Die Prinzessin
aus Schottland?« bohrte J. T. unnachgiebig weiter.
»Für Tante Bradley.«
»Wie kommt ihr nur während des Krieges an das Zeug ran?«
»Tante Bradley hat ein Abkommen mit einigen Piloten getroffen. Ich bin selbst noch nicht ganz dahintergekommen, wie sie gewisse Nahrungsmittel organisiert.«
»Das kann ich mir vorstellen«, meinte J. T. und griff sich an den Kopf. »»Organisieren« ist das richtige Wort. Die lankonische Regierung bezahlt ja alles, und deine teure Tante Bradley...
»Halt dich zurück«, warnte ihn Aria.
J. T. sah von dem Rechnungsbuch auf. Mit jeder Minute wurde sie wieder mehr zu dem kleinen Scheusal, das er auf der Insel kennengelernt hatte. »Du hast wieder deine scheußliche Unterwäsche an, nicht wahr?« bemerkte er hämisch und freute sich über die Röte, die ihr ins Gesicht stieg. »Hier willst du einen?« fragte er und hielt ihr einen Streifen Kaugummi hin.
»Ja gern!« rief sie hocherfreut aus.
»Ich habe dir zweimal das Leben gerettet. Aber nie hast du mich so dankbar angesehen wie diesen Kaugummi.«
Sie kaute und erwiderte: »Das habe ich wohl getan. Aber du warst zu beschäftigt mit dir selbst, um es zu bemerken.«
Er sah sie aus schmalen Augen an. »Benimm dich besser, oder du wirst es bereuen. Warum machst du dich nicht auch ein bißchen nützlich? Dauernd hockst du auf der Stuhlkante. Das macht mich nervös.«
»Aber sicher, Baby«, meinte sie und stand auf.
Er konnte sich nur schwer auf die Rechnungsbücher konzentrieren. Der Kaugummi schien Aria nämlich verwandelt zu haben. Sie erinnerte ihn jetzt wieder mehr an »seine« Prinzessin.
Soweit er es bis jetzt beurteilen konnte, bestand die königliche Familie aus einem Haufen Schmarotzer. Unbekümmert ließen es sich alle gutgehen. Sie sorgten sich anscheinend keinen Deut darum, daß der lankonische Staat fast pleite war. Wenn er hier etwas zu bestimmen hätte, würde er Arias Pflichten unter den Mitgliedern der Familie aufteilen. Cousine Barbara würde es wahrscheinlich genießen, im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen, und Gena wäre sehr geeignet, Truppenparaden abzunehmen. Er hatte keine Ahnung, welche besonderen Fähigkeiten Freddie, Nicky und Toby hatten, aber er hielt es für eine verdammt gute Lösung, wenn sie Aria diese langweiligen Vorträge über Insekten abnehmen würden. Großtante Sophie könnte man zu jedem Ereignis schicken, bei dem Kanonen Salut schossen, damit sie endlich einmal hörte, was um sie herum vorging.
»Warum lächelst du?« fragte Aria.
J. T. lehnte sich bequem zurück. »Ich habe gerade über die Mitglieder deiner Familie nachgedacht.«
»Sie sind ziemlich chaotisch, nicht?« meinte sie und sah ihn entschuldigend an.
»Spricht hier Prinzessin Aria oder Mrs. Montgomery?«
»Die amerikanische Aria«, erwiderte sie und lümmelte sich auf den Stuhl. »Ich habe mich bisher nie an Freddies Tick mit dem Schneepudding gestört, aber er kostet den Staat eine Menge Geld. Zuviel Geld, wie ich finde.«
»Viel zuviel.«
»Also was können wir da unternehmen?«
J. T. wandte sich ab. >Wir< hatte sie gesagt. Er hätte den König niederschlagen und abhauen sollen! Er hätte sie nie Wiedersehen dürfen. J. T. war versucht, zu sagen: »Fragen wir doch den Grafen«, aber er tat es nicht. Statt dessen erklärte er Aria, wie er ihre Aufgaben unter der Verwandtschaft aufteilen wollte.
Aria dachte einen Moment lang nach, dann meinte sie: »Es wird ihnen nicht gefallen. Sicher — Gena wird gerne die Parade der königlichen Garde abnehmen — das sind die einzigen Soldaten in Lankonien —, und Tante Sophie wäre höchst beglückt über die Salutschüsse, aber die anderen werden sich sträuben.«
»Dann werde ich sie überzeugen müssen. Ich meine, dein Mann muß das tun.«
»Mein...?«, sagte Aria. »Ach ja, der Mann, den ich wahrscheinlich heirate.«
Die Wache öffnete die Tür und meldete: »Graf Julian, Königliche Hoheit.«
Julian stürmte wütend herein. »Aria, was machst du hier allein mit diesem Mann?«
Aria sprang auf und verschluckte ihren Kaugummi. »Wir sehen die Rechnungen durch.« Und J. T. fügte hinzu: »Wir versuchen herauszufinden, wie hoch Lankoniens Schulden sind. Die Prinzessin ist bei mir, weil ich nur so für ihre Sicherheit garantieren kann.«
Julian sah Aria an, als ob sie ein ungezogenes kleines Mädchen wäre. »Aria, es ist Zeit für unseren Ausritt.«
Ehe Aria antworten konnte, baute sich J. T. vor dem Grafen auf. »Die Prinzessin hat zu tun. Verstanden?
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