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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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in denen er nur ›groß‹ war. Wenn einige von den neuen Sachen, die man Leonardo da Vinci andichtet, nicht hinhauen, haben wir keinen Mann in der Geschichte, der sich mit Zukertort messen kann. Er war ein Zauberer des Mikroskalpells, und er brauchte einem Elektron bloß zuzupfeifen, und es stoppte und wartete auf seine Befehle. Er schuf und vollendete eine Verbindung zwischen Nerven und Metall, eine Synapse zwischen Organischem und Anorganischem, die kein anderer Biotechniker seither mit annäherndem Erfolg an höheren Tieren nachvollziehen konnte. Trotz Mikrokameras und allen möglichen anderen Aufzeichnungstechniken konnte niemand herausfinden, was Zukie eigentlich machte, vom Nachvollziehen ganz zu schweigen.
    Also, wie jeder Mann von seinen Qualitäten war Zukertort leicht übergeschnappt. Nach normalen Maßstäben war ihm der praktische oder theoretische Wert seiner unzähligen Erfindungen recht gleichgültig. Obwohl er sich einen Menschenfreund nannte, machte er sich nicht einmal über die gewaltigen prosthetischen Folgen Gedanken – nach seiner Methode war man zum Beispiel in der Lage, einem Mann einen künstlichen Arm oder ein künstliches Bein anzunähen, dessen Metallnerven mit denen des Stumpfes durch den gesteuerten kristallinen Wuchs einer nichtkorrosiven hyperfesten Legierung verbunden wurden, wobei man notfalls bis auf die Wirbelsäule zurückgriff, um den Kontakt herzustellen.
    Zukies Interessen richteten sich ausschließlich auf zwei Ziele: Unsterblichkeit für die besten menschlichen Köpfe und die Möglichkeit für diese Gehirne, ein mystisches Wissen zu erlangen, indem sie in völliger Isolierung von den Anfechtungen der Welt und des Fleisches arbeiteten.
    Er übersprang sämtliche Zwischenstadien und schuf einen Prozeß, mittels dessen ein voll funktionsfähiges menschliches Gehirn in einem starren Metallbehälter erhalten werden konnte. Die Seh-, Hör- und Sprechnerven wurden über Gewebemetall mit entsprechenden Eingabe- und Ausgabekontakten verbunden. Die meisten übrigen Nervenverbindungen wurden abgeblockt – Zukie vermutete, das würde die Zahl der Speicherzellen vergrößern, und damit scheint er auf brillante Weise recht behalten zu haben. Das isotopengesteuerte Herz, das er zur Zirkulation und Reinigung des Gehirnblutes und zur Regeneration des Sauerstoffs beisteuerte, war sein Kompaktmotor-Meisterstück.
    In einer großen Fontanelle gelegen, wie er die dicke Oberseite des metallenen Gehirnkastens nannte, mußte sein Herzmotor nur einmal im Jahr mit neuem Treibstoff versorgt werden. Der tägliche Austausch einer kleineren Fontanelle brachte dem Gehirn die nebensächlichen Nährstoffe und sorgte für den Abtransport unvermeidlicher, nicht-regenerierbarer Abfallstoffe. Wie Sie vielleicht wissen, braucht das Gehirn eine weitaus sauberere, einfachere und konstantere Flüssigkeits-Umwelt als jeder andere Teil des menschlichen Körpers, aber aufgrund dieser Tatsache wies Zukie nach, daß es auch für eine präzise technologische Kontrolle weitaus besser geeignet war.
    Eine kleinere Pumpe – ein Triumph der Feinmechanik – versorgte das Gehirn mit leichten rhythmischen Hormonstößen und willkürlich gewählten Körperstimulans, so daß das Gehirn nicht nur dahinvegetierte.
    Diese Errungenschaft, ein potentiell unsterbliches Gehirn in einem ovalen Behälter, erscheint trotzdem noch wie ein Wunder hoch drei. Seltsamerweise hielt Zukie selbst diese Leistung nicht für besonders schwierig oder überwältigend. ›Ich hatte ein ganzes Leben Zeit, ein Leben zu retten‹, hat er einmal gesagt. ›Wieviel mehr Zeit kann man überhaupt verlangen?‹ Jedenfalls hatte sich Zukie damit die Möglichkeit zur Erreichung seines Ziels geschaffen: Unsterblichkeit für die besten menschlichen Gehirne.«
    Flaxman hob einen Finger. »Jetzt hatte Zukie aber seine eigenen Vorstellungen von den besten menschlichen Gehirnen, Wissenschaftler waren ihm egal – sie waren ihm alle unterlegen, und wie ich schon sagte, schätzte er sich nicht allzu hoch ein. Staatsmänner und dergleichen verlachte er nur. Die Religion war ihm in seiner Kindheit verleidet worden. Aber bei der Erwähnung des Wortes ›Künstler‹ wurde ihm innen ganz schwach, und außen bekam er eine Gänsehaut, denn Zukie war ein sehr pedantischer Typ und brachte außerhalb seiner Fachgebiete keine rechte Vorstellungskraft auf. Künstlerisches Schaffen, das geringste Klimpern einer Melodie, das Verschmieren von ein wenig Farbe oder vor allem das

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