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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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begleiten? Allein schon die Gegenwart der gütigen Schwester hätte sie getröstet.

    »Nun, im Albansviertel haben wir Eure ehemalige Schwester Magota aufgespürt und gleich nebenan am Heumarkt diese Theresa …«
    »Was wollt Ihr, Dompropst? Mir wieder gewitzte Vorschläge unterbreiten, wie Ihr ohne lange Umwege auf den erzbischöflichen Stuhl gelangen könnt? Damals war es Mainz, wenn ich mich recht entsinne - geht es heute um Köln?«
    Sie hatte ihn getroffen, schwer sogar, das erkannte sie an dem Schatten, der über sein Gesicht hinwegzog. Doch erstaunlich schnell gewann Dudo seine Fassung zurück.
    »Mainz stand in jenen Tagen kurz vor einem Aufstand«, sagte er. »Allein die tiefe Sorge um die Menschen dort hatte mich zu diesem ungewöhnlichen Schritt veranlasst. Und ist es nicht tatsächlich so gekommen, wie ich damals prophezeit habe? Eine Stadt ohne Mauern, geschlagen mit dem Interdikt, vom Zwist ihrer Bürger zerrissen!«
    »Schlimmer noch. Denn wir haben einen toten Würdenträger zu beklagen - Erzbischof Arnold von Selenhofen, gestorben durch feige Mörderhand.« Hildegards Blick gewann an Schärfe, und endlich waren auch ihre Hände wieder ruhig. Jetzt konnte sie anbringen, was ihr Bruder Hugo ihr anvertraut hatte. »Sagt man nicht, Ihr hättet ihn aufgefunden?«
    »Ich kam leider zu spät. Der Abschaum hatte bereits gewütet - die Kerker waren aufgebrochen, alle Ketzer entflohen. Sie müssen Mitwisser gehabt haben, kundige Helfershelfer, die im rechten Augenblick zur Stelle waren. Nur so lässt sich das Ganze überhaupt erklären.«
    »Dann macht Ihr also jene guten Christen für das schreckliche Verbrechen verantwortlich?«
    Bedenklich wiegte Dudo seinen schmalen Kopf. »Tatsächlich spricht vieles dafür«, kam es glatt über seine Lippen.
»Sie wussten, dass der Scheiterhaufen auf sie wartete - und ihr Hass gegen uns war groß. Was hatten sie noch zu befürchten? Eine Meinung, die übrigens auch Seine Exzellenz Erzbischof Rainald von Dassel teilt. Um Ähnliches in Köln zu vermeiden, hat er mich beauftragt, seine Stadt radikal von der Ketzerbrut zu befreien. Er selbst wird leider erst in einigen Monaten zurück sein können. Der Kaiser braucht die starke Hand seines italienischen Erzkanzlers noch eine Weile in den besiegten lombardischen Kommunen.«
    »Das alles liegt beinahe drei Jahre zurück. Wäre es da nicht schon längst an Euch gewesen, den Prozess gegen die Ketzer zu eröffnen?«, fragte Hildegard. »Wenn Ihr Euch ihrer Täterschaft schon so sicher seid.«
    »Unglücklicherweise hatten sie sich zunächst in verschiedene Richtungen zerstreut, um uns hinters Licht zu führen, bis sie leichtsinniger wurden, wie hungrige Maulwürfe zurück ans Licht kamen und wir sie schließlich doch wieder aufspüren konnten. Was soll ich Euch noch sagen?«
    Er breitete seine Hände in einer ergebenen Geste aus.
    »Ihr wisst doch selbst am besten, wie diese Kreaturen sind: verschlagen und hinterlistig, aber durchaus gewitzt. Wer sie stellen will, muss damit rechnen, dass sie einem wie Schlangenbrut entgleiten. Wir mussten erst vieles fein säuberlich gegen sie zusammentragen, Steinchen für Steinchen, um sie überführen zu können. Jetzt aber sind wir so weit. Alles ist bereit. Bald wird der Dom voller Menschen sein, die Euch ungeduldig erwarten, und wenn Ihr in Eurer heutigen Predigt auch diese Ketzer an den Pranger …«
    »Ich eigne mich nicht zum Handlanger, Dompropst«, fiel die Magistra ihm ins Wort. »Falls Ihr darauf spekuliert haben solltet. Was ich zu sagen habe, strömt direkt aus meinem Herzen. Das Lebendige Licht allein legt mir die Worte in den Mund und niemand sonst!«

    Ihr Abscheu gegen ihn war stärker als jemals zuvor. Inzwischen bereute sie aus tiefster Seele, dass sie der Einladung nach Köln überhaupt gefolgt war. Wie hatte sie diesem Menschen auch nur einen einzigen Augenblick trauen können? Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Menschen dieser Stadt sollten zu hören bekommen, was sie zu sagen hatte.
    Dudo spürte offenbar, was Hildegard bewegte, denn plötzlich verneigte er sich demütig.
    »Offenbar habt Ihr mich gerade falsch verstanden, Abatissa! Verzeiht mein Ungestüm, das Euch befremdet haben muss! Nichts läge einem schlichten Gottesdiener wie mir ferner, als der allerseits gerühmten Prophetin vom Rhein Vorschriften …«
    Hildegard gelang gerade noch ein knappes Nicken. Danach verließ sie wortlos den Raum.

    Von der Löwenburg im Siebengebirge aus ritt die kleine Schar

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