Die Prophetin von Luxor
Leinen in der Handfläche, das seine Haut gewärmt hatte. Chloe spürte, wie Cheftu sich mit jedem Muskel von Kopf bis Fuß zurückzuhalten versuchte. Sein Atem ging schneller. Heiser fuhr er sie mit schnellen, zornigen Worten an:
»Das ist deine letzte Chance, Mondschein. Wenn du mich noch einmal berührst, dann mache ich uns zu Mann und Frau.« Er packte ihr Kinn mit der Hand und zwang sie, in seine Augen zu schauen. »Ich werde mich nicht scheiden lassen. Entweder du rufst sofort eine Sklavin, die uns auszieht, und ich werde jeden anlügen, was die Gültigkeit dieser Ehe betrifft, oder du läßt dich von mir ausziehen, und wir werden uns in Fleisch und Geist vereinen. Ohne Geheimnisse, ohne jede Beschränkung.«
Zitternd machte Chloe einen Schritt zurück.
Alles war wirklich: dieser Mann, diese Zeit, diese Hochzeit. Die Falten um Cheftus Mund waren weiß vor Anspannung, und seine Augen dunkel und überschattet. Seine Haltung wirkte argwöhnisch, und die Hände zuckten zu beiden Seiten. Ein dünner Schweißfilm überzog seinen Rumpf, und der goldene Kragen um seinen Hals und über den breiten Schultern hob und senkte sich schwer unter seinem Atem. Wieso RaEm ihn je abgewiesen hatte, war Chloe unerfindlich. Cheftu war so wirklich und dreidimensional und lebendig, wie es überhaupt möglich war. Sie schluckte und sagte mit vor Erregung rauchiger Stimme:
»Willst du das?« Unbeirrt sah sie zu ihm auf. Hitze durchlief ihren Körper, schwer und schnell wie flüssiges Blei. Aus diesem Blick sprach nicht der geringste Zweifel.
Chloe faßte hinter ihren Kopf und hakte den schweren Silberkragen auf, der ihr über die kaum bedeckten Brüste hing. Dann löste sie ihre Schärpe und öffnete schließlich den Rest ihres Leinenkleides, das über ihre Rippen hinabfiel auf ihre Hüften. Atmete er überhaupt noch? Sie setzte den Silberreif ab, dessen filigrane Hörner zu beben schienen, eine solche Spannung lag in der Luft. Das glänzende schwarze vollends nachgewachsene Haar fiel ihr offen über den Rücken. Sie trat dicht vor Cheftu hin, so daß er in der Kühle des Raumes ihren warmen Körper spüren konnte.
»Darf ich dich entkleiden, mein Gemahl?«
Er stöhnte auf und zog im nächsten Moment Chloe an sich, um sie auf das Gesicht, auf die Augen, auf Lippen, Haar und Hals zu küssen. Chloe schnappte nach Luft, während sein Mund an ihrem Körper abwärts wanderte und seine zitternden Hände sie liebkosten. Er war still, aber gründlich, und er löste in ihrem Geist eine Flut von Empfindungen aus. Schließlich trat er zurück, die großen, dunklen Augen auf sie gerichtet, als würde er eine Entscheidung fällen. Ungeduldig nestelte er sich aus seinem Schurz und seinen Sandalen. Endlich hatte er alles abgelegt bis auf Kragen und Kopftuch, die Chloe ihm vom Leib zerrte, bevor sie einen Schritt zurücktrat.
Cheftu sah aus wie eine Statue.
Er war aus lebender Bronze gegossen und mit weichem, schwarzem Haar versehen. Mit einem kaum spürbaren Angstschauder sah sie ihn an und überlegte kurz, was ein Liebesrat-geber wohl in einer solchen Situation empfahl, doch im nächsten Moment hatte er sie auf die Hochzeitsliege gezogen und jeden Gedanken ausgelöscht. Er würde sie nicht allein lassen; soviel war ihr klar.
Kein Gedanke existierte mehr für sie, es gab nur noch Chef-tus Hände, die über ihren Leib auf und ab wanderten. Er küßte sie erst mit rauher, dann wunderbar weicher Zunge, die ahnen ließ, was noch folgen würde. Das Blut pochte ihr in den Schläfen, kribbelte in ihren Fingerspitzen, wusch durch ihren Leib und sammelte sich in der Mitte. Sie foppten und fingen und folterten einander, bis Chloe ganz außer Atem war.
Sie beobachtete sein ruheloses Gesicht, dessen Bernsteinaugen zu ihr aufblickten und ihre Knochen zu Honig schmelzen ließen. Cheftus Hand tastete sich von ihrer Taille aus tiefer. Ein leises Murmeln drang aus seinem Mund an ihre Lippen, während er sich ganz der Lust des Erforschens hingab. Chloe drückte den Rücken durch, ihre Haut fühlte sich an wie unter der Oberfläche versengt. Sie erklomm einen Berg der Verzük-kung, und jedes Streicheln führte sie weiter bergan. Sie zog ihn auf sich, wand sich unter ihm, verloren in einem Universum neuer Empfindungen.
»Bist du bereit?« fragte er heiser.
Sie stammelte etwas Unverständliches, und Cheftu beugte sich vor, um sie zu küssen, während er gleichzeitig in sie drang. Er erstarrte, als er spürte, wie ein Widerstand in ihr nachgab. Sie stieß
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