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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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hast.« Sie ging in den Wohnraum hinüber und holte sie dort vom Tisch.
    Cheftu schnüffelte an der Öffnung. »Irgendein Rekkit- Wasser.«
    »Kannst du nicht am Geruch erkennen, was darin ist?«
    »Jede Menge Alkohol«, antwortete er und lachte kurz. Er nahm einen Schluck, und Chloe beobachtete, wie sich sein Mund angeekelt verzog, doch er setzte die Flasche nicht ab. Als er sie zurückreichte, war sie zur Hälfte leer.
    Sie legte sich neben ihn, wenngleich mit ein paar Zentimetern Abstand. »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein. Es sind viele Menschen gestorben, und es tut nichts zur Sache, ob es Apiru waren oder nicht.«
    »Ehuru hat gesagt, du hättest einige gerettet.«
    »Ehuru übertreibt. Gott hat sie gerettet, ich bin bloß dazugekommen und habe sie aufgesammelt.« Seine Stimme klang gedämpft, denn er sprach ins Bettlaken.
    »Wo hast du dir die Verbrennungen geholt?« fragte Chloe leise.
    »Als wir hinkamen, sprangen die Flammen in wenigen Sekunden von Haus zu Haus. Ich rannte los zum letzten Haus. Ein kleiner Junge war darin, vielleicht fünf Sommer alt, der ängstlich in einer Ecke hockte. Um ihn herum brannte alles, und ich habe seine Schreie durch das Prasseln der Flammen gehört. Alles war voller gebackener Heuschrecken. Ich bin zu ihm gelaufen und habe ihm zugeschrien, er soll auf den Tisch steigen und zu mir springen. Die Flammen waren noch nicht allzu hoch. Schließlich hat er es getan, und ich habe ihn in den Armen gehalten, doch als ich mich umdrehen und zur Tür hinauslaufen wollte, stand die bereits in Flammen. Also bin ich
    zu der Fensteröffnung gerannt.
    Ich weiß nicht mehr, wie wir ihn rausgeschafft haben, aber Ehuru hat mir erzählt, der Balken hätte mich getroffen, als ich gerade durch das Fenster krabbeln wollte. Ich bin wohl in Ohnmacht gefallen.« Er verstummte.
    »Der Junge?«
    »Der kleine Caleb? Der hat etwas Ruß in den Lungen, aber ansonsten geht es ihm gut.« Schweigend lagen sie nebeneinander, bis sie ihn wieder tief und regelmäßig atmen hörte. Chloe stahl sich vom Bett, schüttelte die Heuschrecken aus ihren Sandalen und ließ ihn allein im Zimmer.
    Die nächsten drei Tage schlief Cheftu mehr oder weniger durch. Er wachte nur auf, um etwas Hühnersuppe und Wasser zu schlürfen. Am zweiten Tag kam Ehuru in den Palast, und von da an kümmerten sie sich abwechselnd um Cheftu. In ihrer freien Zeit beschäftigte sich Chloe entweder mit ihren Zeichnungen und Skizzen, oder sie schlief. Eines Tages besuchte sie auch das Dorf, das schon wieder aufgebaut wurde, diesmal aus Heuschrecken-Lehm-Ziegeln. D’vorah ging es allmählich besser, doch sie hatte alle Hände voll mit den Dorfkindern zu tun. Ihr Herr und der Vorarbeiter waren noch nicht zurückgekehrt.
    Die Heuschrecken waren nach wie vor überall, aber wie von Moshe prophezeit, hatten sie aufgehört zu fressen. Sie waren einfach nur da. Dann erwachte Chloe eines frühen Morgens vor Sonnenaufgang, und als sie nach draußen ging, mußte sie sich die Augen reiben, um sich davon zu überzeugen, daß sie nicht träumte. Der Boden lebte! Wie ein schwarz-goldener Teppich zogen die Heuschrecken weiter, hinweg über die verwüsteten Gärten und den Palast, geradewegs nach Westen.
    Plötzlich, als folgten sie dem Fingerzeig einer riesigen Hand, breiteten sie die Flügel aus und erhoben sich in die Luft, alle miteinander, um auf dem Westwind in Richtung Meer zu reiten. Chloe zog den Kopf ein, um jenen auszuweichen, die um sie herum den Abflug probten, und verfolgte mit großen Au-gen, wie die sternenübersäte Nacht von einer glitzernden Masse verdeckt wurde. Stundenlang stand sie da und beobachtete, wie die Wolke kleiner und kleiner wurde. Nur die alten und kranken Heuschrecken waren übriggeblieben, und selbst die humpelten mühsam nach Westen.
    Fast eine Woche lang blieb alles normal, dachte Chloe.
    Soweit etwas normal sein konnte, wenn man durch die Zeit in die vorchristliche Vergangenheit stürzte, sich dort verliebte, heiratete und einen Hochverrat plante. Ganz zu schweigen von dem Bluttrinken und von dem psychedelischen Trip aus prähistorischem Peyote. Also, wenn das unter »normal« fiel, dann lief im Augenblick alles ziemlich cool.
    Die Sklaven waren zurückgekehrt, der Palast war sauber, und alle trafen Vorbereitungen für die Ankunft Hatschepsuts, ewig möge sie leben! In drei Tagen sollte ein riesiges Fest stattfinden, und die Friseure wie auch die antiken Couturiers wurden von der anreisenden Adelsgesellschaft, die ihre

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