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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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möge sie leben!, ihm gegenübersteht!«
    Offenbar war Pharao eingetroffen.
    Chloe preßte sich gegen die Wand, als die Gruppe auf sie zukam. Sie konnte nicht das geringste erkennen, die Dunkelheit war undurchdringlich. Als sein Gefolge in einen Seitengang einbog, klang Thuts Stimme befehlshaberisch wie gewohnt.
    »Ruft diesen Moshe und seinen Bruder in den großen Saal. Dann sucht Ameni und meine Wachen! Diesmal werden sie Ägypten in all seinem Glanz erleben!« Seine Stimme war schneidend. »Der Thron der ruhmreichen Hatschepsut, ewig möge sie leben!, soll auf dem Podest stehen. Ihr werdet dafür Sorge tragen!« Thuts weitere Befehle gingen in dem Trampeln zahlloser Sandalen unter, das durch die Gänge hallte. Wo mochte Cheftu nur stecken? Chloe tastete sich weiter vor in Richtung Audienzsaal. In der Dunkelheit müßte es ihr doch möglich sein, sich in einer Ecke zu verstecken und alles mitzuhören, was dort gesprochen wurde.
    Langsam löste sie sich von der Wand und ging ein paar Schritte zurück, auf der Suche nach jenem Quergang, der sie zum Audienzsaal bringen würde.
    Der edle Herr Cheftu ging vor Pharao, ewig möge sie leben!, auf und ab.
    »Was fürchtest du denn, Magus?« fragte Hat. Nur die etwas höhere Stimme verriet ihr Entsetzen über diese mittägliche Mitternacht.
    »Meine Majestät, seit vielen Wochen hat dieser Gott Ägypten mit Plagen heimgesucht. Nur wenn wir diese Menschen ziehen lassen, werden wir mit dem Leben davonkommen.«
    Hat rutschte in ihrem Sitz herum. Cheftu konnte sie nicht sehen nicht einmal im Fackelschein, doch das Rascheln von Leinen über Gold und das Klopfen ihrer spitzen Nägel auf den Armlehnen verriet, wie gereizt und ungeduldig sie war. »Seit du fort bist, edler Herr, habe ich die Dienste eines anderen Magus in Anspruch genommen. Er ist nicht so tüchtig wie du, doch er hat eine Erklärung für diese Plagen. Er sagt, sie haben so gut wie nichts mit diesem Propheten zu tun. Und nun ist mir zu Ohren gekommen, daß die edle Dame RaEm ihre Stimme wiedergefunden und den Bastard in ihrem Bauch verloren hat. Stimmt das?«
    »Jawohl, Meine Majestät.« Cheftu fragte sich, aus welcher Quelle sie das hatte.
    »Gut. Sie ist jetzt mit Thut verheiratet, auf diese Weise sollte er mir eine Weile vom Leibe bleiben.«
    »Meine Majestät -«, setzte Cheftu an.
    »Es genügt, Magus. Gehen wir zu dem Audienzsaal in Thuts erbärmlich kleinem Palast, um diesen Propheten auf seinen Platz zu verweisen.«
    »Aber Meine Majestät -«
    »Fall mir nicht ständig ins Wort, Cheftu!« Sie klatschte in die Hände. Als die langsamen Schritte einer Sklavin zu hören waren, sagte sie: »Lege meinen goldenen Schurz und den goldenen Rock zurecht. Sie wollten mit Ägypten verhandeln, und das sollen sie auch!«
    Cheftu seufzte leise. Das Unabänderliche würde seinen Lauf nehmen. »Wo ist der edle Senmut?« fragte er. Hatschepsut reiste nur selten ohne ihn. Es wurde beängstigend still.
    »Er arbeitet an einem ganz besonderen Projekt. Erst schließt er die Arbeiten am Grab seiner Eltern ab. Er stammt zwar aus einer armen Familie, doch er ist ein ehrbarer Mann vor der
    Ma’at.«
    Cheftu verbeugte sich, eine witzlose Geste angesichts der undurchdringlichen Dunkelheit.
    Hat fuhr fort: »Er braucht seine Arbeit nicht im Stich zu lassen, um ein paar aufmüpfige Sklaven zurechtzuweisen.«
    »Ein ganz besonderes Projekt?« fragte Cheftu. »Hat Senmut mit seinem Totentempel in Deir El-Bahri Meiner Majestät nicht das erhabenste aller Bauwerke geschaffen? Wie könnte selbst ein einzigartiger Künstler wie Senmut das übertreffen?«
    »Diesmal erschafft er nicht etwas Schönes, er erschafft etwas Göttliches und Ewiges.« Ihr Tonfall ließ keine weiteren Fragen zu. »Meine Majestät ist Pharao von Ägypten, ewig möge ich leben! Ich habe diesem Land Frieden und Wohlstand gebracht. Meine Majestät hat es nicht nötig, sich vor irgend jemandem zu rechtfertigen.«
    »Sehr wohl, Meine Majestät. Allerdings ist der Frieden, den du dem Land gebracht hast, in Gefahr, in Goshen wie im Süden. Die Kushiten legen es wieder einmal auf eine Machtprobe an. Es wäre doch bestimmt besser, wenn du die Armee aussendest und diesen Aufstand erstickst, bevor er sich ausbreiten kann? Wäre das Gold auf diese Weise nicht besser genutzt?«
    Hats Tonfall war eisig. »Meine Majestät weiß sehr wohl, daß das Land nach Blut lechzt. Meine Majestät weiß, daß die Männer in den Krieg ziehen wollen und daß die Söhne, deren Leben ich in dieser

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