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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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halten?«, fragte sie. »Damit ich mich wieder anziehen kann.«
    Verzweifelt schüttelte Gero den Kopf.
    Er wollte ihren verdammten Balg nicht! Wieso zeigte sie sich jetzt bei der Meisterin so hilfsbereit, die doch noch aufrecht auf ihren Beinen stehen konnte, während sie Mama einfach hatte sterben lassen?
    Wenigstens musste er nicht länger auf ihren bloßen Busen starren, den sie inzwischen glücklicherweise wieder bedeckt hatte. Seinen stummen Widerwillen schien sie gespürt zu haben, denn inzwischen hielt Josch seinen Jüngsten fest im Arm.

    »Wieso kommt die Sarwürkerin eigentlich nicht zu uns?«, sagte er halblaut zu seiner Frau. »Wo der Kleine und du doch jetzt eure Zeit miteinander braucht!«
    »Weil sie jung und ängstlich ist. Und weil ihr Mann ruhig sehen soll, wie schwer sie es gerade hat. Gib mir Johannes, Josch! Wir beide werden jetzt unseren ersten Spaziergang unternehmen.«
    »Und unsere beiden anderen - Karl und Florin?« Joschs Stimme klang auf einmal kläglich. »Du weißt, ich muss dringend zum Rupertsberg …«
    »Lethe kümmert sich um sie. Bring die Buben einfach nach nebenan! Ist ja schließlich nicht das erste Mal.«
    Der Säugling war wieder aufgewacht und begann kläglich zu wimmern. Eva hielt ihn hoch und schnüffelte.
    »Wirst dich allerdings noch ein Weilchen gedulden müssen«, sagte sie zu Gero. »Denn ohne frische Windeln haben wir keine Ruhe. Geh doch inzwischen hinunter zu meinen anderen beiden Buben! Die freuen sich über einen so großen Gefährten wie dich!«
    Abermals verstocktes Kopfschütteln.
    Musste er sich jetzt auch noch vor Augen führen lassen, wie friedlich diese Familie zusammenlebte, während er zu Thies abgeschoben worden war wie ein Stück Vieh, das keiner mehr haben wollte - nicht im Traum dachte er daran, ihrer Aufforderung nachzukommen! Abermals schien Eva zu erahnen, was in ihm vorging.
    »Möchtest du lieber draußen warten?«
    Jetzt konnte Gero endlich nicken. Doch in ihm tobte noch immer ein wilder Aufruhr. Ich verabscheue dich, dachte er wütend, aus tiefstem Herzen. Hättest du ihnen beigestanden, Mama und das Kleine könnten noch am Leben sein!
    Er drehte sich um, stapfte steifbeinig nach unten, ohne
den beiden Buben, die ihn erneut erwartungsvoll anschauten, auch nur einen Blick zu gönnen. Am liebsten wäre er auf der Stelle losgerannt, um all das Angestaute wieder loszuwerden, das in ihm brannte, doch das wagte er nicht.
    Eva kam erst nach einer Weile, das Kind in einem dicken Tuch vor die Brust gewickelt.
    »Kannst meinen Korb nehmen«, sagte sie, und es klang nicht wie eine Frage.
    Was sie wohl alles darin hatte? Am liebsten hätte Gero das Leinen weggerissen, um nachzusehen, doch dazu ließ sie ihm keine Gelegenheit. Ordentlich schwer war es jedenfalls, was sie ihn da schleppen ließ, als sei er ihr Lastesel. Zu seiner Überraschung ging sie schnell, mit großen, gleichmäßigen Schritten, und dem kleinen Johannes schien diese Art der Fortbewegung zu behagen, denn er schrie auf dem ganzen Weg kein einziges Mal. Keiner von beiden verspürte Lust zu reden, und zunächst war die Stille nicht einmal unangenehm, doch irgendwann bekam sie etwas Lastendes.
    Als St. Martin vor ihnen auftauchte, blieb die Hebamme plötzlich stehen.
    »Josch hat mir vorhin gesagt, wer du bist«, sagte sie leise. »Sie hätten mich damals gebraucht, deine Mutter und ihr Kleines. Das ist es doch, weswegen du mich jetzt nicht anschauen magst. Aber ich lag selber in den Wehen. Ich konnte nicht kommen, Gero. In jener Nacht hab ich Johannes zur Welt gebracht.«
    Trotzig schüttelte er den Kopf, als sei das als Entschuldigung nicht genug.
    Was sollte sie ihm noch sagen? Eva fühlte sich auf einmal hilflos. Dass jede Geburt zwar ein Wunder war, aber immer auch eine Angelegenheit von Leben und Tod, selbst wenn das Kind ausgereift war und die Mutter nicht die
Triebe des Sündenbaums missbraucht hatte? Dass es dabei keinerlei Sicherheit gab, nicht einmal, wenn die erfahrenste Hebamme ihre Hände und all ihr Wissen zur Verfügung stellte? Sie kannte ja kaum eine Handvoll gestandener Männer, die das begriffen. Wie sollte da ein tief verletzter Waisenjunge dazu in der Lage sein?
    Gero starrte noch immer auf seine Füße und sah dabei so verloren aus, dass sie ihn am liebsten an sich gedrückt hätte. Schließlich bewegte er seine rechte Hand, und sie sah erst jetzt, wie übel zugerichtet diese war. Unwillkürlich streckte Eva den Arm nach ihm aus.
    Gero zuckte zurück und ließ den

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