Die Prophetin von Luxor
einen Schrei in seinen Mund aus und verspannte sich plötzlich.
»Bei den Göttern«, keuchte er. »Das ist doch nicht möglich! Das kann nicht sein!« rätselte er mit rauher Stimme. Er küßte ihr Gesicht ab und gab sich alle Mühe, sich nicht zu bewegen. Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln, und ihr leises Keuchen war keineswegs Ausdruck ihrer Lust. Sie hatte Schmerzen und Angst. Er hatte ihr das angetan. Schweiß rann ihm über den Rücken, während er sich überlegte, was er jetzt tun sollte;
woher hätte er das wissen sollen? Dann löste sich ihre Anspannung, und sie schloß die Augen. Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Das ist schön«, murmelte sie, und als sie sich zu bewegen begann, wehte sie mit ihrem schnellen Atem seine mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung aus. Um seine Reaktion zu beschleunigen, streichelte sie die angespannten Muskeln in seinen Schultern und Armen.
Cheftu gab sich alle Mühe, zu versteinern und die enge Umschlingung nicht zu spüren, während er verzweifelt überlegte, was er jetzt tun sollte. Dies war die Antwort, die ihm gefehlt hatte. Dies war mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Jetzt war alles anders. Sie war nicht RaEm ... aber wer war sie? Jedenfalls nicht die Gemahlin eines anderen, soviel stand fest. Ihre Stimme war rauh vor Begierde, die Liebkosung ihrer Hände versetzte ihn in Brand.
Was konnte er noch unternehmen? In wenigen Augenblicken wäre die Antwort hinfällig. Mit überraschender Kraft schlang sie die Beine um seine Taille und zog ihn tiefer. Cheftu stöhnte auf und gab ihr nach.
Plötzlich drückte Cheftu sie mit geschlossenen Augen an sich, während er ihren Körper von innen und außen streichelte. Noch einmal führte er sie den Berg hinauf, immer höher, bis Chloe in besinnungsloser Verzückung gefangen war, die alles außer seinem Gesicht im Dunkel verschwinden ließ. Sie spürte, wie sich sein Körper anspannte und dann losließ, dann legte er sie wieder nieder und ließ sie in den letzten Ausläufern ihrer Lust treiben.
Ein paar Minuten später brachte er ihr ein in warmes Wasser getauchtes Leinentuch. Liebevoll lächelnd drückte er es zwischen ihre Beine. »Damit sollte das Zittern aufhören.« Dann legte er sich neben ihr auf die mit Blütenblättern bestreute Liege.
An seine Brust geschmiegt, fiel Chloe in tiefen Schlaf.
Chloe wachte auf, als Cheftu mit einem Tablett ins Zimmer trat. Die Morgensonne legte einen breiten Streifen über den Boden. Mit dem Fuß stieß er die Tür hinter sich zu, und Chloe errötete. Es war eine ausgesprochen intime Geste, durch die er sie gemeinsam und allein hier einschloß. Plötzlich fiel ihr wieder ein, daß er ein Fremder aus grauer Vorzeit war, und sie wurde verlegen.
»Wie geht es dir heute morgen?« Er ließ sich an ihrer Seite nieder.
Die Erinnerung ließ sie erröten . und lächeln. »Mein Mund fühlt sich an, als hätte ich Papyrusstengel gekaut.«
Er grinste. »Das ist das Mittel. Du hast alles genommen?«
»Ja.«
»Das habe ich mir fast gedacht.« Er reichte ihr einen Kelch mit Bier und küßte sie, nachdem sie davon getrunken hatte. Nach einer langen Pause löste er sich wieder von ihr.
»Mondschein, wir müssen uns unterhalten.« Seine Stimme klang rauchig, doch seine Augen blieben ernst. Er zog sich auf den Stuhl gegenüber der Liege zurück und beobachtete sie aus safrangelben Augen, aus denen trotz seiner bebenden Hände tiefer Nachdruck sprach.
Er schenkte ihnen beiden Milch ein.
»Du warst gestern zum ersten Mal mit einem Mann zusammen.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Und doch hast du hundertvierundzwanzig Tage lang ein Kind in deinem Bauch getragen.«
Chloe biß in ein hartes Brötchen und gab sich alle Mühe, so langsam wie möglich zu kauen.
»Welcher Zauber bewirkt, daß eine Frau zugleich schwanger und unberührt sein kann?«
Verflucht noch mal . das hatte sie vollkommen vergessen. Nicht die Schwangerschaft, aber daß sie es war, die angeblich schwanger geworden war und zugleich gestern nacht ihre Jungfernschaft verloren hatte. Sie schluckte und suchte fieberhaft nach einer Antwort. Die Wahrheit? Na klar. Cheftu schien zwar aufgeschlossen für Ideen zu sein, die über seine Sinne hinausgingen, aber wie konnte er die Wahrheit glauben? Die Vorstellung einer Zeitreise war dem ägyptischen Denken vollkommen fremd.
»Jungfräuliche Empfängnis?« schlug sie mit schwachem Lächeln vor. Er wirkte beleidigt, obwohl sie sich nicht recht vorstellen
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