Die Prophetin von Luxor
hättest.« Sie sah ihn verständnislos an. »Mit dem Pfeil«, erläuterte er.
»Ich kann ausgezeichnet zielen«, beschied sie ihm. »Der Schuß ging genau über den Bug und ins Wasser.«
»Mmm«, sagte er. »Aber vor allem bin ich dir verfallen, wenn du >Warum?< gefragt hast.«
»Warum?«
Er schob seine Hände unter ihre Arme, packte sie dann um die Taille und drückte sie an seinen Bauch. »Warum dies, warum das. Was würde ich tun, wenn ... deine zahllosen Fragen haben mich Wort für Wort verführt. Ich konnte dir in die Seele sehen. Und ich habe einen Menschen erblickt, der Fragen stellt und Dinge erschafft. Da war mir klar, daß ich dich liebe ... und zwar ausschließlich dich, chérie.«
»Du hast deine Gefühle ausgezeichnet verborgen«, murmelte Chloe ganz außer Atem.
»Ich hatte gehofft, meine Taten würden für sich selbst sprechen. Ich habe versucht, mich um dich zu kümmern, dich zu beschützen, dir die nötige Zeit zu geben, dich wieder an mich zu gewöhnen.« Er lächelte grimmig. »Ich mußte dafür sorgen, daß du die auserwählten Herren und Soldaten, die sich wie Fliegen um dich scharen, nicht allzusehr in Verzückung bringst!« Er küßte sie so zärtlich, daß seine Lippen kaum die ihren berührten. Dann sagte er, seinen Mund auf ihrem: »Als ich dir in jener Nacht vom Boot gefolgt bin, hast du so geweint, daß mir fast das Herz gebrochen wäre. Und als ich dich dann berührt habe, bist du sofort mit mir verschmolzen, so als würdest du mich brauchen und begehren.« Wieder küßte er sie, diesmal hungriger. »Ich war RaEm schon einmal verfallen. Ich konnte nicht begreifen, wieso ich dein Fleisch nicht wiedererkannte. Im Gegenteil, du hast mich besser gewärmt als jedes Feuer.«
Chloe umarmte ihn und spürte unter ihren Händen den steten Schlag seines Pulses. »Ich habe es schön gefunden, Cheftu«, flüsterte sie. »Ich habe damals jede Sekunde schön gefunden, genauso wie -«, ihr stockte der Atem, als sie sich an ihre Verzückung erinnerte, »gestern nacht auch.«
Er zog ihren Kopf zurück, bis sie ihm in die Augen sah. »Alles?« Leidenschaft loderte in seinem Blick auf, während ihre Hände den Saum seines Schurzes anhoben.
»Ich glaube, sich zu lieben ist ein bißchen wie Eiscreme, glace «, sann sie nach.
»Es gibt viele verschiedene Geschmacksrichtungen für viele Gelegenheiten.«
Cheftu zog sie an der Hand zurück zur Liege.
»Geschmacksrichtungen? Haii?« Er lächelte. »Wie Minze oder Orange oder Honig?«
Lächelnd löste sie seinen Schurz. »Ich werde dir von einer Eisdiele in Houston erzählen ... dort gibt es eine lange Theke mit über dreißig Töpfen ...«
Viel später drehte sich Chloe in seinen Armen um.
»Hai ... Mokka-Sahne ist einfach wunderbar.«
Cheftu lachte, daß sie über seiner Brust durchgerüttelt wurde. »Einunddreißig Sorten ist eine ehrfurchtgebietende Anzahl, chérie. Erzähl mir nicht, daß ich sie ganz allein erfinden muß.«
»Nein ... ich werde dir Unterstützung geben. Allerdings ist meine Lust auf Süßes gestillt.« Sie zögerte einen Moment.
»Vorerst.«
»Isis sei gelobt!«
Sie versetzte ihm einen liebevollen Puff auf den Oberarm. »Sprich mit mir. Ich vermisse es so, daß jemand mit mir englisch oder französisch spricht oder was immer du vorziehst.«
»Bien. Was soll ich dir erzählen?«
Schlagartig hellwach, setzte sie sich auf. »Alles! Deine Vergangenheit, wie du hier gelandet bist, wie das für dich war. Von deiner Familie, deiner Arbeit, was für ein Gefühl es war, vom Franzosen zum Ägypter zu werden.«
Cheftu schwieg lange, während es im Zimmer stetig dunkler wurde. »Ich war sechzehn. Mein Bruder gehörte zu Napoleons Armee von Wissenschaftlern und Forschern. Ich war als Gehilfe mitgekommen. Keine Arbeit war zu niedrig für mich: ob Tragen oder Graben. Ich lernte soviel wie möglich über Ägypten, obwohl ich damals bereits ein studierter Linguist war.« Er lachte. »Ich habe sogar eine Stelle an einer Universität abgelehnt, um mitreisen zu können. Ich war in Liebe entbrannt zum Alten Ägypten mit all seinen Mysterien und Geheimnissen. Ich wollte es ganz und gar kennenlernen.«
Er legte eine Hand auf Chloes Brust und hielt sie in der Dunkelheit, während unter seinen Fingern ihr Herz schlug.
»Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, mich nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Lager zu schleichen, wenn wir in der Nähe großer Monumente waren. Dann spazierte ich durch die Ruinen und malte mir aus, wie sie früher wohl
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