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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Menschen wickelten sich zum Schlafen in ihre Unhänge. Chloe schirmte die Augen ab, bis die schwere Wolke, die jeden Tag den Himmel überzog, den Himmel verdunkelte und eine frische Brise vom Meer her die Luft abkühlte.
    Sie stand auf und trug die getöpferten Teller in den Sand. Dort kauerte sie nieder, schrubbte alles mit Sand sauber, reinigte die poröse Oberfläche und packte alles wieder zusammen. Sie war schläfrig und legte sich im Schutz ihres Umhangs zur Ruhe, die Wange auf Cheftus gleichmäßig schlagendes Herz gebettet. »Ich bin so froh, daß du bei mir bist«, meinte er schläfrig. »Wir gehören zusammen. Nicht einmal die Zeit konnte uns trennen.«
    »Wenn du dir ein Zeitalter aussuchen könntest, in das du zurückkehren könntest, Cheftu, für welches würdest du dich entscheiden?« fragte sie, die Augen im Schatten halb geschlossen.
    Er stützte sich auf einen Ellbogen und streckte die Hand nach dem Wasserschlauch aus. »Woher hast du nur diese Fragen, hau?« Er lachte. »Aus Ägypten? Wenn ich es mir aussuchen könnte?« Er dachte kurz nach, trank dabei einen kleine Schluck und lauschte, während sich die Geräusche von vielen tausend Menschen in der Stille des Tages verloren. »Die Zeit Salomons. Den Tempel in Jerusalem zu sehen ... aii, das wäre wunderbar, phantastisch. Und du, chérie?«
    Chloe blickte über die Sanddünen hinweg und zu den dahinter aufsteigenden Felsenklippen. Berge auf der einen Seite, das Meer auf der anderen. »Wenn ich durch die Zeit wandern könnte?« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre ich in meiner Zeit geblieben. Geschichte hat mich nicht besonders interessiert. Fortschritt und Veränderung ... alles sollte schneller, technischer werden. Ich wäre in die Zukunft gereist.« Sie feixte. »Ich wette, da haben sie noch mehr Eiskrem-Sorten.«
    »Wohin würdest du also gehen?«
    Chloe biß sich auf die Lippe. Ohne dich nirgendwohin, wollte sie sagen. »Ich weiß nicht.«
    Sie lachten und schmiegten ihre müden Körper aneinander. Wenig später meinte Cheftu: »Es überrascht mich, daß du eine solche Frau der Zukunft bist«, sagte er. »Du hast dich so gut in diese Welt eingefügt.«
    »Indem ich Pharao vor den Kopf gestoßen habe, ein Mädchen umgebracht habe -«
    »Chloe. Non, das war nicht deine Schuld. Du hast es nicht gewußt.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich habe einen ziemlichen Schlamassel angerichtet.« Außer bei meiner Kunst, dachte sie. Meine Fähigkeiten haben sich vervielfacht. Mein Gedächtnis ist schärfer geworden. Ich bin als Künstlerin viel besser als je zuvor. Irgendwie wird Cammy meine Arbeiten finden. Ich muß die Exodus-Paneele zusammenleimen und sie verstecken.
    »Le bon Dieu wird es schon regeln.«
    »Was regeln?«
    »Alles.«
    Ein durchdringendes Hornblasen riß sie aus dem Schlaf, und Chloe merkte, nachdem ihr Herz erst wieder zu schlagen begonnen hatte, daß es Atmu war ... Zeit zum Weiterziehen. Sie stand auf. Cheftu half ihr, alle Habseligkeiten zusammenzupacken und Brot und getrocknetes Obst zu verteilen, das sie jeden Tag aßen. Als sie sich umdrehte, zog er sie im violetten Rauch der Dämmerung in die Arme. »Wir werden ein neues Leben finden, Chloe. Gemeinsam.« Seine Lider senkten sich. »Nicht in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart.« Er gab ihr einen Kuß auf die Nase. »Vergiß das nicht, wenn die Zeiten schwerer werden, chérie.«
    Hatschepsut, ewig möge sie leben!, stürmte in den Raum. »Das muß ein Ende nehmen!« brüllte sie Thut an. »Du kannst nicht immer nur dasitzen wie ein Toter vor dem Öffnen des Mundes! Du bist Horus-im-Nest! Du mußt uns rächen!«
    Er sah sie mit leeren Augen an.
    »Wir werden Amun-Re um Führung bitten! Wir müssen diese Sklaven in Ketten zurückbringen!«
    »Ich werde sie nicht verfolgen, Tante«, erwiderte Thut monoton. »Sie haben einen mächtigen Beschützer. An meinen Händen soll nicht das Blut von noch mehr Ägyptern kleben. Er wird uns mit Sicherheit alle vernichten.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?« zeterte sie. »Ist es dir vollkommen gleichgültig, welchen Eindruck du damit bei unserem Volk erweckst?«
    »Ganz bestimmt nicht. Aber dieser Gott ist ... er ist ... einzigartig. Ich werde mich nicht noch einmal gegen ihn stellen.«
    Sie schritt mit geballten Fäusten im Raum auf und ab. »Ich habe dich nie für einen Feigling gehalten, Thutmosis der Dritte. Wir sind das Große Haus! Wir müssen siegen! Anders zu handeln hieße,

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