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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Cheftu hatte sich die Skizze sofort eingeprägt und gebetet, daß sie korrekt war.
    Der Mond legte schwarz-silberne Umrisse um alles. Aus dem Gebäude heraus hörte man die Stimmen der verbliebenen Prie-sterinnen. Nirgendwo war ein Wachtposten zu sehen. Hat-schepsut würde damit rechnen, daß er etwas unternahm, und Vorbereitungen treffen, das wußte er. Daß er nicht in der Lage war, ihre Maßnahmen zu erkennen, ließ seinen Magen rebellieren; doch er hatte keine Wahl. Er kroch vorwärts.
    Sie trugen keine Sandalen, denn sie wollten lautlos durch die steinernen Kammern gelangen. Cheftu zuckte zurück, als sie an einen Quergang kamen und er die unverkennbaren Umrisse eines kushitischen Wachpostens ausmachte. Um ihn herum loderten mehrere Fackeln, und sein Schwert war bereits gezückt. Das Licht spiegelte sich auf seiner ebenholzschwarzen Haut, die im Kontrast zu seinem weißen Schurz und Lederkragen noch dunkler wirkte. Zusätzlich trug er ein Messer in seinem Schienbeinschutz, eine weitere Klinge außen am Oberarm und einen Köcher um die Brust. Der dazugehörige Bogen lag auf einem Tisch hinter ihm.
    Cheftu fluchte still in sich hinein. Der Mann war bewaffnet wie ein Straßenräuber. Was sollten sie tun? Er spürte einen Druck auf seinem Arm und sah sich um. Ameni stand hinter ihm, einen kleinen Dolch in der Hand wiegend, den er in den richtigen Winkel zu bringen versuchte. Sie hatten nur einen einzigen Versuch. Cheftu wich in den Schatten zurück. Ameni verfehlte sein Ziel nicht, und der glücklose Wachposten sank langsam in die Knie, bevor er vornüber kippte und den Dolch damit noch tiefer in seine Brust trieb.
    Sie warteten unendlich lange Sekunden ab. Der Wachposten war ganz leise umgekippt, doch Cheftu wurde fast wahnsinnig vor Angst. Wie Geier den Leichnam umkreisend, stellten sie seinen Tod fest und nahmen ihm seine Waffen ab. Er hatte vor einer Gabelung im Gang Wache gestanden, deren einer Zweig zu einer Falltür wurde, während sich der andere im Dunkel verlor. Diesen Gang hatte Ankhem-Nesrt nicht auf ihrem Plan eingezeichnet. Sie teilten sich auf; Meneptah ging mit Cheftu, Makab mit Ameni.
    Als sie die Leiter unter der Falltür hinabstiegen, mußte sich Cheftu beherrschen, um Meneptah nicht fortzuschicken. Es war möglich, daß er heute nacht sterben würde, der nächste Tote, der auf Cheftus Schultern lastete. Seine Gedanken verpufften, als er leise, verstohlene Schritte hinter sich hörte. Er sprang von der Leiter und wirbelte zu seinem Gegner herum. Ihm stockte der Atem, als die ausgestreckte Klinge in den Unterleib des Wachpostens fuhr, doch danach nahm er nichts mehr wahr, während er den Kushiten niederrang, ihm die Luft abdrückte und ihn erst wieder losließ, als er seinen Körper schlaff werden spürte. Er prüfte den Pulsschlag: nicht tot. Nach einem Moment des Zögerns winkte er Meneptah zu sich her, und sie rannten mit fliehenden Füßen durch den abschüssigen Gang.
    Chloe fuhr aus dem Schlaf hoch, denn sie hatte ein Geräusch gehört, das weder von den raschelnden Ratten noch von ihrem knurrenden Magen oder dem schnarchenden Wachposten neben ihrem Verschlag stammte. Sie setzte sich auf, zog dabei an ihrer Kette und weckte ihn dadurch auf. Er grunzte kurz und legte sich wieder hin. Es war ein teuflisch ausgetüfteltes Arrangement, dachte Chloe. Sie befand sich in einer kleinen Kammer und war mit den Fußgelenken an einen Wachposten in der äußeren Kammer gefesselt, allerdings mit einer Tür zwischen ihnen beiden. Er bekam jede ihrer Bewegungen zu spüren - und fast immer wachte er davon auf. Sie seufzte tief. Wenn jemand in die Zelle blickte, würde er nur eine Einzelzelle mit einem Gefangenen - dem Wachposten - sehen und weitergehen. Bestimmt würde er nicht hinter eine allem Anschein nach massive Mauer blicken, in der nur unten ein kleiner Spalt für ihre Ketten freigelassen worden war. Sie starrte an die Wand, als sie das Geräusch erneut hörte, Metall, das auf Metall prallte. Ihr Wachposten fuhr hoch und öffnete die Tür zum Gang. Sie hörte ihn schreien und spürte, wie sein Körper sich nach vorn bewegte, wodurch sie automatisch an ihrer Fußgelenkfessel mitgerissen und gegen die Wand geschleudert wurde. Mit ersterbender Stimme rief sie nach Cheftu ... und glitt in die Dunkelheit.
    Der Mann war tot, der Raum leer, nirgendwo war eine weitere Tür zu entdecken. Ameni besah sich das Gemetzel, die blutbespritzten Wände, die enthaupteten und verstümmelten Leichen der Männer, die nur

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