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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Dudo kehrt und lief den Verfolgern entgegen.
    »Die Ratte sitzt in der Falle«, sagte er. »Jetzt fehlen nur noch Pech und Schwefel.«

    Der Gestank brachte sie schließlich ans Ziel, der Gestank nach Fäkalien und langsam verrottendem Menschenfleisch. Je weiter Gero und Freimut kamen, desto strenger wurde er.
    »So erbärmlich hat es ja nicht einmal vor Crema gestunken.« Gero bemühte sich, nur noch ganz flach zu atmen. »Was haben sie nur mit ihnen gemacht?«
    »Ein paar Monate ohne Wasser schaffen das von ganz allein«, knurrte Freimut. »Der größte Feind des Menschen ist und bleibt nun einmal der Mensch. Deine arme Schwester - wir bereiten dem hier jetzt ein schnelles Ende!«

    Die beiden Wächter vor Theresas Verließ schlugen sie mit den Fäusten zusammen und fesselten sie danach so gründlich, dass sie sich nicht mehr rühren konnten. Knebel zwischen den Zähnen hinderten sie am Schreien. Um an den Schlüssel zu kommen, hatte Gero dem jüngeren der beiden Wächter zwei Finger gebrochen.
    Jetzt aber zitterte seine Hand beim Aufschließen.
    Theresa wich ängstlich zurück, als sie die beiden Gestalten vor sich sah.
    »Theresa!« Geros Stimme drohte auf einmal zu versagen. »Ich bin hier, um dich zu holen. Komm! Du brauchst keine Angst mehr zu haben!«
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Freimut an, der die Fackel hochhielt, und rührte sich nicht von der Stelle.
    »Mein Freund«, rief Gero. »Nein, mein Bruder. Freimut hat mir beigebracht, wie man ein Ritter wird. Du kannst ihm vertrauen, Schwester. Er hat mir schon einmal das Leben gerettet!« Er griff nach ihrer Hand und zog die Widerstrebende weiter.
    »Ich gehe nicht ohne ihn.« Theresa blieb stehen. »Nicht einen einzigen Schritt!«
    »Ohne wen?«, fragte Freimut.
    »Willem. Er ist im Verließ gegenüber. Wenn ihr ihn nicht mitnehmt, bleibe ich auch hier.«
    »Rettet uns! Hilfe!«, hörte man auf einmal einen Mann schreien. »Holt uns hier heraus! Ich werde Euch dafür reich belohnen.«
    »Das ist Adrian«, sagte Theresa tonlos. »Willems Onkel.«
    Sie taumelte, suchte vergeblich nach einem Halt. Freimut drückte die Fackel Gero in die Hand. Dann fing er die Ohnmächtige in seinen Armen auf.

    Dunkle Schwaden und beißender Rauch hatten den Erzbischof zum Abstieg gezwungen. Eine unheilvolle Idee - denn am Fuß der schmalen Turmtreppe erwarteten ihn bereits die Verschwörer. Fäuste trafen seine Schläfe, Tritte seinen Brustkorb, derbe Stiefel brachen ihm die Hände. Schließlich ließen ihn die Verschwörer einfach liegen und rannten davon.
    Sie hatten ihr Ziel erreicht. Doch der Erzbischof von Mainz war noch nicht ganz tot.
    Als er einen Schatten über sich spürte, riss er ein blutverklebtes Auge auf. Beim Versuch zu sprechen, spuckte er einige Zähne aus.
    »Warum?«, gurgelte er schließlich.
    »Weil ich nun mal der Bessere bin«, sagte Dudo kalt. »Und deine Selbstherrlichkeit ein Ende haben muss. Das hier hab ich mir bis zuletzt aufgespart.«
    Er zog sein schlankes Messer heraus und trieb es Arnold direkt ins Herz.
    »Fahr zur Hölle!«, sagte er. »Auf Nimmerwiedersehen, Arnold von Selenhofen!«
    Das Geräusch von Stiefeltritten ließ den Mörder zusammenfahren. Er duckte sich und verschwand im Schutz der Nacht.

    Als die Befreiten das Kloster längst verlassen hatten, standen Gero und Freimut vor der verunstalteten Leiche des Erzbischofs.
    »Wir werden uns vor dem Herzog verantworten müssen«, sagte Freimut bedrückt. »Wir hätten ihn schützen müssen. Wir haben versagt. Ich hoffe nur, dass wir Herzog Heinrichs Gunst nicht für immer verloren haben.«

    »Wir hatten schließlich Besseres zu tun«, erwiderte Gero. »Ein Ritter hat für die Schwachen zu kämpfen. Hast du nicht gesehen, was sie aus meiner schönen, stolzen Schwester gemacht haben?«
    »Man hat sie der Ketzerei angeklagt …« Freimut wollte nicht zugeben, wie tief Theresas Bild sich trotz der kurzen Begegnung in ihm eingebrannt hatte.
    »Theresa eine Ketzerin? Dass ich nicht lache!«, rief Gero. »Sie ist viel klüger als ich. Niemals würde sie diesen Seelenfängern auf den Leim gehen!«
    Plötzlich bückte er sich und berührte das Messer, das zwischen Arnolds Rippen steckte.
    »Das kenne ich.« Seine Stimme klang dumpf. »Ich weiß, wem es gehört. Gewisse Dinge vergisst man niemals.«
    »Ein gewöhnliches Messer? Du irrst dich sicherlich. Sei kein Dummkopf, Gero!«
    Der junge Ritter schüttelte stumm den Kopf. Ein Stachel in meinem Fleisch, dachte er. Ein spitzer

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