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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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es war nicht abzusehen, wohin das Gespräch geführt hätte, wäre nicht
in diesem Augenblick Margarets fünfzehnjähriger Sohn Richard von der Scheune
ins Haus gekommen; ein hübscher Junge, schlank, mit roten Haaren, nicht ganz so
dunkel wie Margarets, mit ein paar Sommersprossen und einem heiteren Gemüt.
Margaret sah, dass er im Handumdrehen die Dublinerin bezaubert hatte. Gott sei
Dank, dachte sie voll Reue, hatte er die guten Manieren seines Vaters. Bald
beantwortete er alle Fragen ihres Gastes über sich und beschrieb das einfache Landleben
mit solch ungekünstelter Begeisterung, dass Joan Doyle ganz entzückt war.
Doyles Frau fragte Richard nach seinen Brüdern und Schwestern und erkundigte
sich schließlich auch nach seinem Vater.
    »Er
ist oben in Fingal«, antwortete Margaret schroff, ehe ihr Sohn ein Wort sagen
konnte. Richard sah seine Mutter ärgerlich an, als wollte er sagen: Glaubst du,
ich bin so dumm, dass ich das Falsche ausplaudere? Joan Doyle merkte es, doch das
Einzige, was sie sagte, war: »Mein Mann hält sehr viel von deinem Vater.«
    Am
späten Nachmittag hatte der Sturm noch immer nicht nachgelassen. Das Gewitter
hatte sich zwar in die Bucht verzogen, doch der Regen prasselte noch immer mit
gleich bleibendem Rauschen hernieder. »Ihr werdet heute Abend nicht mehr
weiterkommen«, hörte sich Margaret sagen. Als sie indie
Küche ging, um die Vorbereitungen für das Abendessen zu beaufsichtigen,
begleitete Joan Doyle sie; sie hielt sich zurück und stand nicht im Wege; erst
als sie sah, dass Erbsen enthülst werden mussten, machte sie sich auf ruhige
Art nützlich. Wie auch immer Margarets Gefühle dieser Frau gegenüber waren, sie
konnte sich wirklich nicht über sie beklagen.
    Während
des Essens, bei dem nach irischer Sitte der gesamte Haushalt zusammensaß, war
die Dublinerin so unkompliziert mit allen – sie lachte und scherzte mit den
Kindern, dem Diener, den Hofknechten und den Mägden, die im Haus arbeiteten –,
dass Margaret widerwillig anerkennen musste, dass Joan letztendlich im Großen
und Ganzen eine Frau und Mutter wie sie selbst war. Und vielleicht lag es am Wein,
den Margaret trank – denn für gewöhnlich löste sich ihre Stimmung, wenn sie
Wein zu sich nahm –, dass auch sie mit einem Mal über Joan Doyles Scherze
lachte und selbst einige erzählte. Die Gesellschaft blieb lange bei Tisch, und nachdem
das Essen fertig und der Tisch abgeräumt war, saßen die beiden noch immer da
und tranken noch ein wenig. Als es schließlich Zeit war, zu Bett zu gehen,
meinte Joan Doyle, sie könne sehr gut auf der breiten Bank in der Halle übernachten.
»Gebt mir nur eine Decke«, bat sie.
    »Unter
keinen Umständen«, sagte Margaret. »Ihr kommt mit nach oben und schlaft im
Bett, in unserem Schlafzimmer.«
    Als
sie auf der einen Seite ins Bett gestiegen war, zog sich Joan Doyle aus, und
wieder fiel Margaret voll Bewunderung auf, dass sie sich ihre gute Figur
bewahrt hatte; sie war wohl nur ein wenig rundlicher, als sie als junge Frau
gewesen war. Dann glitt Joan neben Margaret ins Bett und legte sich nieder. Es
ist merkwürdig, dachte Margaret, dass diese hübsche Frau so nah bei ihr liegt.
»Ihr habt ausgezeichnete Kopfkissen«, sagte Joan und schloss die Augen. Das
Rauschen des Regens drang leise durch das Fenster, als auch Margaret die Augen
schloss.
    Der
mächtige Donnerschlag mitten in der Nacht kam so überraschend und war so laut,
dass sie beide mit einem Satz senkrecht im Bett saßen. Dann lachte Joan Doyle.
    »Ich
habe noch nicht geschlafen. Ihr?«
    »Eigentlich
nicht.«
    »Es
liegt am Wein. Ich habe zu viel Wein getrunken. Hört Ihr diesen Sturm?« Der
Regen trommelte nun mit stetigem Tosen. Draußen zuckte ein tagheller Blitz auf;
und der Donner schien den Raum ins Schwanken zu versetzen. »Ich werde nicht schlafen
können«, seufzte Joan Doyle.
    Und
so begannen sie zu reden. Vielleicht lag es an der sonderbaren Intimität in der
Dunkelheit, als der Regen niederrauschte und das Gewitter weiter am Himmel
krachte und rumpelte, dass ihr Gespräch sehr persönlich wurde. Joan sprach über
ihre Kinder und was sie sich für sie erhoffte. Sie schilderte auch, wie sie
versucht hatte, dem jungen Tidy und Cecily zu helfen. »Ich sage Euch«, erklärte
sie, »ich musste dieser jungen Frau eine heftige Standpauke halten.« Und ihre Freundlichkeit
und ihre guten Absichten lagen so offen zu Tage, dass sich Margaret fragte, ob
sie Joan womöglich in der Vergangenheit falsch beurteilt

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