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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Roxby Downs stand der Sheriff mit zwei seiner Männer bereit für die Suche nach der Fremden. Nach Aussage des Hotelbesitzers war sie früh am Morgen zuvor in ihrem Mietwagen aufgebrochen, ohne jemanden zu informieren. Ihr Zimmer war unberührt. Ihr Computer stand auf dem Schreibtisch, aber Charlie konnte sich nicht einloggen. Er kannte ihr Passwort nicht. Sie musste sich in der Mine oder irgendwo in der Nähe aufhalten. Alles andere machte keinen Sinn. Er setzte sich zum Sheriff in den Streifenwagen, und sie fuhren schweigend nach Norden. Die beiden Polizisten waren bereits unterwegs mit dem Auftrag, die weitere Umgebung der Mine abzusuchen. Im Lautsprecher des Funkgeräts knackte es. Charlie verstand kaum ein Wort der kryptischen Meldung, die fast im statischen Rauschen unterging.
    »Sie haben die Wagen gefunden«, übersetzte der Sheriff.
    »Die Wagen?«
    »Ja, den Mietwagen der Frau und Pete’s Wagen. Der lange Pete muss ihr wohl nachgefahren sein. Ihr Wagen steht verlassen auf einer Überlandstrasse, fünf Meilen südöstlich der Mine, Pete’s Jeep auf dem Hügel nördlich des Geländes.«
    »Was ist geschehen?« Der Sheriff zuckte die Achseln.
    »Wir wissen es noch nicht. Die Fahrzeuge sind jedenfalls unbeschädigt.«
    »Fahren Sie mich hin. Vielleicht findet sich dort eine Spur.« Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, als sie Daisys Wagen untersuchten, als stocherte er in ihrem Nachlass. Er deutete auf die Markierungen in der Landkarte, die auf dem Beifahrersitz lag und fragte: »Sind wir in der Nähe dieses Punktes?«
    »Ja, aber da führt keine Strasse hin, jedenfalls nicht von dieser Seite.«
    »Pete’s Wagen ist sauber«, meldete eine Stimme hinter ihnen. »Kein Hinweis. Vielleicht hat das Ganze etwas mit den Leuten zu tun, die gestern Abend im Motel abgestiegen sind.« Charlie wurde hellhörig.
    »Welche Leute?«
    »Irgendein Franzose, glaube ich.« Sämtliche Alarmglocken schrillten.
    »Und das sagen Sie mir jetzt? Name? Wie ist sein Name?« Er schrie den verdutzten Beamten förmlich an.
    »Kann mich nicht ...«
    »Vidal? Heißt er Vidal?«
    »Ja – ich glaube – das könnte der Name sein«, antwortete der Polizist unsicher.
    »Wir müssen zur Mine, los!« Sein schneidender Ton duldete keine Widerrede und keine Fragen. Etwas ganz Mieses war im Gange. Seine junge Mitarbeiterin schwebte in höchster Gefahr, und er machte sich schwere Vorwürfe, sie allein hierher geschickt zu haben. Wenn wir zu spät kommen – ihm wurde übel bei der Vorstellung.
     
    Im Besprechungszimmer des Verwaltungsgebäudes herrschte beklemmende Stille, nachdem der Betriebsleiter die unerfreuliche Situation zusammengefasst hatte. Vidal schaute mit undurchdringlichem Blick in die betretenen Gesichter. Diese Leute waren offensichtlich völlig überfordert, höchste Zeit, dass er die Sache selbst in die Hand nahm.
    »Zwei Geiseln«, murmelte er kopfschüttelnd. »Was soll der Blödsinn?« Keiner der Verantwortlichen am Tisch wagte, ihn anzusehen. »Man sollte nicht meinen, dass es so schwer ist, eine kleine Inspektorin mit einer guten Ausrede abzuspeisen.« Der Betriebsleiter schickte sich an, etwas zu entgegnen, aber damit entfachte er Vidals Zorn vollends. »Ist Ihnen immer noch nicht klar, was diese gottverfluchte Scheiße hier bedeutet? Durch Ihre himmelschreiende Unfähigkeit bleibt nur noch eine Lösung. Die Zeugen müssen verschwinden, und zwar vollständig. Es steht eine Milliarde auf dem Spiel.« Niemand wagte auch nur zu atmen. »Wir bringen sie zum Schweigen«, sagte er mit einem Blick auf seinen Begleiter, über dessen vierschrötiges Gesicht ein hämisches Grinsen huschte. Sie, meine Herren, sind für die Entsorgung zuständig. Es gibt hier genug Säurebäder, nehme ich an. Ich will, dass kein Härchen übrigbleibt, haben wir uns verstanden?« Der Betriebsleiter nickte, ohne aufzuschauen. »Wo sind die beiden?«
    »Ich werde Sie begleiten«, sagte der am Boden zerstörte Manager und trottete hilflos voran.

KAPITEL 7
     
Roxby Downs, Australien
    D as ist Wahnsinn, was wir vorhaben«, brummte Pete, und Daisy musste ihm recht geben, aber sie machte verbissen weiter. Im fahlen Schein des Handybildschirms kratzte sie mit einem Stück Stahlband den Paraffinüberzug vom Verschluss der Säureflasche. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Alles ging viel zu langsam. Nur die Überzeugung, dass dies ihre letzte Chance war, zu überleben, gab ihr noch Kraft. Eine Möglichkeit, die Tür von innen aufzubrechen, gab es nicht,

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