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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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gegangen.«
    »Wie wär’s damit?«, sagt Alfredo. »Wir gehen alle nach draußen und machen ein Wettrennen von Base zu Base?«
    »Leck mich!«, sagt Tariq. Er streckt lachend den Arm aus und er und Alfredo klatschen sich ab.
    Es liegt schon einige Zeit zurück, dass Alfredo einen Verbündeten gegen seine Eltern hatte. Klar, Isabel ist da, aber sie ist zwangsweise eine schweigende Verbündete. Sie ist eine Außenseiterin, eine Exilantin, die fern der Heimat in diesem tyrannischen Staat lebt, wo sie zwar Durchtriebenheit und Subversion einsetzen, nicht aber offen Kritik üben kann. Jedenfalls nicht, ohne befürchten zu müssen, dass man ihr das Visum entzieht. Bei Tariq hingegen sieht die Sache anders aus. Tariq ist ein Bruder – man überprüfe ruhig die DNA! –, und Brüder, ähnlich wie Kriegsveteranen, verbindet die gemeinsame Erfahrung in den Schützengräben. Er kann sehr wohl das Feuer erwidern, einen Helm aufsetzen und Dreck fressen. Über den Kopf ihres Vaters hinweg lächelt Tariq Alfredo zu, und ganz plötzlich durchzuckt Alfredo die Erkenntnis, dass ein ihm verborgen gebliebener Teil den großen Bruder schmerzlich vermisst hat.
    Isabel sieht von der Küchentür aus zu. Sie senkt den Blick, stellt fest, dass sie die Arme vor der Brust verschränkt hat.
    »Papi, ärgern sie dich?«, sagt Lizette. Sie quetscht sich an Isabel vorbei und tritt ins Wohnzimmer. »Ärgert ihr ihn, ihr Rotzbengel? Wisst ihr denn nicht, dass morgen Vatertag ist? Sag ihnen mal, was du dir wünschst, Jose. Sag ihnen, was du mir gesagt hast, du alter Perversling. Euer Vater wünscht sich als Geschenk zum Vatertag einen Sexapparat. Das hat er mir gesagt. Er will einen Apparat für Sex, einen Umschnallpimmel.«
    »Keinen Umschnalldildo«, sagt Jose säuerlich. »Einen Apparat, den du dir auf den Pimmel schnallst.«
    »Ich mir?«, sagt Lizette in gespieltem Entsetzen.
    »Was kostet der denn?«, fragt Tariq.
    »Neununddreißig neunundneunzig«, sagt Lizette. »Sagt er jedenfalls. Man kann auch in Raten zahlen. Alle gängigen Kreditkarten.«
    »Wir nehmen zwei«, sagt Alfredo. »Falls du den einen mal durch hast.«
    »Und mein Bruder so: ›Wir nehmen zwei‹«, sagt Tariq lachend. »Falls er den einen mal durch hat!«
    Wieder klatschen die Jungen sich ab, aber diesmal so, wie sie es früher immer getan hatten: zwei schnelle Klapse, dann ein Faust-Check.
    »Hast du eigentlich schon einen Namen für den Hund?«, sagt Alfredo, aber bevor Tariq antworten kann, klingelt Alfredos Telefon. Bakas Nummer flackert über das Display. Nicht sein Name, nur seine Nummer – Alfredo ist viel zu paranoid, um einen Geschäftskontakt auf seinem Handy zu speichern. Was, wenn die Drogenfahndung das Telefon in die Finger bekäme?
    »Mein kleiner Bruder hat richtig was klargemacht, seit ich weg bin!«, sagt Tariq. »Du gehst ja richtig ab, Dito. Noch ein Geschäftsanruf?«
    »Jo.« Alfredo grinst. »Denke schon.«
    Tariq klopft seinem Bruder auf die Schulter. »Du warst schon immer irre schlau, Dito. Hab den Leuten immer erzählt, eines Tages wird mein Bruder so richtig was am Laufen haben. Ernsthaft. Guck nicht da rüber. Sieh mich an. Du bist richtig dick drin, hab ich recht?«
    »Läuft ganz gut«, sagt Alfredo.
    »Soll ich dir was sagen? Ich hab den Leuten immer erzählt, eines Tages arbeite ich mal für dich. Im Ernst. Mann, sieh mich an. Du musst mich zurück in die Herde bringen, Dito. Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    Tariqs Augen glänzen, liegen tief in einem Gesicht mit zwei Mündern, mit dem einen Mund lächelt er Alfredo an, und der andere, der hässlichere, ist in seine Backe geschnitten. Er hat sich verändert in diesen zwei Jahren. Einmal natürlich durch die Wunde, aber da sind auch der kahlrasierte Schädel, hart wie eine Klinge und die Muskelberge unter seinem Hemd. Das, denkt Alfredo, ist ein Körper, der zu furchtbarer Gewalt fähig ist.
    Alfredo spielt mit seinem Telefon herum. Wie anders alles hätte kommen können, denkt er, wäre Curtis letzte Nacht mit seinen großen Brüdern Alex und Bam-Bam losgezogen.
    »Hättest du Bock, mich mal eben zu begleiten?«, sagt er. »Ich würd ja den Typ da fragen« – er zeigt auf Winston, der leise im Sessel schnarcht –, »aber … na ja.«
    »Na und ob«, sagt Tariq. »Wohin geht’s?«
    »Es gibt noch Nachtisch«, sagt Lizette nervös. »Im Kühlschrank steht Eis.«
    »Mit Schweinegeschmack?«, fragt Alfredo.
    »Du hast vielleicht ne dicke Fresse«, sagt Tariq, noch immer

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