Die Prophetin von Luxor
unglückliches pelziges braunes Ding erlegt, das unter den Bäumen durch das Gras gehuscht war. Das durfte Cheftu abziehen. Stolz und angeekelt zugleich hackte sie den Vögeln die Köpfe ab, rupfte sie und schnitt sie auf.
Dann gab sie ihr Frühstück wieder von sich.
Da sie nicht genau wußte, was als nächstes zu tun war, spießte sie die Tiere auf einen Stock und hängte sie über das Feuer. Blutstropfen fielen auf die Steine darunter und verbrutzelten. Chloe nahm an, daß die Vögel eine Weile brauchen würden, also ging sie schwimmen. Das Wasser war phantastisch warm und reinigend und wusch die tagealte Schmiere von ihrer Haut. Als sie wieder an Land kam, hockten um ihr Feuer herum riesige, häßliche Vögel, die an dem Fleisch auf dem Spieß herumhackten. Brüllend rannte Chloe auf sie zu, voller Zorn, daß ihr schwer erarbeitetes Essen stibitzt wurde.
Bis sie das Feuer erreicht hatte, waren die Vögel weggeflogen, wobei sie allerdings das tote braune Pelztier mitgenommen hatten. Chloe blickte zum Himmel auf.
Die Sonne war bereits auf dem Weg nach Westen, bis zur Abenddämmerung waren es vielleicht noch drei Stunden. Entschlossen packte sie ihren Wurfstock, malte sich die Augen mit Holzkohle schwarz und machte sich auf, das Essen zu erlegen.
Als die Sonne unterging, saß sie wieder neben dem Feuer und drehte drei mit Kammuscheln gefüllte Vögel über den Flammen. Beim Ausnehmen war ihr wieder schlecht geworden, doch das Knurren ihres Magens hatte dazu beigetragen, ihre Übelkeit schneller in den Griff zu bekommen.
Ohne das Feuer aus den Augen zu lassen, ging sie in die größte Höhle, wo sie aus einigen Palmwedeln ein Bett auslegte, das weicher und besser gepolstert war. Sie hatte auch einen vierkantigen Stein entdeckt, den sie neben dem Bett aufstellte, dann zündete sie etwas Weihrauch an, um den Duft des vorigen Höhlenbewohners zu vertreiben. In der kleinen Höhle, in der sie die vergangene Nacht verbracht hatte, lagerte sie das Essen, jedenfalls das wenige, was davon noch übrig war, wobei sie Säcke an geknickten Ästen aufhängte, um sie vor diebischen Tieren zu schützen.
Sie hatte sogar ein paar Palmwedel zu großen, starren Tellern zusammengewoben. Dann wartete sie. Und wartete, in ihren Umhang gehüllt, während der Mond über den Himmel wander-te. Der junge Kater tauchte als erster wieder auf.
Sie drehte sich um und sah Cheftus schwarze Silhouette die Klippen herunterklettern. Als er in den Feuerschein trat, erkannte sie, daß sein Körper und seine Kleider schlammbedeckt waren. Er überreichte ihr eine Faustvoll getüpfelter brauner Eier, sah wohlwollend auf das Feuer und ging sich dann waschen.
Ihre Teller brachten ihn zum Lächeln, und sie schickten ein schnelles Dankgebet zum Himmel, wie sie es getan hatten, seit sie zu den Apiru gestoßen waren, dann rissen sie das Fleisch von den zähen, übergaren Vögeln. Sie bissen auf mehr als nur eine verschmorte Feder, doch Chloe fand, daß das Mahl alles in allem genießbar war. Cheftu war offenbar ihrer Meinung - er lutschte die Knochen ab und brach sie auf, damit der kleine Löwe an das Mark kam.
»Das Tier braucht einen Namen«, meinte Chloe beiläufig.
»Wenn wir nach seinen Eßgewohnheiten gehen, wäre >Dieb< ein guter und passender Name«, antwortete Cheftu, während er dem Fellbündel einen noch nicht abgenagten Knochen aus den Pfoten riß.
Chloe grinste. »Ich hätte mir etwas Netteres vorgestellt, schließlich scheint er bei uns bleiben zu wollen.«
»Wie war’s mit >Miuw«
»Ich werde doch keinen Löwen >Katze< nennen! Er hat einen besseren Namen verdient, nicht wahr, mein Lieber?« gurrte sie dem schnurrenden Tier zu.
»Bast?«
»Das ist fast so schlimm wie >Katze<.«
»Wie war’s mit Ankh? Ich meine, er hat uns zum Wasser geführt und uns damit das Leben gerettet.«
»Wie ein Engel«, sann Chloe nach.
Cheftu schnaubte. »Wenn er ein Engel ist, dann haben die hier aber andere Regeln als zu meiner Zeit!«
»Weil er deinen Fisch geklaut hat?«
»Ganz genau. Mein Mittagessen hat er auch gestohlen. Er lebt davon.« Sie sahen den kleinen Löwen an, der auf den Hinterläufen saß und sich den Bauch leckte, entspannt wie ein nasser Lappen und dick wie ein Panda.
»Also gut, er soll >Dieb< heißen«, erklärte sich Chloe einverstanden. »Aber auf englisch.«
»Thief? Eine gute Wahl«, befand Cheftu und trank einen langen Schluck.
Chloe stand auf und überließ der Raubkatze die Vogelreste. Cheftu sah Chloe an. »Willst
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