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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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könnten ihr Komplott in aller
Heimlichkeit schmieden. Aber sobald er wusste, wer seine Feinde waren, würde er
sie zerschmettern, bevor sie Zeit hatten, sich zusammenzurotten.
    »Gut,
dann sagt jetzt noch nichts davon«, forderte sie, »sondern schickt Conall
während des Beltaine–Festes nach dem Stier aus.«
    * * *
    Als nach einem kurzen
Schauer die Sonne durch den feuchten Schleier brach, wölbte sich direkt über
der Liffey–Mündung und der Bucht ein Regenbogen.
    Wie
sehr sie die Gegend von Dubh Linn liebte! Mit der ständigen Aussicht vor Augen,
sie verlassen und nach Ulster ziehen zu müssen, genoss Deirdre jeden einzelnen
Tag. Wenn ihr die Lieblingsorte ihrer Kindheit stets lieb und teuer gewesen
schienen, so war ihr nun, als seien sie von einem seltsam schmerzlichen Gefühl
durchdrungen. Sie wanderte oft am Ufer des Flusses entlang oder ging ans Meer
hinaus und folgte den langen gewundenen, mit Muscheln übersäten Sandstränden,
die zu dem felsigen Hügel am Südende der Bucht führten. Aber es gab eine Stelle,
die sie über alles schätzte.
    Zuerst
überquerte sie die Hürdenfurt zum nördlichen Ufer. Dann folgte sie
verschiedenen Wegen durch die flachen, sumpfigen Weiten und anschließend in
sanftem Bogen bis zu dem langen östlichen Strand. Dann sah sie am Ende einer
lang gestreckten Landzunge den riesigen Buckel der nördlichen Halbinsel
aufragen. Und mit neuer Freude im Herzen schritt sie auf ihn zu und begann ihn
zu besteigen.
    Auf
dem Gipfel dieses hohen Buckels auf der Halbinsel befand sich ganz einsam und
allein dastehend ein Unterschlupf. Vor langer Zeit von Menschen oder Göttern
dorthin gesetzt, bestand er aus einigen dicht nebeneinander und aufrecht
stehenden Steinen, über denen eine riesige flache Steinplatte lag, die in
schrägem Winkel in den Himmel ragte. Im Innern dieses Dolmens wurde der
Meereswind zu einem friedlich sanften Säuseln gedämpft. Aber wenn sie auf dem
Steindach saß oder lag, konnte Deirdre in der Sonne vor sich hin träumen oder
die Aussicht genießen.
    Das
Meer wirkte von hier oben wie geschmolzenes Gestein und doch kühlend – Wasser
gewordene Lava, Haut des Meeresgottes. Und jenseits der Bucht, die ganze
Küstenlinie entlang, bildeten Felsvorsprünge und Landspitzen, Hügel und
Bergrücken und die lieblichen Konturen einstiger Vulkane einen im Dunst
verschwindenden Horizont.
    Aber
so sehr Deirdre diese Aussicht auch bewunderte, liebte sie es doch ganz
besonders, von diesem Landvorsprung aus in die entgegengesetzte Richtung nach
Norden zu blicken. Auch hier öffnete sich, wenn auch weniger beeindruckend, ein
herrlicher Küstenbogen, und dahinter war der Landstrich, der die Ebene der
Vogelscharen genannt wurde. Nördlich der Landzunge gab es eine weitere
Flussmündung, in der zwei Inseln lagen. Die größere, weiter entfernte, deren
lang gezogene Linien sie an einen Fisch erinnerten, erweckte bei aufgewühlter
See zuweilen den Eindruck, als triebe sie ins Meer hinaus. Aber was Deirdre am
meisten bezauberte, war die kleinere Insel. Sie lag nur ein kurzes Stück vom
Strand der Küste entfernt. Es dürfte nicht schwer sein, so vermutete sie, zu
ihr hinüberzurudern. Sie hatte auf einer Seite einen sandigen Strand und in
ihrer Mitte einen mit Heidekraut bewachsenen Hügel. Aber auf der Seeseite erhob
sich eine kleine Felsenklippe, die gespalten war, so dass sich zwischen ihrer
Front und einem frei stehenden Felspfeiler eine Lücke mit einem Kiesstrand
gebildet hatte. Wie behaglich und anheimelnd diese Nische wirkte! Die Insel war
unbewohnt und hatte keinen Namen. Und doch sah sie so einladend aus! An warmen
Nachmittagen konnte Deirdre dasitzen und sie ganze Stunden lang sehnsüchtig
betrachten. Einmal hatte ihr Vater sie dorthin mitgenommen, und wenn sie nach
einem langen Ausflug erst spät nach Hause kam, pflegte er schmunzelnd zu
fragen: »Nun, Deirdre, hast du etwa wieder nach deiner Insel gesehen?«
    Auch
an diesem Morgen war sie dort gewesen, war aber in gereizter Stimmung
zurückgekehrt. Ein Regenschauer hatte sie überrascht. Aber vor allem der
Gedanke an ihre Hochzeit drückte sie nieder. Sie hatte den Mann, den Goibniu
und ihr Vater vorschlugen, zwar noch nicht kennen gelernt, aber wen sie auch
heiratete, es würde in jedem Fall bedeuten, dass sie diese geliebten Küsten
verlassen müsste. Denn ich kann nun mal nicht die Meeresvögel heiraten, dachte
sie traurig. Und dann stellte sie bei ihrer Rückkehr auch noch fest, dass einer
der beiden britischen Sklaven

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