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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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ging. Ihr Lächeln verblaßte, als sie das Entsetzen in den Stimmen um sie herum hörte. Schreie und Rufe, die Re anflehten, sie nicht im Stich zu lassen.
    Ihr Herz begann mit diesen Menschen zu leiden - in ihren Augen war ein Gott gestorben. Zaghaft, weil sie sich vor dem
    Schwall an Informationen fürchtete, den sie erhalten mochte, schaltete sie die »andere« ein. Ihr blieb gerade noch Zeit, die geistige Tür wieder zu verriegeln, ehe sie in den hereinbrechenden Gedanken ertrank. So saß sie sorgsam analysierend im Dunklen und betrachtete die Welt aus RaEms Perspektive.
    Sie sah nichts als Chloe.
    Die Ma’at war niedergeworfen. Das zeitlose Gleichgewicht des Universums war gekippt. Es gab weder Gesetzmäßigkeiten noch Verstand, nur noch Qualen, Verwirrung, Betrug. Selbst RaEm, die einen Hang zu sadistischen Sexualpraktiken und ihre Religion betrogen hatte, war wie betäubt.
    Für RaEm waren dies die dunkelsten Tiefen der ägyptischen Hölle, die Pfade durch die Unterwelt. Überall, wo kein Licht hinkam, warteten Düsternis, Wesen, die die Menschheit vernichten wollten, Ungewißheit und Tod. Dies war nicht einfach eine Sonnenfinsternis oder was auch immer Chloes moderner Verstand sich zurechtlegte. Dies war das Ende der Welt. Unvorstellbare Schrecken waren wahr geworden. Die Ägypter waren abergläubisch.
    Wie die meisten Ur-Gesellschaften setzten sie die Dunkelheit mit dem Bösen und das Licht mit dem Guten gleich. Diese Plage war das Böse schlechthin - und die nackte Angst, die sie in jeder ägyptischen Seele weckte, reichte aus, jeden zum Wahnsinn zu treiben.
    RaEms Verstand rief verzweifelt die von ihr entehrte Göttin und die nicht mehr sichtbare Sonne an. Sie tobte und heulte und verkroch sich, sie bettelte und flehte um Licht. Chloe schloß die geistige Tür. RaEms panische Fassungslosigkeit war zuviel für sie. Die Angst, das Entsetzen waren einfach zu allumfassend.
    Die Dunkelheit war wie etwas Lebendiges, schwer wie eine Wolldecke und genauso beklemmend. Chloe hob die Hand und vermochte sie nicht vor Augen zu sehen. Ihre angeborene Ungeduld würde sie nicht ruhen lassen, während sich ganz Ägypten tagelang verkroch. Wo steckte Cheftu? Langsam erhob sie sich und arbeitete sich Schritt für Schritt zur Tür zum Garten vor. Draußen erwartete sie frischere Luft, und sie spürte, wie sich der Boden unter ihren Füßen änderte.
    Es war nicht mehr das Frühlingsgras von vor wenigen Wochen, doch die nackte Erde war immer noch nachgiebiger als das Steinpflaster. Sie legte den Kopf in den Nacken und hielt nach irgendwelchen Lichtern Ausschau: Sonne, Mond, Sterne, UFOs, ganz egal. Nichts war zu sehen. So legte sie sich im Geist einen Lageplan des Palastes zurecht und schlug vorsichtig den Weg in Richtung Audienzsaal ein.
    Inzwischen war es ruhiger geworden - Chloe spürte niemanden um sich herum, im Gegenteil, es war gespenstisch still. Sie stolperte über die Kante eines gepflasterten Weges und folgte ihm. Wenn sie sich korrekt erinnerte, würde sie auf diese Weise zu Thuts privatem Audienzsaal kommen.
    So tastete sie sich Schritt für Schritt und mit schützend vorgestreckten Armen vorwärts.
    Ein durchdringender Schrei von Osten her ließ Chloe zusammenzucken und fluchen. Ein zweites Mal gellte er durch die Luft, hoch und durchdringend, fast eine Art Warnung. Chloe hörte schnell näher kommende Schritte und drückte sich an eine Wand, irgendeine Wand, dann hörte sie einen Läufer vorbeilaufen, mit tiefen, gleichmäßigen Atemzügen, direkt auf Thuts Gemächer zu.
    Woher wußte er, wohin er mußte? fragte sie sich und trat von der Wand weg. Auf halbem Wege durch den langen Gang -wenigstens nahm sie an, daß es der lange Gang war - hörte Chloe das donnernde Echo der Türen, die gegen die Außenmauern schlugen, dann das Klirren von Rüstungen und das Klatschen unzähliger Sandalen.
    Brummelnde Männerstimmen schwappten um sie herum hoch, so daß sie sich zurückzog, je näher die Stimmen kamen, jedoch ohne abschätzen zu können, wie nahe sie tatsächlich waren.
    Wenig später drang Thuts offenkundig mißbilligende Stimme an ihr Ohr. »Der Zeitpunkt hätte nicht ungünstiger sein können. Als ich mir heute morgen das Horoskop gelegt habe und darin stand, daß mir heute ein roter Hahn schreit, hätte ich ahnen können, daß das eine Katastrophe bedeutet! Diese Apiru-Gottheit ist fest entschlossen, Ägypten in die Knie zu zwingen. Das wird vielleicht eine Überraschung für Ramoses, wenn Hat-schepsut, ewig

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