Die Prophetin von Luxor
du hier am Feuer sitzen bleiben?« fragte sie ihn.
Er kam auf die Füße und blieb ihr gegenüber stehen, den Körper von den Flammen rot umrahmt. »Soll ich?«
Chloe stockte kurz der Atem und in ihrem Leib begann es zu glühen. »Nein, Cheftu. Komm mit mir ins Bett ... bitte.«
Er schwieg einen Augenblick. »Wir sind immer noch sauer aufeinander.«
»Das ist mir egal. Ich will dich.« Sie streckte die Hand aus, berührte seine warme Haut. »Bitte.« Sie packte seinen Gürtel und zog ihn näher. Er roch erdig, und Chloe wurde bewußt, daß er mit getrocknetem Schlamm überzogen war. Sie küßte einen sauberen Hautfleck dicht über seinem Schlüsselbein.
»Wollen allein genügt mir nicht.« Er packte sie bei den Schultern und hielt sie auf Abstand. »Ich habe dir alles gegeben, Chloe, ich habe alles für dich gegeben. Und immer noch willst du mehr. Immer geht es darum, was du willst.«
»Cheftu?« Chloe war wie vor den Kopf geschlagen. So sah er sie also? Besitzergreifend und gierig?
»Heute nacht werde ich nicht nachgeben. Ich liebe dich. Ich würde für dich sterben. Doch ich werde es nicht dulden, daß ich für dich nur ein Zeitvertreib sein soll.«
Er wich zurück. »Mir ist klar, daß du nicht für alle Zeit mit mir zusammenbleiben möchtest.« Sein Blick durchbohrte sie. »Obwohl ich das gerne hätte. Auch wenn das kleinlich ist, kann ich es heute nacht nicht ertragen, dir nahe zu sein.«
Chloe stand still wie ein Xenotaph, dann sank sie langsam zu Boden.
»Ich werde einen Weg heim für dich finden«, sagte er und ging davon.
Tränen brannten sich eine Bahn durch die Maske aus Staub und Sand, die ihr Gesicht überzog. Den Begriff »Daheim« hat-te sie nie mit einem bestimmten Ort, sondern stets mit bestimmten Menschen verbunden. Jetzt war sie dort daheim, wo Cheftu war. Zu dumm, daß ihr das nicht rechtzeitig aufgegangen war.
16. KAPITEL
Der Morgen dämmerte, und Chloe rekelte sich genüßlich in ihren Decken. Cheftu lag neben ihr auf dem Bauch und diente ihr mit seinem Rücken als Kissen. Ein liebevoller Kuß wurde mit einem schläfrigen Grunzen belohnt. Hinter dem Höhleneingang konnte sie den Strand sehen. Es war Ebbe, und die frühmorgendlichen Wolken am Himmel waren in dezentem Violett, Rosa und Orange getönt. Das Lärmen der Vögel verwehte im Wind, und Chloe lächelte. Thief hatte sich zwischen ihnen zusammengekuschelt, sein Kopf ruhte auf Chloes Bein, sein Leib lag eingerollt auf Cheftus Waden. Chloe fuhr mit der Hand über Cheftus welligen, festen Leib, der im Schlaf vollkommen entspannt wirkte.
Er brummelte, rührte sich aber nicht, als sie ihn auf Rücken und Hals küßte, also wälzte sie sich auf den Bauch und blickte hinaus in den rosigen Morgen. Der Himmel war silbern umsäumt und die Luft voller Vogelgezwitscher.
Cheftus heiße Hand reiste über ihren Rücken an ihre Schulter. Chloe drehte sich um und genoß wenig später seine schlaftrunkenen Liebesbezeugungen. Schweigend bewegten sie sich miteinander im Takt, Cheftu mit jeder Sekunde wacher wer-dend. Er zog sich zurück, drückte einen ihrer Füße gegen seine Brust und küßte ihn, damit sie seine Bewegungen noch intensiver spürte.
»Sieh mich an!« befahl er heiser. Verträumt schlug Chloe die Augen auf. »Ich will, daß du mich ansiehst . du sollst wissen, daß ich es bin. Ich bringe dich zum Brennen; mein Körper bewegt sich in dir - und während all der Jahre, die du lebst, werde ich stets der Erste gewesen sein. Ich habe deine Seele gezeichnet. Gib dich mir ganz, Chloe.«
Seine Worte klangen kehlig und waren kaum zu verstehen, doch Chloe sah die glühende Begierde in seinem dunklen Gesicht. Sie spürte, wie etwas in ihr brach, wie alles zerschmolz, was ihr Wesen ausmachte, wie sich alles aufzulösen begann -ihre Identität, ihre Ziele, ihr Leben. Und damit einher ging eine laserstrahlklare Wahrnehmung dieses Mannes und davon, wer er war. Was er ihr bedeutete.
Schwer atmend versuchte Cheftu, nicht die Beherrschung zu verlieren, und durchbohrte dabei ihr innerstes Selbst mit seinem Zorn, seiner Liebe, seiner Verzweiflung. »Auch wenn du mich verläßt, wirst du dich an mich erinnern ... seulement!«
Sie spürte den Höhepunkt in ihrem Unterleib, aufgerollt wie eine Sprungfeder, sie klammerte sich an ihm fest, keuchend und schwitzend, an ihn gefesselt durch ihre Gefühle und ihre Empfindungen. Cheftu nahm alles, was sie ihm schenkte, und gab sich selbst dafür - seine Hoffnungen, Träume und Enttäuschungen -, seine
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