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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hatte, als sie ihn vor der Abreise nach Theresa gefragt hatte.
    »Base Meline ist keine schlechte Frau, das müsst Ihr wissen, Herrin! Nur, eine Eva ist sie eben nicht.«
    Was immer sie alle auch zu reden hatten - jetzt war es an ihr, sich ein eigenes Bild zu machen.
    Innerlich bereits gewappnet, erschrak Hildegard doch, wie niedrig und heruntergekommen das Haus der Wehmutter war. Dazu überfiel sie stechender Fischgeruch, der
sie zwang, ganz flach zu atmen. Unauffällig sah sie sich um. Eine ärmliche Gegend, in die sie da geraten waren. Ein paar schmutzige Kinder zankten sich um einen Lumpenball. Ein dreibeiniger Köter humpelte die Gasse entlang. Gegenüber keifte eine betrunkene Frau mit ihrem Mann.
    Wie anders wohnten da Eva und Josch in Bingen! Wäre das Mädchen bei ihnen nicht um vieles besser aufgehoben gewesen?
    Jetzt musste sie zusehen, wie sich das Beste aus der Situation machen ließ. Bruder Volmar hatte sie bereits als Vorhut zum Domstift vorausgeschickt. Schwester Benigna aber war kaum noch zu halten. Fast stürzte sie vornüber, so eilig hatte sie es auf einmal, aus dem Sattel zu kommen. Die rundliche Nonne rannte los, den Korb für Theresa fest unter dem Arm, und klopfte ungeduldig.
    Eine ungepflegte Frau mit grauem Zopf und mürrischem Gesicht öffnete. Ihr Ausdruck veränderte sich, als sie die beiden Nonnen vor sich sah. Jetzt wirkte sie auf einmal erschrocken.
    »Du bist Meline, die Wehmutter?«, fragte die Magistra. »Wir sind hier, um nach Theresa zu sehen, deiner Lehrmagd.«
    »Komm schon, hol das Mädchen geschwind her!«, rief Benigna aufgeregt und schwenkte ihren Korb. »Seit Wochen freue ich mich schon auf diesen Augenblick!«
    »Theresa? Das geht nicht.« Melines grobe Züge schienen plötzlich in Unordnung zu geraten. Sie zog das Schultertuch enger um sich, als friere sie.
    »Was soll das heißen?«, fragte Hildegard. »Sie ist doch nicht etwa krank?«
    »Krank? Nein, das ist sie meines Wissens nicht.« Meline verstummte. »Theresa ist nicht hier«, fügte sie nach einer Weile hinzu und kniff die schmalen Lippen unter dem
dunklen Flaum darüber fest zusammen, als sollte ihnen kein einziges Wort mehr entschlüpfen.
    »Dann werden wir eben warten.« Benigna setzte ihren Korb ab. »Wenn sie etwas für dich zu besorgen hat, muss sie ja irgendwann wiederkommen. Vielleicht erfrischst du uns einstweilen mit einem Becher Wasser. Der Ritt war lang und staubig.«
    Die Hebamme rührte sich nicht von der Stelle.
    »Wasser könnt Ihr gern haben«, sagte sie schließlich. »Auch etwas zu essen, wenn Ihr wollt. Nur das mit der Warterei wird nichts bringen, das müsst Ihr wissen.«
    »Weshalb?« Hildegard wurde langsam ungeduldig. »Wo ist Theresa denn?«
    »Das kann ich Euch nicht sagen.«
    »Das wirst du aber müssen.« Wenn sie wütend wurde, wirkte die Magistra größer. »Heraus mit der Sprache! Du verbirgst doch etwas vor uns. Wo steckt Theresa?«
    »Nicht hier. Und sie wird auch nicht zurückkommen.«
    »Aber warum denn nicht?«, fragte Benigna, die vor Aufregung ganz bleich geworden war. »Hör doch endlich auf, in Rätseln zu reden! Geht sie inzwischen einer anderen Wehmutter zur Hand? Dann sag uns, wo wir sie finden können! Und schon hast du wieder deine Ruhe.«
    Unmerkliches Kopfschütteln.
    »Was macht sie dann?« Die Stimme der Magistra hatte einen drohenden Unterton angenommen. »Diese Auskunft bist du mir schuldig. Theresa war und ist Schutzbefohlene unseres Klosters. Ich bin die Magistra vom Rupertsberg und habe ein Recht zu erfahren, wo sie sich aufhält.«
    »Glaubt mir, Mutter«, sagte Meline nachdrücklich, »das wollt Ihr gar nicht wissen. Theresa ist nicht mehr hier. Belasst es einfach dabei! Zu Eurem eigenen Wohl. Mehr hab ich nicht dazu zu sagen.«

    Die Tür schlug zu.
    »Das gibt es doch gar nicht!« Benigna war wie vor den Kopf geschlagen. »Das Mädchen muss ihr doch von uns erzählt haben! Und sie fertigt uns ab, als wären wir lästiges Bettlerpack.« Sie hob die Faust und schlug mehrmals gegen die Tür. »Mach auf!«, rief sie. »Mach sofort auf. Ich will wissen, wo mein Mädchen ist.«
    »Lass sie!«, sagte Hildegard und unterlag endgültig dem mulmigen Gefühl, das schon auf dem ganzen Ritt nach Mainz wie eine dunkle Wolke über ihr geschwebt hatte. »Mag sein, dass sie gute Gründe hat, sich so zu verhalten. Ich weiß jemanden, der uns mehr darüber erzählen kann: Kanonikus Dudo. Er wartet schon auf uns.«

    Magota musste vergessen haben, die Tür abzuschließen, wie

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