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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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des Schreckens, einen französischen Satz aus dem Mund ihres altägyptischen Gemahls zu hören? Vielleicht fiel ihr auch einfach keine andere Reaktion ein?
    Aus welchem Grund auch immer, Chloe erwiderte, mit eindeutig amerikanischem Akzent: »Heilige Scheiße«, und fiel in Ohnmacht.
    »RaEm, RaEm«, sagte eine rauhe Männerstimme. »Plaire à Dieu, wieso wachst du nicht auf?«
    Ihre Lider klappten hoch. Über ihr kniete Cheftu, wedelte ihr frische Luft ins Gesicht und rief sie teils mit altägyptischen Namen teils mit französischen Beschwörungsformeln. Ihre Gedanken langsam ordnend, hob Chloe eine Hand, um sein Gesicht zu berühren. Sofort küßte er ihre Fingerspitzen.
    Wort für Wort fragte sie ihn auf englisch: »Verstehst du mich?«
    Sein Gesicht verlor etwas von seiner Röte. »Oui, ma chérie.«
    »Sprichst du Englisch?«
    »Ja. Ich spreche über zwanzig Sprachen - fast alle sind tot.«
    Ihre Hand erstarrte, weil die unzähligen Fragen, die sie ihm stellen mußte, sich in ihrem Kopf nicht zusammenfügen wollten. Sie setzte sich auf, und er blickte ihr mit weit aufgerissenen Augen und ohne seine Masken als Edelmann, Priester, Heiler oder Magier ins Gesicht.
    »Wie heißt du?« fragte er langsam und Silbe für Silbe. »Du bist englisch?«
    »Chloe, und ich bin Amerikanerin. Größtenteils.«
    »Woher?«
    »Aus den Vereinigten Staaten«, antwortete sie.
    Seine Brauen zogen sich verwirrt zusammen.
    Sie versuchte es auf französisch. »Des États-Unis.«
    Er wedelte ihre Auskunft beiseite. »Das ist Nebensache. Aus welchem Jahr?«
    »Neunzehnhundertfünfundneun...« Sie kam nicht zum Ende; sein Gesicht ergraute.
    »Aus dem zwanzigsten Jahrhundert?«
    »Oui.«
    Er ließ ihre Hände fallen, wandte sich ab und schlug die Hände vors Gesicht. »Haii, mon Dieu ...«
    Er schüttelte mehrmals den Kopf.
    Chloe saß schweigend hinter ihm. »Cheftu, was ist oder war dein früherer Name?«
    Durch die Hände gedämpft, hörte sie die Antwort: »François.« Er blieb mit dem Gesicht zur Wand stehen und senkte die Hände. »Ich habe meine Zeit achtzehnhundertsechs verlassen.« Dann drehte er sich zu ihr um. »Sagt dir der Name Napoleon etwas?«
    »Natürlich. Er wurde achtzehnhundertfünfzehn bei Waterloo von den Briten besiegt.«
    Verständnislos sah er sie an. Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, um die Verwirrung aus seinen Augen zu vertreiben.
    »Damals im Tempel, als du dich an nichts erinnern konntest, da bist du also durchgekommen?« fragte er.
    »Ja. Ich weiß nur nicht, wodurch ich gekommen bin. Als ich hier angekommen bin, habe ich anfangs gedacht, ich bin krank oder träume ... aber dann ... ist mir klargeworden, daß ich irgendwie das Raum-Zeit-Kontinuum durchquert habe und hier gelandet bin.« Ihre hastig gesprochenen englischen Worte landeten in einem chaotischen Haufen vor seinen Füßen.
    Er starrte sie an, als hätte sie zwei Köpfe auf ihren Schultern. Mit brechender Stimme fragte er: »Die Hieroglyphen, sind sie entschlüsselt worden? Kann man sie lesen?«
    Chloe zog die Stirn in Falten. »Natürlich.«
    »Wer hat die Formel erstellt?«
    »Ein Kerl namens ...« Sie biß sich vor Konzentration auf die Lippen, während sie sich den Namen ins Gedächtnis zu rufen versuchte, den sie so oft aus Cammys Mund gehört hatte und der in so vielen ihrer Bücher aufgetaucht war.
    »Haii?« Aus Cheftus Gesicht sprach gespannte Erwartung.
    Chloe schnippte mit den Fingern. »Champignon . nein, warte, aber so ähnlich. Ähhm ...«
    Cheftu stand auf und trat mit eckigen Bewegungen ans Fenster. »Champollion?« fragte er monoton.
    »Genau. Der.«
    »Il l’a découvert sans moi«, stellte er verärgert fest.
    Er blickte in die schwarze Nacht, die Arme auf den Fensterrahmen gestützt.
    Chloe verharrte wie versteinert, während sich in ihrem Kopf alles zu drehen begann. Wer hatte was ohne ihn entdeckt? Aber was noch wichtiger war - er war wie sie! Er wußte, wie es war, wenn man ohne jede Vorwarnung von allem weggerissen wird! Da er nach wie vor hier war, hatte er offenbar keinen Rückweg gefunden. Sie starrte auf seinen bronzefarbenen Rücken und versuchte, sich an diese Erkenntnis zu gewöhnen. Achtzehnhundertsechs ... Er war über hundertfünfzig Jahre älter als sie, aber gleichzeitig auch gleich alt mit ihr.
    Es war tröstlich, daß der Mann, den sie liebte, keiner völlig fremden Rasse und Mentalität angehörte. Er war Europäer ... auch wenn sie nichts über ihn wußte, nicht einmal, wie lange er bereits hier

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