Die Prinzen Von Irland
traf er
Strongbow.
Er erzählte ihm jedes
Detail, wie er sich hinausgestohlen und gespäht und den Hochkönig beim Baden
entdeckt hatte; mit einer kleinen Ausnahme: Alle Einzelheiten, die auf
Fionnuala verwiesen, verschwieg er. Falls Strongbow die Wahrheit ahnte, so
schwieg auch er. Nachdem Peter seinen Bericht beendet hatte, war Strongbow
nachdenklich. »Um den größten Vorteil aus diesen Neuigkeiten zu schlagen«,
sagte der Earl of Pembroke, »müssen wir sie beim Baden überraschen, wenn ihre
Deckung schwach ist. Doch wie können wir das anstellen?«
»Darüber habe ich
schon nachgedacht«, meinte Peter. Und er schilderte Strongbow seinen weiteren
Plan.
»Könnt Ihr noch
einmal an den Wachen vorbei hinaus?«, fragte Strongbow, und Peter nickte.
»Wie?«
»Fragt mich nicht«,
antwortete Peter. »Morgen früh wird Ebbe sein«, fügte er noch hinzu, »so dass
die Männer sowohl die Furt als auch die Brücke nutzen können, um
hinüberzukommen.«
»Und wo sollen wir
die Männer stationieren, damit sie Euer Zeichen sehen?«
»Ah.« Peter lächelte.
»Auf dem Dach der Christ Church.«
»Der Plan ist
keineswegs ohne Risiken«, stellte Strongbow fest. »Doch wenn er klappt, habt
Ihr sehr gute Arbeit geleistet. Doch wir brauchen einen klaren, sonnigen
Vormittag.«
»Ja, das stimmt«, gab
Peter zu.
»Nun gut«, sagte Strongbow
abschließend. »Es ist einen Versuch wert.«
* * *
Bei Sonnenuntergang sahen die Wachen am
Vorposten, wie eine Gestalt vom Westtor aus Richtung Hospiz ging. Am Morgen
hatten sie bereits Una angehalten und vor einer Stunde Fionnuala, um ihre
Identität sicherzustellen. Auch diesmal beschlossen sie, die Person zu
überprüfen, so dasseiner von ihnen rasch vorritt. Obwohl
die Gestalt Priesterkleidung trug, war der Wächter misstrauisch.
»Wer seid Ihr und
wohin geht Ihr?« Der Wächter sprach ihn auf Irisch an.
»Vater Peter ist mein
Name, mein Sohn.« Auch die Antwort kam in einem flüssigen Irisch. »Ich bin auf
dem Weg zum Hospiz, um eine arme Seele zu besuchen.« Er zog seine Kapuze vom
Kopf, um seine Tonsur zu zeigen, und lächelte den Wächter freundlich an. »Ich
glaube, ich werde erwartet.«
In diesem Augenblick
öffnete sich das Tor des Siechenhauses, und Fionnuala erschien. Sie winkte zum
Zeichen, dass sie den Priester erkannte, und erwartete ihn höflich am Eingang.
»Geht Eures Weges,
Vater«, sagte der Wächter ein wenig verlegen.
»Danke. Ich werde
wohl nicht vor morgen zurückkommen. Gott sei mit dir, mein Sohn.« Er zog seine
Kapuze wieder über den Kopf und ging weiter. Und der Wächter beobachtete, wie
Fionnuala ihn durch das Tor geleitete, das sich hinter ihnen beiden schloss.
»Ein Priester«,
berichtete der Wächter seinen Gefährten. »Er wird erst morgen zurückkommen.«
Und niemand dachte weiter über ihn nach.
Unterdessen führte
Fionnuala im Hospiz Peter in den Raum, der ihnen zur Verfügung stand – ein
abgetrenntes Zimmer, das man hinter dem Männerschlafsaal durch eine Außentür
betrat, wo sie, wie die freundliche, leichtgläubige Una versprochen hatte,
ungestört sein würden. Fionnuala hatte ihr erklärt, sie suche geistlichen Rat
und wolle einen Priester ins Hospiz kommen lassen, um bei ihm die Beichte abzulegen.
Als sie in das Zimmer
kamen und Peter wieder die Kapuze abstreifte, konnte Fionnuala kaum das Lachen
unterdrücken.
»Du hast eine
Tonsur«, flüsterte sie. »Genau wie Gilpatrick.«
»Ja, sonst hätte ich
Probleme bekommen mit diesem Wächter.«
Bis jetzt hatte alles
perfekt geklappt, gratulierte sich Peter. Es tat ihm Leid, dass er Fionnuala
täuschen musste, dass er ihren Leichtsinn ausnutzte; doch es geschieht für ein
höheres Ziel, tröstete er sich.
Sie betraten das
Zimmer, in dem Fionnuala bereits zwei Kerzen angezündet und ein kleines Essen
aufgetischt hatte. Sie strich über seine Tonsur. »Ich könnte jetzt meinen«,
sagte sie durchtrieben, »ich hätte einen Priester zum Geliebten.« Rätselnd
schaute sie ihn an. »Wie willst du in den nächsten Tagen deinen geschorenen
Kopf erklären?«
»Ich werde ihn
bedecken«, sagte er.
»Und all das hast du
für mich getan?«
»Ja«, log er. »Und
ich würde es wieder tun.«
Sie sprachen eine
Weile. Bevor sie sich liebten, zog Peter seine Priesterkutte aus. Fionnuala
bemerkte, dass er auch ein steifes Kissen, das mit Schnüren um seine Taille
befestigt war, ablegte. »Rückenschmerzen«, erklärte er verlegen. »Ich werde dich
massieren«, sagte sie.
Der Morgen dämmerte
schon
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