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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Mitgefangener hatte sich lange Zeit nicht mehr gerührt. War er wieder ohnmächtig geworden, verblutet? Sie konnte nichts mehr ausschließen. Man ließ sie hier elend zugrunde gehen, soviel hatte sie begriffen. »Pete!«, rief sie lauter und krümmte sich gleichzeitig vor Schmerzen. »Wir müssen hier raus!« Er bewegte sich. Aus seinem Mund kam ein unverständliches Wimmern. »Pete, hören Sie mich?«
    »Was?«, antwortete er tonlos. Gott sei Dank, er war ansprechbar.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Großartig, habe ausgezeichnet geschlafen.«, murrte er zynisch, und sein Lachen erstickte in gurgelndem Schimpfen.
    »Wir müssen hier weg«, wiederholte sie ungerührt. »Ich bin festgebunden. Wenn Sie herüber rutschen könnten, hätten wir vielleicht eine Chance, die Fesseln zu lösen.« Sie hörte nur Ächzen und Stöhnen, aber er schien sich zu bewegen. Plötzlich hielt er inne und rief aus:
    »Das Telefon! Ich habe Ihr Handy. Es steckt immer noch in meiner Brusttasche.«
    »Na also, her damit!« Sie fühlte sich schon viel besser. Es war immerhin ein Hoffnungsschimmer. Er kam näher. Es klang, als krieche eine schwere Python heran. »Gut, hier bin ich.« Er stieß mit dem Kopf an ihr Bein.
    »Sorry, Lady.«
    »Keine Ursache, rücken Sie ruhig näher.« Er versuchte zu lachen, doch es hörte sich an als kratzte Kreide über eine Schiefertafel. Er lag neben ihr und versuchte vergeblich, ihre Hände zu erreichen, um das Kabel zu lösen.
    »Geht nicht, verdammt«, stöhnte er. Er rutschte weg von ihr, um die Holzpalette herum, auf der das Fass stand, als suchte er etwas. »Ja, wusste ich’s doch«, krächzte er plötzlich. »Ein Stahlband. Hier liegt ein loses Stahlband, fast so gut wie ein anständiges Messer.« Unter Ächzen und fluchen gelang es ihm schließlich, seine Hände zu befreien. Als er seine Fesseln durchtrennt hatte, humpelte er zu ihr zurück. Er war kräftig und offenbar äußerst zäh. Nach kurzer Zeit hatte er auch sie befreit. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihr, aufzustehen. Vorsichtig streckte sie sich und fing an, die Handgelenke zu massieren. Langsam, sehr langsam begann ihr Blut wieder normal zu zirkulieren. Ihr Kampfgeist kehrte zurück. Sie war entschlossen, aus diesem Loch auszubrechen, koste es, was es wolle.
    »Danke, Pete. Sie sind der Größte.«
    »Da liegen Sie gar nicht so daneben, Lady«, brummte er. Unvermittelt leuchtete Licht auf und sie konnten sich zum ersten Mal sehen. Pete hatte ihr Handy eingeschaltet, dessen schwach leuchtendes Display in dieser völligen Dunkelheit wie ein heller Scheinwerfer wirkte.
    »Tatsächlich, Sie sind ein Riese«, lachte sie. Mit zitternder Hand nahm sie das Telefon und wählte Charlies Nummer, aber sie hörte keinen Summton. »Mist, kein Netz«, schimpfte sie nach einem Blick auf den kleinen Bildschirm.
    »Kein Wunder, wir sind in einem verdammten Container«, bemerkte Pete mit verlegenem Grinsen. »Dow Chemical, nehme ich an. Der Lastwagen, mit dem man Sie hierher gebracht hat, steht wohl noch nebenan.« Sie leuchtete die Umgebung ab. Es war kein Fass, woran man sie gekettet hatte, sondern die Holzverschalung einer dicken, dunklen Glasflasche. H 2 SO 4 98.3% stand in großen Lettern auf dem weißen Etikett, und klein gedruckt: Dihydrogensulfat (konz.) . Sie zuckte unwillkürlich zurück und stieß einen Schreckenslaut aus. »Was ist los?«
    »Schwefelsäure! Sie haben uns in einen Container mit konzentrierter Schwefelsäure gesperrt, das ist los«, rief sie entsetzt. Der vordere Teil des Containers war leer bis auf ein paar herumliegende Paletten, aber der hintere Teil schien voll von diesen Flaschen zu sein.
    »Schöne Scheiße«, polterte er irritiert. »Gut, dass die Sauce in den Flaschen bleibt.« Sie wussten nun zwar, wo sie sich befanden, aber wie sie aus dieser gut verschlossenen Kiste herauskommen sollten, war ihr nach wie vor ein Rätsel. Ein Hustenanfall rief ihr schmerzlich in Erinnerung, dass vielleicht nicht mehr viel Zeit bliebe, bevor sie endgültig zusammenklappte. Sie biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf die Lösung des Problems, wie sie es gelernt hatte. Systematisch überlegte sie, welche Möglichkeiten es gab. Auch Pete stierte gedankenversunken auf das verschlossene Tor des Containers.
    »Ich glaube, so könnte es funktionieren«, murmelte sie plötzlich. Er blickte sie ratlos an, aber sie sagte nur: »Es ist unsere einzige Chance.«
     
    Charlies Druck auf die Behörden zeigte Wirkung. Bei seiner Ankunft in

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