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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Flaxman, und – soweit ich es umformulieren konnte – auch ausdrucksstärker?«
    Schwester Bishop ließ ihre böse kleine Pistole unter dem Rock verschwinden, holte eine kleine Drahtschere hervor und begann Flaxmans Fesseln zu durchschneiden. Zane Gort setzte vorsichtig sein rot-grünes Päckchen ab und führte Miß Rosa auf die Seite. »Sie müssen entschuldigen, Mr. Flaxman«, sagte er, »daß die überbeanspruchte Robix Sie in Ihrer Redefreiheit behindert hat. Das beherrschende Programm – in ihrem Falle die Zensur – ist bei uns Metallpersonen sehr stark ausgeprägt. Elektronenstürme, wie sie ihr Geist durchgemacht hat, verstärken diese Erscheinung nur. Nein, nein, Miß Rosa, ich habe nicht die Absicht, Ihre Buchsen zu berühren oder Ihre Fenster und Türchen aufzumachen.«
    »Gaspard! Wer zum Klankety-klank ist ›Die Schlinge‹?« fragte Flaxman, nachdem er trocken hinuntergeschluckt und ein paarmal die Lippen bewegt hatte. »Wer oder was sind die Wortmaschinen-Rächer? Diese Ibsen-Hexe hätte uns von ihren Handlangern fast den Kopf abreißen fassen, als ich es ihr nicht sagen konnte.«
    »Oh«, bemerkte Gaspard, »das habe ich so einfach erfunden, um Ihnen bei der Abschreckung dieser Leute zu helfen. Es ist eine Art Verleger-Mafia.«
    »Aber Autoren haben doch gar keine Erfindungsgabe!« brüllte Flaxman. »Wir wären dadurch fast an den Galgen gekommen. Diese Handlanger haben’s in sich – zwei B-Autoren mit gestreiften Hemden, die wie Verhörspezialisten aussahen.«
    »Und Homer Hemingway?« fragte Gaspard.
    »Er war auch dabei, obwohl er sich komisch benahm. Er trug seine berühmten Kapitänsklamotten, als wollte er sich für ein Segelbuch stereophotographieren lassen, aber um den Hintern war er seltsam fett. Dabei soll er doch so ein Gymnastik-Fex sein – wir gehen wohl langsam alle vor die Hunde. Als die Ibsen auf hart umschaltete, gefiel ihm das gar nicht. Aber das Anbinden machte ihm Spaß, und er hat auch seinen Teil zur Verwüstung des Büros beigetragen – nur gut, daß ich hier keine wichtigen Informationen aufbewahre.«
    »Sie hätten die Sache mit meinen Rächern ausspinnen sollen«, sagte Gaspard, »um die Angst weiter zu schüren.«
    »Wessen Angst? Ich hätte Kopf und Kragen dabei verloren. Hören Sie, de la Nuit, die Ibsen sagt, Sie wären seit Jahren ein Verlegerspion gewesen. Es macht mir nichts, daß Sie sich damit vor ihr gebrüstet haben …«
    »Ich habe mich nie gebrüstet … Ich bin überhaupt nie …«
    »Vibrieren Sie das Ei nicht!« bellte Schwester Bishop zu Gaspard herüber, während sie Cullinghams Fesseln durchschnitt. »Ihre Stimme kratzt so seltsam.«
    »… ich möchte Ihnen nur sagen, daß es auch nachträglich kein Geld gibt für eine imaginäre Spioniertätigkeit bei der Autorengewerkschaft!«
    »Hören Sie, Flaxman, ich habe nie …«
    »Nicht vibrieren, habe ich gesagt! Los, geben Sie’s mir, Sie Tölpel!«
    »Hier – und werden Sie damit glücklich«, sagte ihr Gaspard. »Worauf hatte es denn Heloise abgesehen, Mr. Flaxman?«
    »Sie kam hereingeplatzt und beschuldigte uns, eine Möglichkeit zu haben, auch ohne Wortmaschinen Literatur zu produzieren, aber nachdem sie mit Ihnen telefoniert hatte, hieß es nur noch ›Wer ist die Schlinge?‹ Gaspard, hören Sie auf, sich Mafias auszudenken – das ist gefährlich. Die Ibsen hätte mir bestimmt noch etwas angetan, wenn sie sich dann nicht auf den armen Cully konzentriert hätte.«
    Gaspard zuckte die Achseln. »Wenigstens scheint sie mein Rächer-Trick von der richtigen Spur abgebracht zu haben.«
    »Ich kann jetzt nicht weiter mit Ihnen diskutieren«, sagte Flaxman und fischte sich das Telefon aus dem Durcheinander auf dem Boden. »Ich muß dafür sorgen, daß hier jemand aufräumt und sich um unsere Verteidigung kümmert. Ich will nicht noch mal erleben, daß hier irgendwelche Frauen hereinplatzen, nur weil sich die Tür nicht abschließen läßt.«
    Gaspard ging zu Cullingham hinüber, der sich die soeben befreiten Glieder rieb. »Heloise ist also auch mit Ihnen grob umgesprungen?«
    Der große Lektoratsleiter nickte stirnrunzelnd. »Und so völlig sinnlos«, sagte er. »Sie blickte mich nur an, als ihre Helfershelfer mich angebunden hatten, und ohne eine einzige Frage zu stellen, begann sie mir ins Gesicht zu schlagen – Vorhand, Rückhand, Vorhand.«
    Gaspard schüttelte den Kopf. »Das ist schlimm«, sagte er.
    »Wieso?« wollte Cullingham wissen. »Abgesehen natürlich von den Schmerzen und der

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