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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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hielt vergeblich Ausschau, während sich vor seinen Augen wiehernde Pferde aufbäumten, deren Angstschrei sich mit den entsetzten Rufen der Männer mischte, die vergeblich gegen die Wassermassen anzukämpfen versuchten. Für einen winzigen Moment traf sein Blick auf Hats; die schwarze Wildheit ihrer Augen grub sich tief in sein Gedächtnis ein, bevor sie von den donnernden Wogen verschlungen wurde.
    Innerhalb weniger Sekunden stand Cheftu knietief im Wasser. Eilig kletterte er auf die Felsen zurück, ängstlich bemüht, auf höheres Gelände zu gelangen. Die Angst zuckte und wand sich in seiner Magengrube wie etwas Lebendiges und fachte den Widerwillen gegen diesen so erhabenen Gott der Hebräer an - und gegen seinen eigenen Glauben. Schließlich hockte er in einer Felsspalte hoch über dem Meer.
    Das tosende Wasser war voller Köpfe und Arme und Hände, die sich irgendwo festzuklammern versuchten. Die Schreie gingen im Klatschen der Wogen unter. Er stand auf, denn er suchte nach Hatschepsuts Streitwagen - und entdeckte ihn. Er dümpelte seitlich im weißschäumenden Wasser, und über einem Rad hing Hats Leiche, auf einer goldenen Radnabe gepfählt, das Gesicht eine Fratze des Hasses. Sie würde nicht mehr ewig leben .
    Ägypten war tot.
    In Cheftu rang der Ägypter mit dem Franzosen. Er spürte dieselbe Trauer, die der wahre Cheftu gespürt hätte, doch er empfand sie wie durch ein Prisma. Das Wissen, daß Gott wahrhaftig die Israeliten gerettet hatte, so wie es in den Büchern der Sonntagsschule gestanden hatte, stritt mit dem Bewußtsein, Hatschepsuts Leiche nicht bergen zu können, damit sie würdig bestattet werden konnte.
    Die Götter würden sie vergessen, obwohl sie den beiden Ländern solchen Wohlstand und Frieden gebracht hatte. Einen Moment mußte er an die Gefährtin denken, der er seit so vielen Jahren vertraut hatte, die er respektiert und aus der Ferne geliebt hatte. Sie hatte ihn angezogen: mit ihrer Stärke, ihrer Entschlossenheit zum Frieden, ihrem Wunsch, das Land zu verschönern und den Göttern zu neuem Glanz zu verhelfen. Cheftu mußte an die Festmahle denken, bei denen sie zusammengesessen hatten, an die Lieder, die sie gemeinsam gesungen hatten, wenn sie nicht in Waset geweilt hatten, und immer wieder an die Goldene Göttin, die jedem gegenüber hatte Gnade walten lassen, bis sie an ihrer eigenen Paranoia zugrunde gegangen war.
    Er fühlte sich leer; er hatte einen Anker im Leben verloren. Wer er war und was er tat, hatte er zum großen Teil ihr zu verdanken. Er hatte sie geliebt und war ihr bis fast zum Schluß treu gefolgt. Sand flog ihm ins Gesicht, als er über seinen notwendigen und doch hinterhältigen Betrug nachdachte. Hätte er den Lauf der Dinge ändern können? Hätte er diesen schändli-chen Tod verhindern können?
    Der Pfad war verschwunden, jede Spur davon unter Khetus von Wasser begraben. Mit Mühe konnte er am Horizont kleine Punkte ausmachen. Er stand an der Spitze des Sinai, und sie waren in Arabien. Doch zwischen ihnen lagen so viele Henti, daß es genausogut über hundert Jahre hätten sein können.
    Die Israeliten waren in Sicherheit.
    Er war allein.
    Müde setzte er sich hin und ließ seinen Schurz in den wütenden Winden trocknen, die über das Wasser heranbrausten. Ich sollte die Leichen an Land ziehen, die ans Ufer gespült werden, dachte er, doch er rührte sich nicht vom Fleck. Die Sonne stieg in den Himmel, und ihre Spiegelung auf dem türkisen Wasser blendete ihn. Noch nie hatte er sich so einsam gefühlt. Der Geist, der im Alter von sechzehn Jahren den seinen durchdrungen hatte, schien ebenfalls verschwunden.
    Chloe war verschwunden. Vielleicht wanderte sie eben jetzt auf der Suche nach ihm durch die Wüste; nun würde sie zu einer Gestalt aus der Bibel werden. Er ließ die Einsamkeit in Wellen über sich hinwegwaschen, die ebenso zerstörerisch waren wie jene, die seine Freunde, Feinde und Pharao vernichtet hatten. Er spielte mit dem Gedanken, sich in die Fluten zu stürzen und gemeinsam mit seinen Landsleuten in den blauen Wellen zu ertrinken.
    Schließlich richtete er sich auf, suchte einen Weg zurück ans Wasser und versuchte, an nichts anderes zu denken als daran, die Leichen zu retten. Bald befand er sich auf dem sandigen Weg, der zu »Gottes Pfaden« geführt hatte. Der Seegang hatte sich inzwischen gelegt, die Wellen waren so hoch wie gewöhnlich am Roten Meer. Er krabbelte über die Felsen und fahndete im flachen Wasser nach Leichen.
    Stundenlang suchte

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