber für mich gefunden. Als er schließlich zu ihr trat, hatte sie daher
beschlossen, sich höflich, aber kühl zu verhalten.
    Er
sah ihr in die Augen.
    »Ich
habe dich nach der Streitwagenschau

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