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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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schließlich wieder ihre Körbe zu schultern. Als sich die Stämme um Moshe versammelt hatten, Abrahams Sterne millionenfach über sich, senkte sich Schweigen über die Menge.
    Moshe warf sich zu Boden, und die Stämme taten es ihm gleich, denn hinter Moshe stieg eine Flammensäule auf, die bis in den Himmel reichte, sich windend und Flammen speiend, doch ohne irgend etwas zu verbrennen oder Wärme abzugeben.
    Der ehemalige ägyptische Prinz erhob sich und rief über die ehrfürchtig gesenkten Köpfe hinweg: »Höre, o Israel! Elohim ist der eine Gott! Er geht uns voran! Sehet das Feuer seiner Macht, seiner Weisheit und seines Ruhmes! Erhebt euch!« Wie ein Mann erhoben sie sich und folgten dem Flammentornado.
    Cheftu blieb wie angewurzelt und mit aschfahlem Gesicht stehen. »Ist dir klar, wohin wir gehen, Geliebte?« fragte er.
    »Wir sehen so große Wunder und werden doch so bald vergessen.«
    »Wann erwarten wir Thut?« fragte Chloe ruhig.
    Er drehte sich um und antwortete: »Es sind schon mehrere Tage vergangen. Wenn sie jetzt noch nicht da sind, dann werden sie vielleicht erst nach den siebzig Tagen kommen, die man zur Einbalsamierung braucht. Damit hätten wir siebzig Tage, um ans Meer zu gelangen.«
    Chloe nickte und hatte erneut das Gemetzel in Ägypten vor Augen. Die zahllosen Toten, die einbalsamiert, begraben und betrauert werden mußten. Die vielen Menschen, auf die Ägypten wegen eines sturen Königs und eines allmächtigen Gottes würde verzichten müssen. Sie schleppte sich an Cheftus Seite weiter, während ihr Geist wie ein psychotischer Schmetterling von einem Ereignis zum nächsten taumelte.
    GOSHEN
    »Pharao, ewig möge sie leben!, ist hier eingetroffen«, rief Ameni Thut zu.
    Er saß in seinem braunen, kahlen Garten, wo die Brunnen bis auf ein paar dunkle Stellen ausgetrocknet waren, ein Überbleibsel des Blutes, das sie einst gefüllt hatte, bis der Israelit auf Thuts Bitte hin dieser Plage ein Ende gemacht hatte.
    Thut war unrasiert, in sein blaues Trauergewand gekleidet, und seine Augen waren rot von den Qualen der Menschen, die ihn besucht hatten. Seine Magier hatten ihn, ihre Kinder oder Geschwister am Arm haltend, für die Sturheit verflucht, die ihre Angehörigen das Leben gekostet hatte.
    Er war nicht bereit, Pharao gegenüberzutreten, nicht solange er zugeben mußte, daß die Israeliten, diese unwissenden, ungehorsamen Sklaven, ihn besiegt hatten. Vielleicht war er tatsächlich nicht geeignet für den Thron, dachte Thut. Im Grunde wollte er nur, daß er und sein Volk in absoluter, vollkommener Sicherheit leben und beten konnten.
    Er fuhr sich mit zittriger Hand über das Gesicht. Sie würde das nicht verstehen.
    Herbeieilende Sklaven warnten Thut vor der bevorstehenden
    Schlacht. Müde erhob er sich, den Blick zu Boden gesenkt.
    »Heiliger Osiris!« hörte er sie sagen. »Selbst im Garten des Gottes hat dieses Unheil zugeschlagen?« Aus ihrer Stimme sprachen Entrüstung und mehr als nur leise Angst. Sie sah nicht gut aus.
    Ihr einst glänzendes schwarzes Haar war matt geworden und hing ihr in dünnen Zöpfen über den Rücken. Sie trug eine Tunika mit Schurz und zeigte ihren königlichen Rang nur durch den Brustschmuck zwischen ihren vollen Brüsten. Der Bleiglanz um ihre Augen hob die dunklen Schatten darunter noch hervor. Sie fixierte Thut, und er senkte den Kopf, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob sie zufrieden war oder nicht.
    Sie wandte sich zu ihrem Gefolge um. »Bringt meinem Neffen und mir Bier und etwas zu essen!« verlangte sie. »Dann laßt uns allein.« Hat setzte sich auf die Bank ihm gegenüber und ließ den Blick über die blattlosen, knorrigen Weinranken und die winterlich laublosen Bäume wandern, deren Stämme nicht einmal mehr von Borke umhüllt waren.
    Jeder Grashalm, jedes Papyrusrohr, jede Blüte in dieser so fruchtbaren Gegend ... weggefressen.
    Spürt sie wenigstens ein Beben in ihrer Seele, fragte er sich, wenn sie ihr verwüstetes Land und ihren Neffen sieht, der nur noch eine leere Hülle ist? Er hatte seit Tagen nicht mehr gebadet, und sein Gewand schlotterte ihm am Leib. Hat streckte eine mit Henna bemalte Hand aus und legte sie auf sein Bein. »Ich spüre deine Trauer, Thut. Auch ich habe niemanden.« Ihre Stimme brach, und sie richtete sich auf. »Ich habe niemanden mehr, der mir beisteht.«
    Er sah sie scharf an. »Selbst in diesem Augenblick der Trauer kannst du nur an deine Macht und an die Thronnachfolge denken Hatschepsut?« Seine

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