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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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athletische Bruder erschien Margaret
immer wie ein Held. Und heute mehr denn je. Letzte Woche hatten er und sein Vater
nämlich darüber gesprochen, ob er sich dem Feldzug gegen England anschließen
sollte. Und jetzt verkündete er: »Ja, Vater. Ich gehe mit ihnen.«
    »Ausgezeichnet.«
Der Vater nickte. »Ich habe mit einem Mann gesprochen, der Thomas Fitzgerald
kennt. Das ist Kildares Bruder, musst du wissen«, erklärte er Margaret. »Wir wollen
nicht, dass du als einfacher Fußsoldat mitziehst. Ich möchte hoffen, dass man
meinem Sohn Beachtung schenkt.«
    »Danke,
Vater.« Ihr Bruder lächelte liebevoll.
    »Du
gehst nach England?«, fragte Margaret aufgeregt. »Um für diesen Jungen, diesen
Edmund, zu kämpfen?«
    Er
nickte.
    »Es
ist richtig, dass du gehst, John«, sagte ihr Vater. »Mache deine Sache gut, und
du wirst vielleicht belohnt.«
    »Lasst
uns hinter dem Zug hergehen«, rief ihr Bruder. Er setzte sich Margaret auf die
Schultern und schritt über die Straße, während der Vater würdevoll neben ihnen
herging. Und Margaret war glücklich und stolz, an diesem sonnigen Maimorgen auf
den Schultern ihres Bruders zu sitzen, ähnlich wie der königliche Junge vor
ihnen auf Schultern saß.
    Nicht
nur die Rivers waren voller Zuversicht. Innerhalb weniger Tage war das
Parlament von Irland zusammengetreten, und die englischen Edelmänner und
Repräsentanten der Kirche hatten begeistert die Krönung ratifiziert. Sie hatten
sogar bestimmt, dass neue Münzen mit dem Kopf des Jungen geprägt werden
sollten. Thomas Fitzgerald hatte neben den deutschen Landsknechten auch irische
Söldner und junge Enthusiasten wie John um sich versammelt, so dass er noch vor
Ende Mai seinem Bruder, Lord Kildare, mitteilen konnte: »Wir sind bereit,
loszuziehen. Und wir sollten sofort losschlagen.« Nur ein einziger Misston
erklang in diesen rauschhaften Tagen.
    Neben
den zwei mächtigen Grafschaften des Fitzgerald–Clans – Kildare in der Mitte des
Pale und Desmond im Süden –, die die stärksten Gebiete waren, musste man mit
dem dritten großen Gebiet, der Grafschaft von Ormond der Familie Butler,
rechnen, die ebenfalls eine bedeutende Macht darstellte. Manchmal waren die
Butlers und Fitzgeralds sich freundlich gesinnt, doch häufiger war das
Gegenteil der Fall; und so überraschte es nicht, dass die Butlers neidvoll auf
die Vorherrschaft der Fitzgeralds reagierten. Als also Heinrich Tudor den Thron
vom Haus der Yorks übernommen hatte, dem die Fitzgeralds so freundlich
gegenüberstanden, hatten die Butlers Heinrich rasch wissen lassen, sie
schätzten sich glücklich, die Sache des Hauses Lancaster zu unterstützen.
    Und
als nun gerade das Parlament von Dublin sich für den königlichen Jungen
ausgesprochen hatte, schickten die Butlers einen Boten des Grafen von Ormond.
»Lord Ormond weigert sich, diesem Thronprätendenten zu huldigen, und erklärt
all diese Vorgänge für illegal.«
    Die
Reaktion der Fitzgeralds folgte unmittelbar. Lord Kildare ließ den Boten zum
Thingmount auf Hoggen Green bringen und erhängen.
    »Das
ist herb«, meinte Margarets Vater kopfschüttelnd. »Er war nur der Bote.« Doch
Margaret erkannte in seiner Stimme klammheimliche Bewunderung. Zwei Tage später
setzten Kildares Bruder Thomas und sein kleines Heer die Segel nach England und
nahmen Margarets Bruder John mit.
    *
* *
    Die Invasionsarmee
des Königsknaben erreichte England am vierten Junitag des Jahres 1487. Auf ihrem
Weg nach York schlossen sich ihnen einige Lords und deren Gefolgsleute an; rasch
war ihre Anzahl auf sechseinhalbtausend Mann angewachsen.
    Und
der überrumpelte Heinrich VII. hätte womöglich sein Königreich verloren, hätten
ihn nicht sofort mehrere englische Magnaten, die ihm Loyalität schuldeten, mit
unerwartet großen Truppenkontingenten unterstützt. Am Morgen des 16. Juni stieß
das Heer des Königsknaben in der Nähe des Ortes East Stoke in Mittelengland auf
fünfzehntausend gut ausgerüstete und trainierte Krieger. Obwohl die deutschen
Landsknechte im irischen Heer tödliche Armbrüste hatten, ließen die walisischen
und englischen Langbogenschützen ununterbrochen Pfeile los, die wie ein
Hagelsturm niedergingen. Gegen die weniger geübten und zumeist nicht geharnischten
irischen Soldaten setzte Heinrich VII. versierte Pikeniers und Ritter in
Rüstungen ein.
    Das
irische Heer wurde vernichtend geschlagen. Der königliche
Knabe wurde gefangen gesetzt. Und nachdem er in Gewahrsam genommen war, kannte
der Tudor–König kein

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