Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
nicht weit entfernt davon noch eine andere Brücke gibt«, sagte Freimut. »Die vermutlich einem anderen Zollherrn gehört.«
    Der Herzog nickte. »Meinem kaiserlichen Vetter ist sehr daran gelegen, Zoll niederzuschlagen, der zu Unrecht erhoben wird. Bald ist das meiste da unten in Bayern wieder mein Land, also bin ich der Zollherr - und nicht der Bischof von Freising, der bislang den Gewinn einstreicht.«
    »Was wollt Ihr von uns, Durchlaucht?«, fragte Freimut. »Dass wir die alte Brücke des Bischofs in Eurem Namen abfackeln?«
    Der schwarze Heinrich nahm einen tiefen Schluck. »Ich denke, das wird nicht einmal nötig sein. Aber wenn es gelänge, diese Fuhrwerke … nun sagen wir, für einen gewissen Zeitraum erfolgreich umzulenken, würdet ihr mir einen großen Gefallen erweisen.«
    »Das hört sich nicht gerade einfach an«, sagte der Ritter schließlich. »Sonst hättet Ihr womöglich schon andere damit beauftragt.«
    »Für einfache Aufgaben bräuchte ich keine besonderen Männer.« Die Stimme des Herzogs klang gelassen. »Für Sonderaufträge wie diesen dagegen sehr wohl.«
    »Aber mein Herr dient doch dem Kaiser«, rief Gero voller Entrüstung. »Wie könnte er da in Eure Dienste treten?«
    »Ihr seid der Zweitgeborene aus dem Geschlecht der
Lenzburg?«, sagte der Herzog, und seine straffe Haltung machte deutlich, dass jetzt einzig und allein der erwachsene Mann zählte. »Meines Wissens gehört Euer Bruder Ulrich zu den engsten Vertrauten meines Vetters.«
    »Ihr seid gut unterrichtet, Herzog! Mein älterer Bruder hat den Titel, das Land und die Ehre. Deshalb sitzt Ulrich auch an der Tafel des Kaisers. Ich bin lediglich ein einfacher Ritter, der sein scharfes Schwert liebt.«
    »Ich mag Männer, die Ungewöhnliches zu leisten imstande sind, und ich belohne deren Erfolge stets großzügig. Mit meinem kaiserlichen Vetter hab ich übrigens bereits gesprochen. Friedrich ist einverstanden, dass meine beiden Lebensretter künftig in meine Dienste treten und für Frieden im Reich sorgen. Seinen Segen haben wir.«
    Freimut senkte den Kopf. Als er wieder aufschaute, entdeckte Gero einen neuen, energischen Zug um seinen Mund, der ihm sehr gefiel.
    »So sei es«, sagte der Ritter. »Wann werdet Ihr das Zeichen zum Aufbruch erteilen?«
    »Gleich morgen nach dem Turnier. Ihr reitet zunächst mit mir nach Braunschweig. Dort werdet ihr andere wackere Kämpfer treffen, die ich speziell für diese Aufgabe ausgewählt habe, unter anderem Hartmut von Sulz, den Mann mit der Adlernase. Er genießt mein Vertrauen und wird den Zug nach Süden anführen.«
    Kaum hatte der Herzog sich entfernt, schüttete Gero vor lauter Aufregung einige Becher Wein so schnell hintereinander in sich hinein, als sei es klares Wasser. Sein Herr beobachtete ihn dabei kopfschüttelnd, ließ ihn aber gewähren. Doch als Gero hemmungslos weitersaufen wollte, griff er ein.
    »Das ist für heute mehr als genug!«, sagte er und schob den Becher zur Seite. »Sonst kannst du dich morgen ja
nicht mehr auf dem Ross halten und ertrinkst mir im nächsten Tümpel.«
    »Dann will ich wenigstens die Braut noch einmal sehen!«, verlangte Gero mit schwerer Zunge. »Sie war so hell und wunderschön - wie ein Engel!«
    »Die Braut?« Der Ritter lächelte. »Die ist jetzt Kaiserin Beatrix und feiert mit ihrem frisch angetrauten Gemahl. Die braucht dich nicht, mein Kleiner. Die hat den Kaiser zum Mann.«
    »Aber ich bin auch ein Mann - ein einsamer Mann! Ich will endlich auch eine Braut haben, ein warmes, weiches Mädchen …«
    »Dann komm!« Freimut half ihm auf, packte seinen Arm und zog ihn ein Stück weiter.
    »Wohin gehen wir?«, lallte Gero.
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Sie waren gerade noch im Lichtschein der verschwenderisch aufgestellten Fackeln, als Gero plötzlich scheute wie ein Fohlen, vor dem sich eine Natter erhebt. Stocksteif blieb er stehen und klammerte sich an seinen Herrn.
    »Da!«, stammelte er. »Seht Ihr denn nicht - der Leibhaftige!«
    Ein schlanker, mittelgroßer Mann, dessen rötliches Haar eng wie eine Fellkappe am Kopf anlag, nestelte nur ein paar Schritte vor ihnen umständlich an seinem Gürtel, an dem eine lederne Scheide das stattliche Messer barg.
    »Das ist nicht der Teufel, du kleiner Saufbold«, sagte Freimut lächelnd, »sondern Kanonikus Dudo, der Vertreter des Erzbischofs von Mainz. Komm endlich weiter, Gero! Wir haben schließlich nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Inzwischen war der Kanonikus auf das ungleiche Paar aufmerksam

Weitere Kostenlose Bücher