Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
langen Friedenszeit geschützt habe, ihrer Sicherheit überdrüssig sind. Trotzdem wird Meine Majestät nicht die Hoffnungen und Freuden der Mütter Ägyptens aufs Spiel setzen, nur um die Bedürfnisse ihrer gelangweilten männlichen Untertanen zu erfüllen! Du überraschst mich, Cheftu! Aus dir hat stets die Stimme der Vernunft gesprochen. Selbst als ich dich ein einziges Mal in die Schlacht zerren wollte, hast du dich geweigert zu kämpfen und dich statt dessen um die Gefallenen auf beiden Seiten gekümmert. Hast du dich in der zornerfüllten Gegenwart meines Neffen-Sohnes derart verändert?
    Oder bedeutet dein Vorschlag nichts anderes, als daß Meine Majestät vom Thron abtreten und Horus-im-Nest die Doppelkrone überlassen soll?«
    Cheftu versuchte, sich seine Angst nicht anhören zu lassen. In seinen Eingeweiden rumorte und tobte es. Wußte sie von dem Treueid, den er Thut geschworen hatte? Oder war sie einfach nur wütend, weil sie keine Kontrolle darüber hatte, was mit ihrem geliebten Ägypten geschah?
    »Meine Majestät«, begann er vorsichtig, »ich will nur das Beste für Ägypten. Ich habe mein Leben dem Dienst an unserem Land geweiht. Es macht mir Sorgen, daß die Menschen unzufrieden mit dem Frieden und dem Wohlstand sind, die du ihnen in der Weisheit der Götter hast zukommen lassen. Wäre es nicht klüger, eine kleine Armee zusammenzustellen und die Kushiten niederzuschlagen?
    Würdest du damit den Wünschen des Volkes nicht besser gerecht werden als mit noch einem Bauwerk? Du hast schon so vieles von dem wieder aufgebaut, was während der Zeit der Hyksos in Ägypten verlorengegangen war; genügt das nicht?«
    »Nein.«
    Sie saßen in der Dunkelheit, Cheftu voller Angst angesichts der Kälte in Hats Stimme. »Hast du mir stets all deine Geheimnisse offenbart, Hemu neter? Mein Verschwiegener?«
    In der Dunkelheit zog Cheftu die Stirn in Falten. »Das habe ich, Meine Majestät.«
    »Du hast mir nie etwas verheimlicht? Keine magischen Formeln, keine geheimen Sprachen?«
    Cheftu, in die Enge getrieben, antwortete ruhig, obwohl es in seinem Magen brodelte. »Nein, Meine Majestät. Mit meinen Fähigkeiten habe ich dir ganz allein gedient.«
    »Schwörst du das?«
    »Ja.« Hoffentlich fiel ihr das kurze Zögern nicht auf.
    »Bei allem, was dir heilig ist?«
    »Ja«, wiederholte er verwirrt. So verhielt sich Hat sonst nie.
    Was war los?
    »Beim Ka deines Freundes Alemelek?«
    Säure schwappte ihm in die Kehle, und er schluckte schwer, bemüht, den kalten Schweiß zu ignorieren, der ihm am ganzen Leib ausbrach. »Ich bitte um Vergebung, Majestät!«
    »Alemelek. Du besitzt Zeichnungen, die er angefertigt hat. Skizzen und Zeichnungen, die mit nichts zu vergleichen sind, was mir je vor Augen gekommen ist. Und mit einer derart fremdartigen Schrift versehen, daß sie von den Ufern der Nacht stammen muß, denn nicht einmal Seth würde die Bilder der Götter beiseite schaffen.«
    Dahin waren seine Zeichnungen also verschwunden. Um nur zwei Dinge hatte Alemelek ihn gebeten, und bei einem hatte er versagt. Was für die Zukunft bestimmt war, hatte man bereits jetzt entdeckt. Was würde diese Entdeckung noch nach sich ziehen?
    »Wer spioniert für dich, Majestät?«
    »Dieselbe, die mir berichtet hat, daß du der Herrin RaEmhe-tepet nicht helfen wolltest, ihr Amt wieder einzunehmen, indem du sie von ihrem Kind befreist, und die das darum selbst in die Hand nehmen mußte!«
    Asst, dachte Cheftu. Die kleine Dienerin Basha. Sie war seit der Nacht von Chloes Fehlgeburt untergetaucht, und seither waren auch seine Schriftrollen verschwunden.
    »Ihr wißt wohl alles, Majestät?«
    »Ganz im Gegenteil, Zauberer. Nachdem man diese Dinge in deinen Gemächern gefunden hatte, wurde beschlossen, auch deine Häuser in Waset, Gebtu und Noph zu durchsuchen. Weißt du, was wir dort gefunden haben?«
    Wie erschlagen stand Cheftu vor ihr. Es war alles vorbei.
    »Noch mehr von diesen Khef-Schriften. Seitenweise zusammengebunden. Sind das Zaubersprüche, Magus? Oder Flüche? Aus dieser Welt oder einer anderen? Hast du eine vernünftige Erklärung, warum du absichtlich deinen Pharao täuschen solltest?«
    Fieberhaft nachdenkend stand Cheftu in der Dunkelheit. Sie hatte seine Bücher entdeckt, die vielen Seiten voller Notizen, die er in den ersten Jahren hier verfaßt hatte, in der Hoffnung, sie eines Tages bei seinen Forschungen verwenden zu können. Die Dunkelheit war unheilverkündend, und er fragte sich, wo in diesem nachtschwarzen Raum

Weitere Kostenlose Bücher