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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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leer und schielte zum Ausgang. Zu spät. Der bullige Moser packte seinen Arm, drehte ihn mit brutaler Gewalt auf den Rücken, dass er vor Schmerz aufschrie, sich krümmte und in die Knie ging.
    »Schluss mit dem Theater«, schnaubte der falsche Kommissar gereizt. »Wir wollen jetzt die Wahrheit hören, die ganze Wahrheit. Sie werden Mr. Vidals Geld aus dem Sonderfonds mit Zins und Zinseszins an die Bank überweisen. Habe ich mich klar ausgedrückt?« Der schwere Mann hielt ihn fest wie ein Schraubstock und drückte sein Gesicht auf den Boden, sodass er nur mit einem kraftlosen Stöhnen antworten konnte. Moser drehte weiter, bis der Arm zu brechen drohte. Er schrie laut auf. Unvermittelt löste sich der erbarmungslose Griff. Er blieb zusammengekrümmt am Boden liegen. »Verstanden?«, fragte Moser ruhig.
    »Ja«, krächzte er gequält und richtete sich mühsam auf. Der Arm schmerzte höllisch, aber er biss die Zähne zusammen. Es gab keinen Zweifel: die Kerle wussten Bescheid und sie würden ihn nicht mehr vom Haken lassen. Francesca! Nur von ihr konnte die Information über seine geplante Flucht stammen. Die bittere Erkenntnis ließ ihn den schmerzenden Arm beinahe vergessen. Bitch – du hinterlistiges Miststück! , dachte er niedergeschlagen, doch es hatte keinen Zweck, ihr nachzutrauern. Es gab wichtigere Probleme. Er musste die Ganoven loswerden, wenn er diese Nacht heil überstehen wollte.
    Er öffnete den Schlüsselschrank und hoffte, die beiden würden sich damit beschäftigen. Wenn er unbemerkt in den hinteren Teil des Hauses gelangte, hätte er eine geringe Chance, ihnen zu entwischen. Er musste irgendwie allein aus diesem Büro hinaus, aber sie ließen ihn keine Sekunde aus den Augen. Seine Gedanken rasten. Wenn sie ihn noch ein paar weitere Minuten in die Mange nähmen, würden sie die Wahrheit über Vidals verzockte Millionen unweigerlich aus ihm herausprügeln. Was dann geschehen würde, wollte er sich nicht ausmalen.
    »Wird’s bald?«, knurrte Moser barsch. Sie warteten ungeduldig auf seine Erklärungen. Er verzog sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse und sagte mit weinerlicher Stimme:
    »Ich muss dringend mal.«
    »Das Finanzgenie hat sich in die Hose gemacht«, bemerkte Moser grinsend zu seinem Kollegen, der gleichgültig neben ihm stand.
    »Noch nicht, aber wenn ...«, murmelte Michael vorsichtig. Moser gab dem zweiten Mann einen Wink und giftete:
    »Ich warte nicht lange.« Dicht gefolgt vom falschen Kommissar, der sich Neumann nannte, eilte er zum Bad, das sich zwischen Handelsraum und Küche befand. Neumann bezog Posten an der Tür, als er den Waschraum vor der Toilette betrat. Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte. Es war seine letzte Gelegenheit zu fliehen, das wusste er. Nicht im Traum dachte er daran, die echte Polizei zu Hilfe zu rufen, obwohl sie ihm das Telefon nicht abgenommen hatten. Sein Blick fiel auf die bronzene Buddhastatue, die neben der Vase mit erfrischend duftenden Schnittblumen den marmornen Waschtisch zierte. Er hatte sich stets gewundert, welchen Zweck diese Figur im Vorraum einer Toilette erfüllte. Jetzt wusste er es. Er setzte alles auf eine Karte, ergriff den schweren Buddha mit beiden Händen und stellte sich hinter die Tür.
    Noch einmal atmete er tief durch, dann stieß er einen spitzen Schrei aus, den nur Neumann hören sollte und polterte an die Wand, als wäre er hingefallen. Wie erwartet ging die Tür sofort einen Spalt auf und Mosers Komplize streckte vorsichtig seinen Kopf herein. Im gleichen Augenblick sauste die Bronzefigur auf seinen Schädel, worauf er, ohne einen Laut von sich zu geben, kraftlos zu Boden sank und reglos liegenblieb. Wie in Trance stellte Michael den Buddha mit dem blutigen Fuß sorgsam an seinen Platz zurück, stieg über den unglücklichen Neumann hinweg und huschte durch den dunklen Korridor zur Hintertreppe, die direkt in die Tiefgarage führte. Bevor er die Tür zur Garage öffnete, hielt er kurz inne und lauschte. Noch war alles ruhig, doch Moser würde zweifellos schon bald Verdacht schöpfen.
    Seinen Jaguar ließ er links liegen, er wagte nicht, den Motor zu starten, und er musste damit rechnen, dass der Wagen der beiden die Einfahrt blockierte. Vorsichtig öffnete er das Tor ein wenig und schlüpfte unten durch ins Freie. Er befand sich im Garten auf der Rückseite der Villa. Nur ein paar Schritte trennten ihn noch vom halb verwachsenen Durchgang in der Mauer, der in eine stille Seitengasse mündete, als plötzlich die

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