Die Prinzen Von Irland
verließen, war augenfällig, dass ein Sturm aufkam.
»Wir können immer noch in Dublin sein, ehe das Unwetter uns erreicht«, sagte
sie. Als sie an Carrickmines vorbeiritten und das entfernte Donnergrollen über den Wicklow–Bergen
vernahmen, sagte sie reumütig zuihrem Diener, sie würden
womöglich ein bisschen nass werden; und wenig später, als der Himmel sich
schwarz färbte und mit einem Mal die ersten Windböen durch die Bäume brausten,
lachte sie. »Wir werden sicher klatschnass.« Als der Sturm schließlich von den
Bergen herunterjagte und über sie hereinbrach, war es schlimmer, als sie es
sich je hätte vorstellen können.
Es
gab ein gewaltiges Krachen und einen taghellen Blitz. Ihr Pferd bäumte sich auf
und hätte sie beinahe abgeworfen; und der Himmel öffnete die Schleusen. Gleich
darauf prasselte der Regen so heftig, dass sie kaum die Straße vor sich
erkennen konnten. Auf der Suche nach einem Unterschlupf kämpften sie sich
voran. Zuerst sahen sie nichts, doch schon wenig später entdeckten sie hinter
einer Wegkrümmung genau links vor sich eine geduckte graue Masse. Sie eilten
darauf zu.
* * *
William Walsh war nun
auf Reisen, und Margaret hatte nur eine ihrer Töchter und den jüngsten Sohn
Richard bei sich im Haus. Der Junge baute in der Scheune einen neuen Stuhl;
ihre Tochter half dem Gesinde in der Küche. Margaret beobachtete gerade den
Sturm durch eine der grünlichen Fensterscheiben, als sie zur Tür gerufen wurde.
Natürlich bat sie die beiden triefenden, Schutz suchenden Menschen sofort
hinein.
»Mein
Gott«, rief sie. »Am besten geben wir Euch trockene Kleider.«
Sie
war höchst überrascht, als sich einer der beiden das Tuch vom Kopf zog und
freudig ausrief: »Ja, das ist doch die Frau mit dem wundervollen Haar.«
Es
war die verfluchte Dame Doyle. Nur einen Augenblick lang fragte Margaret sich,
ob die Frau des Ratsherrn aus irgendeinem obskuren Grund gekommen sei, um sie
zu ärgern; doch ein kräftiger Donnerschlag draußen machte ihr die Absurdität
dieses Gedankens bewusst.
Sieben
Jahre waren seit ihrem Zusammentreffen in Maynooth vergangen. Ab und zu hatte
ihr Mann erwähnt, er habe die Frau in Dublin getroffen; und ein, zwei Mal hatte
sie sie bei ihren seltenen Besuchen in der Stadt selbst gesehen – obwohl sie
sich immer weggedreht hatte, um ihr aus dem Weg zu gehen. Und nun stand diese
Frau hier in ihrem Haus; ihre sanften braunen Augen funkelten vor Freude, und
mit ihrem hübschen Gesicht wirkte sie, soweit Margaret sehen konnte, weit
jünger als siebenunddreißig.
»Die
Frau mit dem roten Haar«, rief sie wieder, obwohl sich mittlerweile einige
graue Strähnen darin zeigten.
»Am
besten kommt Ihr ans Feuer«, rief Margaret. Sie dachte, mit viel Glück sei das
Gewitter bald vorüber und der unwillkommene Gast verlasse schnell wieder das
Haus.
Aber
das Gewitter ging nicht vorüber. Ganz im Gegenteil, es sah so aus, als habe es
sich, nachdem es die Wicklow–Berge überquert hatte, neben der großen gekrümmten
Bucht von Dublin festgesetzt, um mit all seinem Getöse, seinen wilden Blitzen
und gewaltigen Wassermassen über Dalkey, Carrickmines und die Umgebung
niederzugehen.
Während
der Diener in die Küche geführt wurde, bat Margaret ihre Tochter, der Frau des
Ratsherrn trockene Kleider zu holen. Unterdessen zog Joan Doyle am Feuer
vergnügt ihre nassen Sachen aus und nahm mit Freuden das angebotene Glas Wein
entgegen.
Vielleicht
war es ihre Heiterkeit, die Margaret so irritierte. Die Ernte war vernichtet,
William Walsh war fort und riskierte seinen Ruf; und während draußen die Donner
krachten, plauderte diese reiche kleine Dubliner Frau drauflos, als wäre die
Welt in Ordnung. Sie erzählte von Ereignissen in der Stadt und ihrem Leben
dort; plötzlich bemerkte sie aus für Margaret unersichtlichem Grund: »Ihr könnt
von Glück sagen, dass Ihr hier draußen lebt.« Dann hob sie an, die Schönheiten
Dalkeys zu schildern und einen Besuch in Fingal zu beschreiben.
Doch als sie in einem Nebensatz ihre Trauer über den Mord an Talbot am letzten
Jahreswechsel ausdrückte, verlor Margaret die Geduld, und ehe ihr richtig
bewusst wurde, was sie sagte, zischte sie bitter: »Ein Talbot weniger schadet
nicht.«
Selbst
wenn sie nicht gewusst hätte, dass Joans Butler–Familie den Talbots nahe stand,
wäre es eine grausame Bemerkung gewesen. Kaum waren ihr die Worte entschlüpft, schämte
Margaret sich. Die Beleidigung traf Joan Doyle, die sogleich errötete, ins
Mark. Und
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